Spaß am Wettkampf ist getrübt
Autor: Peter Seidel
Bamberg, Mittwoch, 10. Juni 2020
Mit sechswöchiger Verspätung beginnt am Wochenende in Bayern der Punktspielbetrieb ohne Auf- und Abstieg. Aufgrund der Hygieneauflagen und dem fehlenden sportlichen Anreiz haben viele Mannschaften zurückgezogen.
Jetzt kann nur noch das Wetter den verspäteten Saisonstart der bayerischen Tennis-Medenrunde stoppen. Den traditionellen Auftakt zum 1. Mai hatte die Corona-Pandemie zunichte gemacht, die Politik gab nach ersten Lockerungen Ende Mai Grünes Licht für den Start am 8. Juni. Um den Vereinen genügend Zeit zu geben, die behördlichen Hygieneverordnungen umzusetzen, entschied der Bayerische Tennis-Verband (BTV), die ersten Punktspiele erst an diesem Wochenende auszutragen.
Mit sechswöchiger Verspätung geht es nun in die "Übergangssaison 2020", wie der BTV die Spielzeit tituliert. Denn der Verband hat den Auf- und Abstieg für diese Saison ausgesetzt. Der Grund: Aufgrund der Planungsunsicherheit während der Lockdown-Phase und den behördlichen Auflagen für den Spielbetrieb hat fast die Hälfte der ursprünglich 12 410 in Bayern gemeldeten Mannschaften zurückgezogen. Auch die beiden klassenhöchsten Teams in Oberfranken, die Bayernliga- Herren und -Damen des TC Bamberg, verzichten auf die Saison 2020. "Es macht keinen Sinn eine Saison zu spielen, wenn es nur um die goldene Ananas geht. Dazu ist der finanzielle Aufwand in der Bayernliga einfach zu groß", sagt der TC-Vorsitzender Axel Tschache.
Doch nicht nur die beiden Aushängeschilder des Vereins nehmen in diesem Sommer nicht am Punktspielbetrieb teil. Von 32 Teams haben 20 abgemeldet, darunter sämtliche Damenmannschaften.
Nicht ganz so groß ist die Abmeldequote bei einem weiteren großen oberfränkischen Klub. Der TC Weiß-Rot Coburg hat neun Senioren- und zehn Juniorenmannschaften im Spielbetrieb. "Das sind 25 bis 30 Prozent weniger als geplant", sagt Vorsitzender Günter Gebauer. Bei der SpVgg Jahn Forchheim haben acht der ursprünglich 13 gemeldeten Teams zurückgezogen.
Umkleiden und Duschen gesperrt
Obwohl nun doch Doppel gespielt werden darf - laut bayerischem Innenministerium wird es als kontaktloser Sport geführt, weil der Mindestabstand während der Ballwechsel nur in seltenen Fällen unterschritten wird - haben die behördlichen Vorgaben vielen Spielern den Spaß an der Medenrunde vermiest. Vor Probleme stellen die Klubs vor allem die gesperrten Umkleidekabinen und Duschen sowie die Anfahrtsbeschränkungen zu den Auswärtsspielen.
Das "Rahmenhygienekonzept Sport" des bayerischen Gesundheitsministeriums schreibt vor, dass in einem Fahrzeug nur Mitglieder von zwei Hausständen sitzen dürfen. In der Regel müssen sich demnach die sechs Spieler, die eine Mannschaft bilden, mindestens mit drei Autos auf den Weg zu einer Auswärtspartie machen. "Wir haben eine Herren-70-Mannschaft in der Landesliga, die bis nach Aschaffenburg fahren müsste und dann verschwitzt wieder nach Hause. Das wollten sich die Spieler nicht antun", erklärt der Coburger Klubchef Gebauer.
Plötzlich acht statt fünf Spiele
Johannes Widmann von der SpVgg Jahn Forchheim hätte mit seinen Bezirksligateam bis nach Ansbach fahren müssen, da viele Spielgruppen aufgrund der Mannschaftszurückziehungen zusammengelegt wurden. "Anstatt fünf hätten wir acht Spiele mit teils weiten Fahrten bestreiten müssen", sagt der Mannschaftsführer der Herren-30 des Jahn. Und er hat noch ein weiteres Problem. Da der BTV seinen Vereinen eine kostenfreie Spielverlegung bis Ende September erlaubt, hätte er seine Teamkameraden auf Ausweichtermine einstellen müssen. "Ich hätte wohl vor jedem Wochenende herumtelefonieren müssen, wer denn nun Zeit hat", sagt Widmann.