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Brose Bamberg: Veremeenko hat Respekt vor der Bundesliga


Autor: Udo Schilling

Bamberg, Dienstag, 30. August 2016

Bambergs Neuzugang Vladimir Veremeenko ist seinem alten und neuen Trainer Andrea Trinchieri ist er für seine Unterstützung in Kasan sehr dankbar.
Das Verhältnis von Trainer Andrea Trinchieri (links) zu Vladimir Veremeenko darf durchaus als speziell bezeichnet werden. Foto: sportpress


Das Duo in unserem Bild sieht ein wenig so aus wie Vater und Sohn, auch wenn der Altersunterschied nicht passt. Der 48-jährige Trainer Andrea Trinchieri neben dem 32-jährigen Neuzugang Vladimir Vere-meenko. Das Verhältnis der beiden kann durchaus als speziell bezeichnet werden - aber dazu später mehr.

Für ein Jahr unterschrieb der 2,08 m große bewegliche Vere-meenko beim deutschen Basketball-Meister Brose Bamberg. Der Weißrusse hat eine bewegte Karriere hinter sich.

Dass der 32-Jährige erst eine Saison (17 Spiele) in der Euroleague gespielt hat, scheint wenig, doch im Eurocup hält er mit 130 Partien den Rekord. So viele Matches hat noch kein Akteur in diesem Wettbewerb bestritten. Kein Wunder, dass Veremeenko mit 609 Rebounds in der Eurocup -Rangliste auf Platz 1 steht.

Zuletzt spielte er in Nicolo Mellis Heimatstadt Reggio Emilia, gewann dort den Supercup und führte den Klub ins Ligafinale der Serie A. Die meiste Zeit seiner Karriere ging er aber für Unics Kasan auf Korbjagd. Von 2008 bis 2014 war er an der Wolga aktiv, wo er 2011 den Eurocup gewann. Dort war er in der Saison 2013/14 eigentlich schon ausgemustert, ehe sein jetziger Coach Andrea Trinchieri dort das Traineramt übernahm.

"Als ich 2013 nach Kasan kam, hatte er einen Vertrag, aber er war aus der Rotation gefallen. Der Klub sagte zu ihm, wir brauchen dich nicht. Als ich im August in Kasan eintraf, kam er zu mir und fragte sehr freundlich: Coach ich habe kein Team, darf ich trainieren. Ich hatte zwei Spieler bei der Nationalmannschaft und sagte ihm: Natürlich kannst du trainieren. Nach zwei Tagen bin ich zum Manager gegangen und habe ihm gesagt, dass Vladimir im Kader ist, weil er weiß, wie man Basketball spielt."

"Dafür bin ich dem Coach sehr dankbar", sagte der Weißrusse im Gespräch mit dieser Zeitung.
Veremeenko soll in Bamberg auf der Power-Forward-Position spielen. Der 32-Jährige ist aufgrund seiner Größe sicherlich auch prädestiniert gegnerische Center zu verteidigen. Von Vorteil ist, dass der sprungkräftige und reboundstarke Weißrusse meist schneller als die üblichen Power Forwards ist. Zu punkten versteht Veremeenko vor allem in und um die Zone, aber auch an der Dreierlinie darf ihn der Gegner nicht stehen lassen. "Er ist ein Bär. Sehr stark und ein großartiger Kerl", sagt Trinchieri und lobt ihn auch für sein Tun außerhalb des Spielfeldes: "Er ist sehr hilfreich in der Kabine für die Stimmung im Team."

Eine Woche nach seiner Ankunft in Bamberg unterhielten wir uns mit dem Neuzugang von Brose Bamberg.

Sie kommen aus der italienischen Liga nach Bamberg. Was wissen Sie über die deutsche Bundesliga?
Ich habe in den letzten Jahren immer wieder gegen Teams aus der Bundesliga gespielt. In der vergangenen Saison waren es Ludwigsburg und Alba Berlin. Das ist eine harte Liga, vor allem unter den großen Spielern geht es physisch zur Sache. Davor habe ich schon Respekt.

In Bamberg spielen Sie in einem europäischen Team mit Spielern aus acht verschiedenen Nationen plus einem Amerikaner. Ist das ein Vorteil für die Euroleague?
Ob's ein Vorteil ist, weiß ich nicht. Wir haben 15 gute Spieler im Team, da ist es egal, welchen Pass sie haben. Entscheidend ist, wer auf dem Platz steht.

Sie haben in der Vergangenheit auch für ihr Nationalteam gespielt.
Ja, ich habe die letzten acht Jahre für Weißrussland gespielt. Ich wollte auch in diesem Jahr die EM-Qualifikation spielen, hatte aber ein paar kleine Probleme und habe entschieden, nicht zur Nationalmannschaft zu gehen.

Wie waren Ihren ersten Tage in Bamberg?
Sehr gut. Ich wohne hier in Strullendorf nahe der Trainingshalle und habe eine schöne Wohnung. Die Leute im Klub sind sehr nett, ich fühle mich sehr wohl.

Was war für Sie ausschlaggebend nach Bamberg zu wechseln?
Erst einmal kenne ich Coach Andrea Trinchieri und seine Co-Trainer aus Kasan. Außerdem ist Bamberg ein Topklub in der Euroleague.

Was können sie über Coach Trinchieri sagen?
Nach dem Jahr in Kasan bin ich um einen Schritt besser geworden. Er ist ein harter Trainer und will immer die kleinen Dinge verbessern. Er fordert Konzentration im Training wie im Spiel.

Sie bestritten über 100 Eurocup-Spiele aber nur wenige in der Euroleague. Wo liegt der Unterschied zwischen beiden Wettbewerben?
In der einen Saison in der Euroleague haben wir mit Kasan das Viertelfinale erreicht und dann gegen Barcelona verloren. Klar, in der Euroleague treten die besten Teams an, aber auch im Eurocup spielen inzwischen sehr starke Mannschaften. Das war eine gute Erfahrung. Prinzipiell ist es gut, gegen starke Spieler, die besten in Europa, anzutreten.

Wie lauten ihre persönlichen Ziele in Bamberg?
Ich kümmere mich nicht um persönliche Ziele. Ich will helfen, damit die Mannschaft jeden Tag ein bisschen besser wird. Davon möchte ich ein Teil sein.

Das Gespräch führte unser
Redaktionsmitglied Udo Schilling