St. Peter und Paul in Stadelhofen: Eine Predigt, die zu überraschen weiß
Autor: Stefan Fößel
Stadelhofen, Sonntag, 27. Oktober 2019
Trotz frühem Gottesdienstbeginn füllt sich das mächtige Kirchenschiff in Stadelhofen zu zwei Dritteln. Eine Jesusfigur muss weichen.
Das Urteil unseres Testers:
Der Gottesdienst in Stadelhofen überzeugte durch eine wohltuende Atmosphäre und wurde von den Gläubigen gut mitgefeiert. Der Gastpfarrer aus dem Forchheimer Raum bot den ritualisierten Rahmen, besondere Akzente setzten der gute Organist, der engagierte Diakon und das prachtvolle Gotteshaus. Auch in diesem Fall bleibt der Gesamteindruck eines gelungenen traditionell-festlichen Gottesdienstes.
Die Bewertungen im einzelnen:
1. Einstieg: Der Pfarrer (es handelt sich um einen Gastpfarrer aus dem Forchheimer Raum, dessen Name leider keinem der befragten Gläubigen geläufig war) begrüßt mit einer thematischen Hinführung zum Fest Christi Himmelfahrt. Seither sei der Herr nicht mehr auf Erden gesehen worden, und doch sei er bei uns. Das spüre man im alltäglichen Leben. Klassische Begrüßung ohne besondere Bezugnahme auf die Gemeinde. 2. Musik Der Organist versteht sein Handwerk, die Liederauswahl setzt auf zahlreiche bekanntere Titel aus dem Gotteslob. Auch die Orgel-Zwischenspiele, etwa zur Kommunion, sind geschmackvoll gewählt und stimmig umgesetzt. Die Gemeinde singt gut mit, gerade bei den bekannten Liedern, in die auch viele ohne Gotteslob einstimmen können. Auch hier bleibt ein harmonischer Gesamteindruck. Die musikalische Begleitung ist angemessen, die Gemeinde macht mit. 3. Lesungen Eine Laiin trägt schnell, aber flüssig die Lesung aus der Apostelgeschichte vor. Ihr Blick gilt vor allem dem Text. Keine Versprecher, akustisch gut zu verstehen. Eine Lesung, wie man sie aus vielen Gottesdiensten kennt. 4. Predigt Die Predigt überlässt der Gastpfarrer dem Diakon Michael Herbst. Und der sorgt gleich für eine Überraschung: Zur Verbildlichung seiner Worte hat er die Jesus-Figur hinaustragen lassen: Christus ist in den Himmel aufgefahren und hinterlässt eine Lücke auf Erden. Herbst wählt dabei einen provokanten Einstieg, die mögliche Perspektive der frühen Christen: "Da war er keine 33 Jahre auf der Erde, hat für Unruhe gesorgt und dann verschwindet er einfach im Himmel." Selbstverständlich löst der Diakon das auf, denn Jesus gebe uns weiter die Richtung vor. Herbst erklärt den Heiligen Geist als "das, was uns Menschen mit Gott verbindet" und vermittelt die optimistische Botschaft: Wer glaubt, ist nicht allein. Gute Predigt, die angekommen ist. 5. Kommunion/Abendmahl Die Gläubigen kommen bankweise nach vorne, begleitet von Orgelmusik. Pfarrer und Diakon teilen die Kommunion aus. Nach wenigen Minuten sind alle wieder auf ihren Plätzen. Zügig, aber besinnlich.
Warum ein Gottesdiensttest?
Die Ergebnisse unserer unangekündigten Gottesdiensttests, das wissen wir, sind rein subjektiv. Warum dann dieser Test? Weil wir glauben, dass es eine Diskussionsbasis braucht, um Kirche und Bürger wieder näher zusammenzubringen. Und weil wir denken, dass Kirche und Glaube nicht weiter auseinanderdriften sollten. Wir freuen uns deshalb auf den Dialog mit Kirchenvertretern, Gläubigen und allen Menschen, die uns ihre Meinung zu diesem wichtigen Thema mitteilen wollen. Schreiben Sie uns: redaktion@infranken.de. Alle Berichte unserer Serie finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Gottesdiensttest. Dort finden Sie auch ausführliche Infos.