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Zwischenbilanz: Zeit des Umbruchs beim FC Eintracht Bamberg


Autor: Michael Schwital

Bamberg, Freitag, 06. Dezember 2013

Der FC Eintracht Bamberg 2010 ist zur Winterpause Elfter der Regionalliga Bayern. Muße kann sich der Traditionsverein nicht leisten. Andi Leicht, Abteilungsleiter Fußball beim FCE, zieht eine Zwischenbilanz.
Adi Leicht (l.) und einer der Leistungsträger des FCE, Nicolas Görtler Foto: sportpress


Der FC Eintracht Bamberg 2010 ist aus dem sportlichen Leben der Stadt nicht wegzudenken. Als Elfter der Regionalliga Bayern ist der Traditionsverein in Sachen Fußball in Oberfranken die Nr. 1. Und es geschieht nach wie vor Geschichtsträchtiges: Es müssen wohl auch jetzt noch der TSV Eintracht und der 1. FC 01 nach ihrer Fusion Anfang April 2006 zusammenwachsen, zudem gilt es, weiterhin Seriosität zu vermitteln in der Öffentlichkeit nach der Pleite des Vorgängervereins 1. FC Eintracht Bamberg im Mai 2010.



Das ist längst nicht alles, das Abschneiden in der Fußball-Regionalliga scheint da fast nur eine von mehreren "Baustellen" zu sein: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat dem FCE die Leitung eines Nachwuchsleistungszentrums übertragen - das ist nicht nur Freude und Auszeichnung, sondern auch Pflicht, viel Arbeit und Verantwortung. Im Zuge der Brose-Ansiedlung auf der Breitenau will ein großer Umzug mit den entsprechenden Baumaßnahmen gemeistert werden. Das Vereinszentrum an der Memmelsdorfer Straße wird aufgegeben, um der Weltfirma Brose Platz zu machen. Im Gegenzug unterstützt die Stadt den FC Eintracht bei seiner Ansiedlung im Volkspark. Dabei sind die Interessen des Vereins und der Stiftung des TSV Eintracht, die über das Immobilienvermögen verfügt, unter einen Hut zu bringen. Wir unterhielten uns mit Adi Leicht (63), dem Abteilungsleiter Fußball beim FCE, über den Stand der Dinge.

Platz 11 zur Winterpause in der Regionalliga Bayern: Liegt der FCE im Soll?
Mit dem Platz sind wir absolut zufrieden. Ich sehe eine eindeutige Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr. Wir haben noch zwei Nachholspiele, noch dazu zu Hause, insofern könnten wir auch noch besser in der Tabelle dastehen. Nach den Abgängen sondieren wir derzeit den Markt. Wir haben zwar schon einige Spieler getestet, aber die helfen uns nicht weiter. Wir sind weiter auf der Suche. Christian Beetz wird bei uns bleiben, anders lautende Meldungen in dieser Richtung stimmen nicht. Weiterhin wollen wir mit Talenten aus der Region arbeiten, allerdings müssen wir wohl angesichts der personellen Lage den Begriff Region vielleicht etwas weiter fassen. Saisonziel bleibt der einstellige Tabellenplatz.

Die sportlichen Ergebnisse traten mitunter in der öffentlichen Wahrnehmung zurück, diskutiert wurden unter den Fans die Entlassung von Trainer Dieter Kurth und die Rücktritte der verdienten Kräfte Christoph Kaiser, Johannes Bechmann und Alexander Deptalla, deren Laufbahn Sie teils viele Jahre begleitet haben. Wie bewerten sie die Vorgänge nun mit gewisser zeitlicher Distanz?
Wir stehen dazu, dass die Entlassung von Dieter Kurth der richtige Schritt war. Die Rücktritte der Spieler trafen uns überraschend, es muss jedoch nicht alles stimmen, was darüber in der Öffentlichkeit kursierte. Fakt ist, dass wir durch die drei Abgänge fußballerisch enorm geschwächt wurden. Jetzt können und wollen sich unsere jungen Kräfte beweisen - und das machen sie bislang sehr gut. Wir schauen jetzt in die Zukunft. Ständig arbeiten wir daran, mit unserem Fußball unsere Fans zu begeistern und auch neue Anhänger zu gewinnen. Wir haben großen Zulauf bei den Nachwuchsmannschaften, mit entsprechenden ersten Erfolgen. Das Nachwuchsleistungszentrum läuft hervorragend an. Hier leisten die Trainer und Funktionäre sehr gute Arbeit. Und auch Sponsoren sind uns zunehmend zugeneigt. Helfende Hände und Geister sind natürlich immer willkommen - auch in der Betreuung unserer ersten Mannschaft. Unser Zeugwart beispielsweise kann derzeit gut Unterstützung gebrauchen.

Auf dem ehemaligen Gelände des SC 08 Bamberg entsteht das neue Sportzentrum. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen der Stiftung des TSV Eintracht, die über den Immobilienbesitz bestimmt, und den Verantwortlichen des FC Eintracht Bamberg 2010?
Der Verein hat hier relativ wenig Einfluss, das liegt alles in der Verantwortung der Stiftung. Bekannt ist, dass auch der SKC Victoria Bamberg unser neues Vereinszentrum nutzt. Es wird eine Sechs-Bahnen-Kegelanlage entstehen.

Das vom BFV kürzlich übertragene Nachwuchsleistungszentrum ist zu führen, das neue Vereinszentrum ist zu errichten, TSV Eintracht und 1. FC 01 müssen nach wie vor zusammenfinden. Neben den Fußballern wollen auch die anderen Abteilungen - Kegeln, Tennis, Tischtennis, Basketball, Karate, Turnen, Rugby, Volleyball und Cheerleading - den FCE als Ihre Heimat sehen. Ist der Verein für diese großen Herausforderungen entsprechend aufgestellt?
Es dürfte bei uns sein wie bei vielen Vereinen: Mehrere Abteilungen bedeuten auch viele Interessen, die unter einen Hut zu bringen sind. Dass wir als Verein attraktiv sind, dürfte die Tatsache belegen, dass unsere Mitgliederzahl wieder auf mittlerweile rund 800 gewachsen ist. Insgesamt glaube ich, dass wir mit ein bisschen gemeinsamem guten Willen alle Herausforderungen stemmen können und zu der Einheit werden, die wir uns wünschen. Da ist vielleicht das neue Vereinsheim als gemeinsame neue Heimat die beste Chance.

Wo sehen Sie den FCE in fünf Jahren?
Unser Ziel in Sachen Fußball ist es, in der Region die Nr. 1 zu bleiben. Für jeden Sportler zählt letzten Endes nur der Erfolg, und so wollen auch wir uns stetig weiterentwickeln mit dem Ziel, weiter nach vorn und nach oben zu kommen. Grundlage ist immer, dass die finanziellen Voraussetzungen passen. Ich wünsche mir, dass unser neues Vereinszentrum in fünf Jahren ein schmuckes und gut besuchtes Heim für unsere Mitglieder und Gäste geworden ist. Und unsere Nachwuchsmannschaften sollen sich wieder - wie in früheren Jahren - in der Bayernliga etabliert haben. Attraktiv, ehrlich soll der Fußball aller unserer Mannschaften sein, der die Leute dann auch ins Stadion und zu unseren Spielen lockt. Und deshalb gehört der Jugendarbeit weiter unser allererstes Augenmerk.