Springer, zwei Eier und Franz-Josef Strauß
Autor: Bertram Wagner
Litzendorf, Montag, 24. Oktober 2016
Christian Springer gastierte beim Kulturherbst in Ellertal mit seinem Programm "Trotzdem".
Christian Springer, der 2014 sein Grantler-Image mit der Schirmmützenfigur "Fonsi" abgelegt hat, teilte beim SPD-Kulturherbst im Ellertal kräftig aus und unterstrich mit treffenden biografischen Beispielen und Gegenwartsproblem den Titel seines Soloprogramms "Trotzdem". Im ausverkauften Reh-Saal witzelte der Münchner nicht nur, sondern informierte auch über seine Aktivitäten in der Krisenregion Orient und legte darüber hinaus sein angespanntes Verhältnis zur bayerischen Ministerpräsidentenriege und deren Partei offen.
"Demokratie und Meinungsfreiheit werden seltener auf dieser Welt. Lassen Sie uns das bewahren! Und bleiben Sie auf Ihrem Weg, zeigen Sie Haltung", appellierte der "Schlachthof"-Moderator zum Abschluss eines Abends, durch den sich das "Weitermachen" und "Nichtaufgeben" als roter Faden zog.
Auf der Bühne die Politik abwatschen, am nächsten Tag in der Staatskanzlei erfolgreich.
Ja, es ist gar nicht so leicht, die christlich-abendländische Kultur als Leitmotiv zu erklären. Es begann außergewöhnlich: Kultur üben mit dem Deutschlandlied aus den Kehlen der Kabarettfans. "Ein bisschen gewackelt, noch zwei, drei Wochen üben", urteilte der "Chorleiter", der anschließend darlegte, dass die deutsche Nationalhymne mit Deutschland wenig zu tun habe. Heinrich von Fallersleben textete auf Helgoland, damals noch zu England gehörend, und Josef Haydn widmete die Melodie eigentlich dem österreichischen Kaiser ("Gott erhalte Franz den Kaiser") und diese war auch vom Original eines kroatischen Volksliedes "geklaut"!
Viele deutsche Symbole konnte nicht einmal Springer deuten. Sicher ist er sich aber, dass sich unser Land verändern werde und auf bestimmte Dinge dann halt verzichten muss ("bei so vielen Fremden gibt es dann in Südbayern gar keine Preußen-Witze mehr"). Auch Erklärungen über die schwäbischen "Maultaschenfresser" und über Starkbier sowie Karpfen als Fastenessen sind schwierig.
Trotz dieser Multikulti-Zeit sollte man nicht vergessen: "Alles, was vor zwei Jahren da war, ist nicht weg!" Man denke nur an all die Lebensmittelskandale ("die Verbraucher sind hirnverbrannt"). Den Halloween-Hype jedoch könnte man mit der passenden Erklärung streichen und durch das Fest der heiligen Cecilia ersetzen.
Als der vielfach ausgezeichnete Preisträger von seinen Erfahrungen mit Franz-Josef Strauß erzählte, stockte so manchem der Atem. Eine skurrile Geschichte: Springer warf auf dem Nockherberg bei einer Versammlung zwei rohe Eier auf Strauß. Traf nicht, wurde verhaftet und eine Nacht in die Zelle gesteckt, und obwohl die Anzeige nach der Frist kam, wurde der Werfer zu 5000 DM verurteilt. "Der Staatsschutz sorgte dafür, dass ich mein Studium nicht abschließen konnte", schildert er die dramatische Vergangenheit und verglich "Waffengeschäfte mit zwei Eiern, die nicht trafen!"
Aber auch Edmund Stoiber und Söder bekamen ihr Fett ab ("ich will und muss meine Klappe nicht mehr halten"). Einerseits Entsetzen über Stoiber, dass dieser wieder da ist, andererseits Söder, der zwar nicht gefährlich sei und keine Skandale hat, aber gegen Multi-Kulti ist. "Dann darf er auch nicht ins Bierzelt!" Ursprung des Oktoberfestes hin oder her, Zelte wurden von den Türken im 17. Jahrhundert erbeutet. Die Springer'sche Lösung: Mehr Zentralität ("ist schneller und besser") und ein Integrationsstück, dann müsste man auch den Sonntagsspaziergang, den es nur bei uns gibt, erklären!
Die nächste Etappe des Kulturherbst Ellertal ist bereits am nächsten Samstag: Um 20 Uhr gastiert Josef Brustmann im Reh-Saal.