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Sprit und Heizöl: Wie man in der Krise kräftig sparen kann


Autor: Günter Flegel

Bamberg, Mittwoch, 22. April 2020

Brennstoff ist aktuell extrem billig. Warum man Benzin aber nicht hamstern darf und man jetzt über Alternativen zur Ölheizung nachzudenken sollte.
Den Liter Diesel bekommt der Autofahrer in Franken vielerorts schon für 99 Cent oder weniger. Foto: Jens Büttner/dpa


Richtig schade, dass man derzeit nicht wie gewohnt in der Gegend herumfahren darf, denn die Nachrichten auf dem Treibstoffmarkt gehen aktuell runter wie Öl: Benzin, Diesel und auch Heizöl sind aktuell so günstig wie zuletzt vor vier Jahren. Den Liter Sprit für den Selbstzünder bekommt der Autofahrer in Franken vielerorts schon für 99 Cent oder weniger.

Der Autofahrer schaut freilich im Grunde in die Röhre: Da viele Arbeitnehmer ins Homeoffice "verbannt" sind und die meisten Freizeitfahrten auf der Verbotsliste stehen, bleibt der billige Sprit in der Tankstelle. Anders als Heizöl kann man Benzin und Diesel zu Hause auch nur in kleinen Mengen "hamstern": 20 Liter sind die Obergrenze beim Benzin, 200 Liter dürfen es beim Diesel-Kraftstoff sein, zusätzlich bis zu 60 Liter in Reservekanistern im Auto.

Die Heizöl-Lotterie

Dies alles geht nur in vorschriftsmäßigen, sprich dichten Behältern. Größere Mengen dürfen Gewerbetreibende und Landwirte lagern. Wer eine Betriebstankstelle hat, kann von den günstigen Spritpreisen am ehesten längerfristig profitieren.

Ein Lotterie-Spiel bleibt der richtige Zeitpunkt für die Heizöl-Bestellung. Viele Kunden, so der Branchen-Vertreter Tecson, haben bereits beim beginnenden Preisverfall im zeitigen Frühjahr Brennstoff bestellt; aktuell ist das Sparpotenzial noch größer; 2019 lag der Preis für den Liter Heizöl bundesweit im Durchschnitt bei 67,8 Cent, im April 2020 sind es bislang nur noch 54 Cent; je nach Region, Anbieter und Menge könne man den Brennstoff auch für weniger als 50 Cent pro Liter bekommen, heißt es bei Tecson. Die Experten raten, nicht übereilt zu bestellen, da die Preise auf absehbare Zeit niedrig bleiben oder noch weiter sinken könnten.

Einen anderen Ansatz findet die Verbraucherzentrale in der aktuellen "Ölkrise". Auch sie ermuntert die Kunden, von den billigen Preisen zu profitieren, rät aber dazu, gerade jetzt über Alternativen zur Ölheizung nachzudenken. Denn: Ab 2026 dürfen keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut, die alten aber unter bestimmten Bedingungen noch betrieben werden.

Die richtige Zeit für neue Technik

"Die Abhängigkeit von den Schwankungen auf dem Ölmarkt ist aber das stärkste Argument, jetzt über Alternativen nachzudenken", schreibt die Verbraucherzentrale. Sparsame Wärmepumpen oder Pellet-Heizungen mit Solarunterstützung sind zwar in der Anschaffung teurer als ein Ölkessel, langfristig aber wirtschaftlicher, weniger nervenaufreibend - und umweltfreundlicher.

Die Gründe für die Talfahrt

Eigentlich müsste der Sprit noch viel billiger sein, wäre er dem Preis auf dem Rohöl-Markt im Gleichschritt gefolgt: Denn der befindet sich seit Wochen im freien Fall und lässt selbst Analysten an der Börse staunen: In dieser Woche wurden für bestimmte Rohöl-Sorten negative Preise erzielt: Wer Öl "verkauft" hat, musste dem Käufer das "schwarze Gold" bezahlen. "Soweit ich weiß, hat es das in der Geschichte des Handels an Rohstoffbörsen wohl noch nie gegeben. Nicht einmal in der Weltwirtschaftskrise von 1929 kam es vor, dass der Ölpreis negativ war", sagt Claus Hecking, Rohstoff-Experte der Zeitung "Capital".

Was sind die Gründe für die Talfahrt?

Die Gründe für die Talfahrt beim Ölpreis sind vielfältig und lassen sich nicht nur an Corona festmachen, sagt ein Sprecher des Bundesverbandes der Mineralölwirtschaft. Denn bereits vor der Corona-Krise stotterte der Motor der Weltwirtschaft; der Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland tat ein Übriges. Die drastischen Corona-Maßnahmen haben den Öl-Absatz weltweit um rund ein Drittel einbrechen lassen. Für Deutschland rechnet der Branchenverband mit einem Umsatz-Rückgang an den Tankstellen um bis zu 50 Prozent.

Aber: Der Rohöl-Preis ist nicht der wichtigste Faktor für den Endpreis an der Zapfsäule. Der Staat verdient kräftig mit am Öl: 56 Cent beträgt der Steueranteil beim Liter Diesel, 78 Cent bei Super-Benzin - unabhängig vom Ölpreis. Und: Raffinerien, Händler und Tankstellen arbeiten trotz Corona; die Fixkosten sinken kaum und müssen auf weniger Absatz umgelegt werden.

Ein Kuriosum: Trotz der Ölschwemme haben einige Heizöllieferanten in Franken Lieferprobleme wegen der sprunghaft gestiegenen Nachfrage. Die Kunden müssen länger warten, heißt es.

So tanken Sie auch in der Krise klever

Die Faustregel, dass man unter der Woche und gegen Abend am günstigsten tankt, gilt auch in Corona-Zeiten. Es gibt eine ganze Reihe von Apps für das Smartphone, die die aktuellen Preise an den Tankstellen anzeigen. Die Preise fallen auf das Vier-Jahres-Tief: Am Mittwoch gegen Mittag kostete ein Liter Diesel-Kraftstoff an der günstigsten Tankstelle in Bamberg und Umgebung 99,9 Cent. Das obere Ende der Preisspanne lag bei 109,9 Cent. Bei Super E 10 waren es am Mittwoch 107,9 bis 117,9 Cent in und um Bamberg. Der Brennstoff für den Winter ist umso günstiger, je größer die bestellte Menge ist. Deswegen empfehlen Verbraucherverbände, längerfristig Sammelbestellungen innerhalb der Siedlung oder des Dorfes zu organisieren.