Mit dem Heimspiel gegen Maccabi Tel Aviv startet Brose Bamberg am Donnerstagabend in seine neunte Euroleague-Saison.
Als die Spieler von Brose Bamberg am Mittwoch nach und nach zum Vormittagstraining in der Brose Arena eintrafen, stand Quincy Miller bereits an der Freiwurflinie und übte fleißig. Vielleicht hat die Denkpause gefruchtet, die ihm Trainer Andrea Trinchieri offenbar verordnet hat, indem er den Neuzugang für die drei Bundesliga-Spiele gegen Gießen, Erfurt und Tübingen aus dem Kader strich. Ob der US-Amerikaner zum Euroleague-Auftakt am Donnerstagabend (20 Uhr) in eigener Halle gegen Maccabi Tel Aviv auflaufen darf, ließ der Trainer offen.
Die Gerüchte, Brose wolle den Neuzugang wieder loswerden, nannte der Italiener "bullshit". Zwar scheinen die Verantwortlichen mit der Einstellung des 24-Jährigen nicht zufrieden zu sein, doch Trinchieri betonte: "Er ist Teil des Teams und wird spielen, wenn ich glaube, dass er dafür bereit ist."
Ein motivierter Miller würde den Bambergern zweifellos guttun, läuft es bei ihnen in der noch jungen Saison trotz dreier Bundesliga-Siege in Folge zuletzt nicht wirklich rund. Das räumt selbst Nikos Zisis ein. "Wir wissen, dass wir nicht auf dem Level sind, auf dem wir zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr waren. Das können wir auch nicht sein, dazu haben wir zu viele Spieler verloren. Doch wir werden alles versuchen, als Team besser zu werden. Wir haben uns bereits leicht gesteigert. Aber gegen Maccabi werden wir sehen, wo wir wirklich stehen. Das ist ein ganz anderes Level", meinte der griechische Routinier, der in seine 17. Euroleague-Saison geht.
Für die Buchmacher ist die Sache klar. Die meisten Wettanbieter sehen Brose Bamberg als das schwächste Team im Konzert der 16 besten europäischen Vereinsmannschaften an. Für den deutschen Meister bedeutet das abermals 30 Spiele, die zu den Bundesliga-Partien hinzukommen. Englische Wochen sind in den kommenden Monaten wieder eher die Regel als die Ausnahme. Trinchieri bezeichnete dieses Mammutprogramm mit Reisen kreuz und quer durch Europa als "eiskalte Dusche. Aber wir wissen jetzt, wie sich das anfühlt."
Drei starke Neulinge
Im Vorjahr hatten die Bamberger nach zehn Siegen und 20, teils sehr knappen Niederlagen die Saison auf dem 13. Platz beendet. Ob in der neuen Runde eine bessere Platzierung herausspringt, ist fraglich, schließlich ist der Wettbewerb noch härter geworden. Mit dem spanischen Überraschungsmeister aus Valencia und dem Eurocup-Gewinner aus Malaga sind zwei starke spanische Mannschaften hinzugekommen. Ebenfalls hoch einzuschätzen ist Khimki Moskau, der dritte Neuling.
Und der erste Bamberger Gegner peilt nach dem enttäuschenden 14. Rang im Vorjahr wieder den Sprung in die Play-offs an. Für Trincheri ist Maccabi, das seine Mannschaft in der vergangenen Saison zweimal bezwungen hat, gar ein Final-Four-Team. "Sie sind sehr talentiert, schnell, haben gute Werfer. Ihre Schützen können ein Albtraum sein. Aber ich muss mich auf mein Team konzentrieren", sagte der Bamberger Coach - und schobt nach: "Damit habe ich derzeit genug zu tun."
Der Gegner-Check
Mit Maccabi Tel Aviv kommt ein fünffacher Euroleague-Champion am Donnerstag nach
Bamberg. Nachfolgend ein Gegner-Check.
Der Verein
Der israelische Rekordmeister wartet seit 2014 auf seinen 52. nationalen Titel. In diesem Jahr gewann Maccabi auch letztmals die Euroleague (mit dem jetzigen Bamberger Ricky Hickman). Seitdem ging es stetig bergab, die letzte Saison war gar ein Horrorjahr für die Israelis, die vier Trainer in sechs Monaten verschlissen. In der Euroleague belegten sie nur Platz 14, in der israelischen Liga schafften sie nicht einmal den Einzug ins Finale. Der nationale Pokaltriumph war nur ein Trostpflaster.
Der Trainer
Neven Spahija ist zurück an alter Wirkungsstätte und soll das israelische Basketball-Flaggschiff wieder auf Kurs bringen. Der 54 Jahre alte Kroate war in den letzten drei Jahren als Assistenzcoach beim NBA-Klub Atlanta Hawks tätig. Zuvor hatte er Klubmannschaften aus sechs europäischen Ländern zur nationalen Meisterschaft geführt. 2010 wurde er mit Valencia BC Eurocup-Sieger.
Die Mannschaft
Vom Kader der Vorsaison, zu dem auch der Bamberger Neuzugang Quincy Miller zählte, ist nur ein Spieler übrig geblieben. Prominentester der zwölf Neuzugänge ist Center Alex Tyus, der 2014 mit Maccabi Euroleague-Sieger wurde. Pierre Jackson, Ex-NBA-Spieler Norris Cole und DeAndre Kane sind gefährliche Schützen, Veteran DeShaun Thomas soll es unter den Körben richten.
Die Formkurve
Maccabi Tel Aviv hat zu Saisonbeginn den israelischen "Winner's Cup" gewonnen, an dem die besten acht Teams der Vorsaison teilgenommen haben. In die nationale Liga startete das Team am Montag mit einem klaren 82:68-Erfolg bei Hapoel Eilat, bei dem DeShaun Thomas (16) und John Dibartolomeo (14) die meisten Punkte für Maccabi erzielten.
ps
Basketball-Euroleague 2017/18
Teilnehmer Real Madrid, FC Barcelona, Baskonia Vitoria (alle A-Lizenz), Valencia BC (spanischer Meister), Unicaja Malaga (Eurocup-Sieger/alle Spanien), Olympiakos Piräus, Panathinaikos Athen (beide A-Lizenz/Griechenland), Fenerbahce Istanbul, Anadolu Efes Istanbul (beide A-Lizenz/Türkei), ZSKA Moskau (A-Lizenz), Khimki Moskau (Finalist VTB-Liga/beide Russland), Maccabi Tel Aviv (A-Lizenz/Israel), Emporio Armani Mailand (A-Lizenz/Italien), Zalgiris Kaunas (A-Lizenz/Litauen), Roter Stern Belgrad (ABA-Liga-Gewinner/Serbien), Brose Bamberg (deutscher Meister)
Format Die 16 Mannschaften tragen von 12. Oktober bis 6. April 2018 eine Punkterunde mit Hin- und Rückspielen aus. Die besten acht Teams qualifizieren sich für die Play-offs. Das Viertelfinale wird als best-of-five-Serie ausgetragen,die Sieger qualifizieren sich für das Final Four in Belgrad (18. bis 20. Mai)
Livebilder Alle Euroleague-Spiele von Brose Bamberg überträgt
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