Wirbel um Asylbewerberteam: Chaos in der Bamberger B-Klasse
Autor: Tobias Schneider
Bamberg, Freitag, 06. Dezember 2019
Seitdem eine Mannschaft mit Asylbewerbern in der untersten Bamberger Liga antritt, brodelt es gewaltig: Der Kreisspielleiter steht im Kreuzfeuer, der Fußball-Verband sitzt das Thema aus - und der neue Verein geht auf Konfrontation.
"Ich bin das schwächste Glied in der Kette, werde alleine gelassen und sehe mich persönlichen Angriffen durch die RT-Verantwortlichen ausgesetzt." Der BFV-Kreisvorsitzende Manfred Neumeister sendet einen Hilferuf. Ein Hilferuf in einem bayernweit einzigartigen Fall. Seit RT Bamberg in der B-Klasse 1 mitspielt, ist ein geregelter Spielbetrieb in der Liga nicht möglich - weil die Regeln des Verbandes zu Teilen außer Kraft gesetzt sind.
Die "Rasentalente" Bamberg entstammen dem gemeinnützigen Verein "Retten und Teilen", der sich insbesondere für Obdachlose und Asylbewerber einsetzt. Das Fußball-Team besteht zum Großteil aus Bewohnern des Bamberger Ankerzentrums. Das Problem: Asylbewerber unterliegen einer Residenzpflicht. Bedeutet für RT: Zu Auswärtsspielen außerhalb des Stadtgebiets darf ein Großteil des Kaders nicht mit, Spiele müssen abgesagt werden.
Daraus ergibt sich eine verworrene Gemengelage aus Verunsicherung, Vorwürfen und Wut. Die Protagonisten können - oder wollen - das Chaos in der untersten Liga nicht beseitigen. Es gibt nur Verlierer. Im Mittelpunkt stehen Manfred Neumeister, ein unentschlossener Verband und die Verantwortlichen von RT Bamberg:
Der Kreisspielleiter
"Ich bin prinzipiell ein Unterstützer solcher Projekte", sagt Neumeister. "Die Vereine sind aber inzwischen unruhig, es brodelt und sie machen Druck, weil sie eine Entscheidung wollen. Und das zu recht. Mir sind aber die Hände gebunden."
Zu Beginn unterhielt RT eine Spielgemeinschaft mit dem ASV Viktoria Bamberg in der A-Klasse - mit ausreichend Spielern für die Auswärtspartien. Diese Kooperation wurde mit Saisonstart aber im Streit aufgelöst. RT spielte fortan in der B-Klasse 1, der ASV in der Staffel 3. Weil RT aber dadurch nicht mehr genügend Spieler für Auswärtspartien stellen konnte, folgten bald die ersten Absagen. Das Problem: Tritt eine Mannschaft schuldhaft zu einem Spiel nicht an, erfolgt ein Punktabzug plus Geldstrafe. Passiert es drei Mal, wird das Team für diese Saison aus dem Spielbetrieb genommen.
Für RT wurde ein sanfterer Weg beschritten. "Nach der Trennung vom ASV wurde eine Schonfrist eingeräumt und die ersten beiden ausgefallenen Spiele von mir abgesetzt", sagt Neumeister. Da er allen Vereinen gegenüber in der Verantwortung stehe, habe er die beiden nächsten abgesagten RT-Spiele - wie üblich - an das Kreissportgericht gemeldet. "Es gibt Regeln. Und die gelten für alle." Nun sind es vier nachzuholende Auswärtspartien. Der Spielplan ist eng getaktet, die Nachholspiele fast nur unter der Woche zu absolvieren. Das wird für die Gegner zum Problem. Durch die Ungleichbehandlung ist der Druck auf Neumeister gewachsen.
Der Fußball-Verband
Das Verbandssportgericht des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) in München hat den Fall "RT Bamberg" vom Kreissportgericht übernommen. Die Beurteilung der abgesagten Spiele mit RT-Beteiligung unterliegt nun einem schwebenden Verfahren. Und dieses läuft bis heute. "Zu diesem konkreten Fall gibt es bayernweit keinen zweiten, der auch nur ansatzweise ähnlich gelagert wäre", erklärt der BFV auf FT-Nachfrage. "Es geht darum, eine sportlich faire Regelung zu finden."