Von oben nach unten in Deutschland: fast 48 Stunden im Sattel
Autor: Peter Seidel
Strullendorf, Donnerstag, 28. Juli 2016
Frank Wiley vom RMV Concordia Strullendorf nahm am Race across Germany von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen teil.
Deutschlands längste Radtour führt von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen. Beim Race across Germany saß auch ein Radsportler vom RMV Concordia Strullendorf im Sattel. Frank Wiley absolvierte die rund 1100 Kilometer lange Strecke von der Ostsee zu den Alpen in 47 Stunden und 23 Minuten.
Der 37-Jährige aus Tiefenstürmig bei Eggolsheim trat bei diesem Ultra-Radrennen fast pausenlos in die Pedale. "Angehalten habe ich eigentlich nur, wenn ich mal musste", erzählt Wiley. Und eine kleine Schlafpause von "gefühlt zehn Minuten" gönnte er sich auch. Unter den 17 Solofahrern, die mit eigenem Support-Team das Race across Germany bestritten haben, belegte er am Ende den vierten Platz.
Unterstützt wurde der IT-Techniker von seiner Frau Christine und Alexander Eckstein, einem Freund, in einem Begleitfahrzeug. "Sie waren für die Verpflegung zuständig. Anhand einer Checkliste hatten wir alles vorbereitet.
Die vorgegebene Route führte durch das norddeutsche Tiefland, über die Ausläufer des Harz, durch die Rhön, Mittelfranken und Schwaben bis zum Alpenrand. Sechs Kontrollpunkte, bei denen die Zeitvorgaben überprüft wurden, musste Wiley passieren. Anfangs noch voll im Soll, musste er in der zweiten Nacht noch einmal sein Tempo erhöhen. Beim letzten Kontrollpunkt bei Kilometer 1016, kurz vor dem Ammersee, forderten Wileys Begleiter um 3.47 Uhr für die restlichen 86 Kilometer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h., die er auch einhielt.
Nach zwei Tagen und zwei Nächten bog er um 7.39 Uhr ins Olympia-Skisprungstadion von Garmisch-Partenkirchen ein. "Bedingt durch Baustellen und Umleitungen sowie der 7500 Höhenmeter war es eine herausfordernde und ereignisreiche Veranstaltung, die es in sich hatte - sowohl für mich als auch mein Supportteam", sagt Wiley. Lohn der Strapazen: die Qualifikation für das legendäre Race across America. Innerhalb der nächsten beiden Jahre hat Wiley nun die Chance, an dem Ultraradrennen über 4800 Kilometer von der West- zur Ostküste der USA mit einer Gesamthöhendifferenz von rund 52 000 m teilzunehmen. Ob der 37-Jährige die Herausforderung annimmt, ist aber offen, da ihm noch die erforderlichen Sponsoren fehlen.
Denn in der Ultraszene ist der Tiefnstürmiger erst noch dabei, sich einen Namen zu machen, betreibt er doch erst seit vier Jahren Radsport. "Damals hat mich ein Vortrag des Ultrasportlers Marcel Heinig ungemein beeindruckt. Und ich habe daraufhin für mich persönlich beschlossen, mehr Sport zu treiben", erinnert sich Wiley. Er setzte sich aufs Tourenrad und reduzierte durch regelmäßiges Training sein Gewicht innerhalb von zwei Jahren von 130 auf 80 Kilogramm. 2014 wechselte der Tiefenstürmiger aufs Rennrad, seit vergangenem Jahr ist er für die Strullendorfer Concorden bei Rennen aktiv.
"Ich fühle mich überraschend fit und plane schon mein nächstes Rennen", schrieb Wiley noch am Abend der Zielankunft des Race across Germany in Garmisch-Partenkirchen. Dieses steht bereits an diesem Wochenende an. Zusammen mit dem Singener Christoph Hanle startet Wiley als Zweier-Team bei einem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.