Brose Bamberg-Neuzugang McNeal: "Warten hat sich gelohnt"
Autor: Peter Seidel
Bamberg, Freitag, 23. Dezember 2016
Jerel McNeal war zuletzt ohne Verein. Jetzt will der Neuzugang beim deutschen Meister seine Chance nutzen und "Eindruck machen".
Als seine künftigen Teamkollegen eine halbe Stunde vor Beginn des Euroleague-Spiels gegen Olympiakos Piräus zum Aufwärmen das Parkett der Brose-Arena betreten, macht Jerel McNeal für sie Platz. Der 29 Jahre alte Aufbauspieler wollte schon einmal die Atmosphäre schnuppern, hatte ein paar Bälle auf den Korb geworfen, ging dann aber zu Dehnübungen am Spielfeldrand über. Auf sein Debüt im Bamberger Trikot will er aber nicht allzu lange warten. "Ich bin froh, hier zu sein. Sobald der Trainer mir Grünes Licht gibt, bin ich bereit", sagt McNeal, den der deutsche Basketball-Meister mit einem Zwei-Monats-Vertrag mit Option auf Verlängerung bis Saisonende ausgestattet hat.
Fraglich ist, ob Trainer Andrea Trinchieri den Neuzugang schon am zweiten Weihnachtsfeiertag in Bayreuth ran lässt. Schließlich hat McNeal noch keine komplette Trainingseinheit mit seinen Mannschaftskollegen absolviert. Zudem fehlt ihm Spielpraxis, denn sein letztes Pflichtspiel liegt schon über ein halbes Jahr zurück. Nachdem der 1,91 Meter große McNeal die vergangene Saison in Griechenland bei Aris Saloniki bestritten und dort mit 14,1 Punkten im Schnitt, 3,9 Rebounds und 2,7 Assists passable Werte aufgelegt hatte, fand er in dieser Saison bislang keinen neuen Verein. "Ich hatte in den letzten Monaten mehrere Angebote, wollte aber die für mich richtige Entscheidung treffen. Ich bin nicht in Panik verfallen und froh, dass sich jetzt diese Möglichkeit ergeben hat. Das Warten hat sich gelohnt", erklärt der Combo-Guard, der sowohl als Aufbau- als auch als Flügelspieler eingesetzt werden kann. Die Chance in Bamberg will er beim Schopf packen. Er sei nicht gekommen, um nach zwei Monaten seine Zelte bereits wieder abzubrechen. "Ich will richtig Eindruck machen und mit den Jungs viel erreichen", stellt McNeal klar.
Dabei kann man den 29-Jährigen durchaus als Wandervogel bezeichnen. Seit seinem Profidebüt 2009 spielte er bereits in Belgien, China, Italien und Spanien. In der nordamerikanischen Profiliga NBA brachte er es auf sechs Einsätze. Im April 2015 nahmen ihn die Phoenix Suns unter Vertrag, verlängerten diesen aber nach Saisonende nicht.
Seine Basketball-Laufbahn startete der am 1. Juni 1987 in Chicago geborene McNeal an der Hillcrest High School, bevor er von 2005 bis 2009 für das Marquette College (Wisconsin) auf Korbjagd ging. Dort wurde er in seiner ersten Saison nicht nur zum besten Defensivspieler gewählt und führt bis heute auch die Statistiken in den Kategorien "meiste Punkte", "meiste Ballgewinne", "meiste Wurfversuche" und "meiste Treffer" an.
Den vergangenen Sommer und Herbst verbrachte McNeal in seiner Heimatstadt Chicago, in der er sich fit hielt. Auf die NBA-Summerleague verzichtete er, dafür sei er zu alt. Doch nach der mehrmonatigen Auszeit freut er sich nun auf seine neue Aufgabe: "Ich weiß, dass Bamberg zwar eine kleine Stadt, aber im Basketball ganz groß ist. Das ist ungewöhnlich für Europa, wo doch Fußball die Nummer 1 ist." Freak City ist eben anders. Freak City? "Davon habe ich noch nichts gehört", sagt Mc Neal. "Aber es hört sich gut an."