Trinchieri: Jetzt beginnt eine kurze zweite Saison
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Freitag, 07. April 2017
Nach dem Ende des Euroleague-Marathons zählt für die Bamberger am Sonntag im Bundesliga-Derby gegen die starken Bayreuther nur ein Sieg.
Die Euroleague-Saison endete für Brose Bamberg, wie sie am 14. Oktober letzten Jahres begonnen hatte: Damals gab es bei Fenerbahce Istanbul eine knappe 66:67-Niederlage, knapp sechs Monate später musste sich der deutsche Meister Galatasaray Istanbul mit 79:84 geschlagen geben. 20 Mal ging die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri in den 30 Partien als Verlierer vom Parkett - 13 Mal betrug der Rückstand am Ende sechs Punkte oder weniger. Am Donnerstag beim finalen Kraftakt gegen Galatasaray, der aus sportlichen Gründen nicht mehr von Bedeutung war, weil längst feststand, dass die Play-offs ohne das Brose-Team stattfinden werden, ging den Hausherren am Ende wieder einmal die Puste aus.
"Fantastische Unterstützung"
"Ich möchte mich als erstes bei unseren unglaublichen Fans bedanken. Sie waren alle 30 Spiele fantastisch. Sie sind überall hin mitgereist. Und ich glaube, sie haben es mehr als verdient, dass mein erster Gedanke an sie geht", lobte Trinchieri die Unterstützung, die seinen Jungs bei dieser langen Reise quer durch Europa zuteil wurde.Trotz des deutlich zu erkennenden Kräfteverschleißes hätte der Italiener beim Schlussakkord den Freaks gerne noch einmal einen Sieg beschert, doch daraus wurde nichts, obwohl die Gastgeber über weite Strecken (33:22, 54:47, 63:58) die bessere Mannschaft waren. "Wir haben drei Viertel ganz gut gespielt, dann aber entscheidende Fehler gemacht. Vor allem die Verteidigung der Dreierschützen war nachlässig. Wir haben im letzten Viertel 26 Punkte zugelassen, das war der Grund für die Niederlage", analysierte der 48-Jährige die letzte Partie.
Und dann zog Trinchieri noch Bilanz dieser ersten Euroleague-Saison im neuen Format: "Wir haben versucht, jedes Spiel zu spielen und zu kämpfen. In manchen Partien hätten wir besser spielen können, in anderen waren wir an unserem Maximum angelangt. Es war eine großartige Erfahrung. Sehr hart. Viele Spiele, viele Reisen, viele harte Niederlagen, die wir schlucken mussten. Aber als Team standen wir immer zusammen, haben immer alles gegeben. Ich bin sehr, sehr stolz, dass wir Teil dieser Euroleague, dass wir Teil der 16 besten Mannschaften Europas sein durften."
Ab sofort muss es das Ziel sein, den deutschen Titel zu verteidigen. Denn nur der Meister erkämpft sich das Recht, auch in der nächsten Saison auf der großen europäischen Bühne dabei zu sein. Deshalb hatte der Italiener bereits am Donnerstagabend das Derby am Sonntag (18 Uhr) gegen Medi Bayreuth auf dem Schirm: Für Trinchieri beginnt nach 61 Pflichtspielen in drei Wettbewerben nun eine kurze "zweite Saison", bevor am 6./7. Mai die Play-offs starten. "Wir haben noch fünf Spiele in der BBL. Meine einzige Aufgabe ist es, dem Team Pausen zu verschaffen und es neu aufzustellen. Wir haben einen Plan und werden sehen, was passieren wird."
Auf keinen Fall darf passieren, dass sich der Tabellenzweite am Sonntag gegen die ausgeruhten Bayreuther, die als einzige Top-8-Mannschaft in dieser Saison nicht international im Einsatz waren, eine Heimniederlage leistet. Sollten nämlich die Bayern im ersten Schlagerspiel des Wochenendes am Samstagabend beim ungeschlagenen Spitzenreiter in Ulm die Oberhand behalten, würden sie am Brose-Team vorbeiziehen.
Oberfrankenderby Nummer 3
Das Oberfrankenderby erfährt am Sonntag bereits seine dritte Auflage in dieser Saison: Im Liga-Hinspiel gewannen die Bamberger nach einem irren Strelnieks-Dreier und anschließender Verlängerung mit 92:88. Die Pokalqualifikation in Bayreuth dagegen war eine klare Sache (75:52) für den Favoriten beim Überraschungsteam dieser Saison. Die Mannschaft von Erfolgstrainer Raoul Korner steht aktuell mit sechs Punkten Vorsprung auf die Bonner auf dem vierten Platz und hätte somit im Viertelfinale gegen die Telekom Baskets Heimvorteil."Das Derby ist ein ganz wichtiges Spiel für uns. Denn wir wollen in den letzten fünf BBL-Spielen den zweiten Platz absichern. Die Jungs müssen sich jetzt ein bisschen ausruhen, damit wir unseren Rhythmus wiederfinden. Die Bayreuther sind daheim sehr stark, aber ich habe noch kein Auswärtsspiel von ihnen gesehen. Trotzdem ist eines klar, wir müssen von Beginn voll konzentriert sein und dürfen dieses starke Team keinesfalls unterschätzen", warnt Janis Strelnieks, der am Donnerstag geschont wurde, davor, das Team mit den besten Dreierschützen der Liga (41,4 Prozent - Bamberg 40,3) auf die leichte Schulter zu nehmen.
Selbst Bayreuths Coach Korner ist von der tollen Entwicklung seiner neu zusammengestellten Mannschaft überrascht: "Alle müssen sich klar sein, dass wir über unserem Niveau agieren. Wir spielen auf jenem Level, das ich mir für das dritte Jahr gewünscht hätte."