Druckartikel: Verstoß gegen Anti-Doping-Richtlinien: Chris Dels muss WM-Titel abgeben

Verstoß gegen Anti-Doping-Richtlinien: Chris Dels muss WM-Titel abgeben


Autor: Tobias Schneider

Bamberg, Mittwoch, 04. März 2020

Dem Ironman-Sieger von Hawaii in der Altersklasse 35 wird nachträglich der Titel aberkannt. Grund ist ein Verstoß gegen die strengen Richtlinien der Welt-Anti-Doping-Agentur. Der Bamberger äußert sich offen zu dem Vorfall.
Chris Dels gewann im Oktober den WM-Titel beim Ironman auf Hawaii in der Altersklasse M35, musste ihn  nach einem Verstoß gegen die Anti-Doping-Richtlinien allerdings abgeben. privat


Zerknirscht, reumütig und kämpferisch: Chris Dels hat sich nach dem Verlust seines WM-Titels mit offenen Worten in einer Videobotschaft zu Wort gemeldet. "Ich akzeptiere die Konsequenzen und hätte davon wissen müssen. Meine Naivität ärgert mich brutal", sagte der 35-Jährige.

Dem Bamberger Triathleten ist vor einigen Tagen der Sieg beim Ironman auf Hawaii in der Altersklasse M35 aberkannt worden. Zudem muss er eine 14-monatige Wettkampfsperre absitzen - wegen eines formellen Verstoßes gegen die Richtlinien der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Gedopt hat Dels aber nicht - und das betont er auch: "Dies wurde durch die negativen Dopingkontrollen bestätigt."

Unerlaubte Infusion

Das Kernproblem im "Fall Dels" ist eine Kochsalzlösung-Infusion im Vorfeld des Ironman-Rennens in Texas im April 2019, bei dem sich der Bamberger für die WM auf Hawaii im Oktober qualifiziert hatte. Geplagt von einem Magen-Darm-Virus suchte er das Gespräch mit seinem Sportarzt in Deutschland, vergewisserte sich, dass die Infusion keine illegalen Substanzen enthalte - und ging in eine Infusionsklinik vor Ort. Ein großer Fehler, wie sich nachträglich herausstellen sollte. Für Infusionen ab 100 Millilitern innerhalb von zwölf Stunden vor dem Wettkampf hätte er ein Krankenhaus aufsuchen und zuvor den offiziellen Rennarzt informieren müssen. Genau das versäumte Dels aber, obwohl es so in den Statuten verankert ist.

"Mein Fehler war es, dass ich den WADA-Code nicht gelesen hatte, obwohl ich dies durch einen Klick bei der Anmeldung bestätigt hatte." Dabei spielte es keine Rolle, was Dels in der Infusion überhaupt verabreicht bekam. "Dass die Methode einer Infusion an sich, unabhängig von den Substanzen, durch das Regelwerk verboten ist, wusste ich damals nicht. Hätte ich das Regelwerk gelesen, hätte ich mich zu 100 Prozent daran gehalten. Hätte, hätte Fahrradkette. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Als ambitionierter Triathlet hätte mir das nicht passieren dürfen", sagt der 35-Jährige.

Video bringt alles ins Rollen

Als Beleg für seine Unwissenheit dient ein Facebook-Video aus dem April in Texas, in dem Dels offen über die Infusion spricht - und sich seines Fehlers offenbar nicht im Ansatz bewusst ist. Anderen schon. Jenes Video wird nachträglich der Ironman-Organisation zugespielt, die darauf hin erst tätig wird, Dels um eine Stellungnahme bittet - und ihn wenig später entsprechend des Regelwerks sanktioniert: Die Siege von Texas und Hawaii werden aberkannt, dazu eine Sperre von 14 Monaten ausgesprochen, die rückwirkend zum 20. April 2019 ansetzt.

Das ist zwar ein schwerer Schlag für Dels, verbittert wirkt er aber nicht: "Mir war das Wichtigste, ein perfektes Rennen bei der Weltmeisterschaft abgeliefert zu haben. Die schönen Erlebnisse auf dem Weg dorthin bleiben für immer."