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Sprengpanzer an der Breitenau in Bamberg?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Sonntag, 14. April 2013

Es ist ein Rätsel der besonderen Art. Bei Kriegsende sollen auf dem Bamberger Flugplatz 70 erbeutete Sprengpanzer gelagert worden sein. Ein Teil dieser Fahrzeuge könnte immer noch im Flugplatzboden stecken, sagt Manfred Haaß. Und es gibt Hinweise, die die Vermutung erhärten.
Grafik: Tanja Friedrich


Manfred Haaß ist eine Hobbyspürnase, die schon öfter fündig geworden ist. Zum Beispiel auf dem Flugplatz von Bamberg unweit von Lichteneiche. Dort stieß der 64-jährige Bamberger auf verdächtige Eisenteile im Boden. Haaß glaubt, dass es sich um die Überreste eines Flugzeugs handelt, das hier im Krieg abgestürzt ist. Allzu überraschend wäre das nicht. Historischen Dokumenten zufolge sind im Zweiten Weltkrieg etliche Maschinen auf der großen Freifläche zerschellt.



Sehr viel spektakulärer ist die These, die Haaß für das Areal hinter der heutigen HWKW, der früheren Hauptwerkstatt für Postkraftwagen an der Memmelsdorfer Straße, vertritt. Hier sollen nach dem Ende des Krieges an die 70 erbeuteten "Goliath-Kleinstpanzer" der Wehrmacht gelagert worden sein.

Mit Hilfe dieser vor allem zum Kriegsende eingesetzten Räumfahrzeuge wurden durch Funk- oder Kabelsteuerung Sprengladungen in feindliche Stellungen gelenkt.

Haaß erzählt die Geschichte eines inzwischen verstorbenen Zeitzeugen aus Bamberg, der glaubhaft schilderte, wie GIs zum Ende des Krieges unzählige Panzer an der HWKW bewachten. Daneben eine Wasserfläche. "Als der Augenzeuge an einem Morgen wiederkam, waren über Nacht sämtliche Panzer wie vom Erdboden verschluckt - und der benachbarte See zugeschoben."

Die Vermutung von Haaß liegt nahe: Wurden die gesammelten Fahrzeuge im Untergrund entsorgt?
Bis heute wirft das Verbleiben der Wehrmachtspanzer in Bamberg Rätsel auf. Dass es sie hier gegeben haben muss, davon zeugt ein Foto, das zu einem späteren Zeitpunkt in einer Zeitschrift namens "Waffen-Revue" veröffentlicht wurde. Es zeigt eine Grube, in der eine Vielzahl von Goliath dicht nebeneinander liegt.

Auch Helmut Weis, Experte für die Standortgeschichte in Bamberg, weiß von der Existenz der Kleinstpanzer in Bamberg. Er spricht von rund 70 Goliath, die in Bamberg zum Kriegsende gezählt wurden. Ein Teil der etwa 350 Kilogramm schweren Panzer sei von einem Schrotthändler aus Nürnberg abgeholt worden, Teile seien aber auch in Bombentrichtern versenkt worden. Erst vor einigen Jahren hat die US-Armee beim Bau eines Grabens zwei Ketten eines Goliath gefunden. Und auch das ist bekannt: Kinder aus Gundelsheim haben in der Nachkriegszeit mit Kleinpanzern gespielt.

Die Theorie, dass ein Teil der mit Zündapp-Zweizylinder- oder Elektromotor betriebenen Raupenfahrzeuge einfach vor Ort deponiert wurde, hält auch Weis für nachvollziehbar. Von den Maschinen ging keine Gefahr aus. Doch war das Innenleben der Fahrzeuge angesichts des allgegenwärtigen Mangels sehr begehrt.
Ob von den Kampfgeräten heute noch weitere Hinterlassenschaften hinter der HWKW im Bamberger Flugplatz stecken, das könnte man durch eine Befahrung mit Metalldetektoren rasch herausfinden. Allerdings gehört der mögliche Fundort zwischen der Gartenstadt und Lichteneiche bislang nicht zum Gebiet, das untersucht werden soll.

Kampfmittelspezialist Daniel Raabe konzentrierte sich im Auftrag der Stadtwerke bislang auf 34 Hektar rund um die Landebahn, die ab September verbreitert werden soll.
Die erste Sondage im März führte zum Fund zweier 41 Kilogramm schwerer Splitterbomben aus dem Zweiten Weltkrieg sowie einer Granate. Am 17. März wurde eine Bombe entschärft und eine zweite abtransportiert. Wahrend der Aktion mussten 4200 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

Eine zweite Befahrung mit Metalldetektoren soll kommende Woche letzte Zweifel ausräumen, dass das Areal kampfmittelfrei ist. Raabe hatte neben den beiden Bomben insgesamt 800 so genannte Störkörper entdeckt, darunter jede Menge Schrott aber auch Fundstücke aus dem Weltkrieg wie zum Beispiel ein Maschinengewehr amerikanischer Bauart. Sollten sich unter den gefundenen Metallteilen weitere bislang nicht erkennbare Elemente verborgen haben, so wird man dies bei einer zweiten Überprüfung rasch feststellen. Allerdings schätzt Raabe die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Bombenfunds auf der Fläche um die Landebahn als gering ein. Grund ist auch, dass die Zahl der Bombentrichter auf dem Flugplatz, wie sie aus vorliegenden Luftbildern hervorgeht, auf dem jetzt untersuchten Gebiet bei rund 20 lag. Die Blindgängerquote bei Bomben amerikanischer Bauart liegt nach Erkenntnissen von Experten bei zehn bis 15 Prozent. Diese Zahl hat sich auch bei den Untersuchungen am Flugplatz im unterfränkischen Giebelstadt bestätigt. Raabe hatte dort über 150 Blindgänger aufgespürt.

Nicht so günstig sieht es bei der Prognose für die verbleibenden 60 Hektar mit ebenfalls 20 dokumentierten Trichtern aus. Wer hier sucht, könnte rein rechnerisch auch auf zwei weitere Sprengkörper stoßen. Nach Darstellung von Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar ist derzeit aber noch völlig offen, ob und wann die Flächen links und rechts der Landebahn unter die Lupe genommen werden und wer die Kosten trägt.
Eventuell sieht sich die Stadt nun aber zum Handeln genötigt. Die Nachricht von den möglicherweise in Bamberg vergrabenen Sprengpanzern könnte viele Hobbyforscher auf den Plan rufen...
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