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Serben mit dem besseren Ende gegen Deutschland


Autor: Udo Schilling

Bamberg, Sonntag, 06. Sept. 2015

Deutschland verliert gegen den Vize-Weltmeister in der Schlusssekunde mit 66:68. Eine schwache Reboundarbeit in der ersten Hälfte kosteten Nowitzki & Co. die mögliche Sensation. Am Dienstag geht es gegen die Türkei.
Dirk Nowitzki (rechts) versucht gegen den ausgestreckten Arm von Serbiens Matchwinner, Nemanja Bjelica, einen schwierigen Wurf. Foto: Lukas Schulze/dpa


Einen Tag nach dem 71:65-Arbeitssieg über Island zum Auftakt haben die deutschen Basketballer eine große Überraschung verpasst. Gegen den Vize-Weltmeister Serbien verlor das Team von Bundestrainer Chris Fleming mit 66:68.
Deutschland, angeführt von seinen drei NBA-Spielern Dirk Nowitzki, Tibor Pleiß (je 15 Punkte) und Dennis Schröder sowie Kapitän Heiko Schaffartzik (je 11) lag zeitweise gegen den Titelmitfavoriten mit sieben Zählern in Führung. Doch zu jedem Viertelende hatten die Serben knapp die Nase vorn. Nemanja Bjelica sorgte 0,9 Sekunden vor dem Ende mit seinen Punkten elf und zwölf für den knappen Sieg seines Teams. Nach einem Ruhetag geht es für Deutschland am Dienstag (18 Uhr, live in der ARD) gegen die Türkei weiter im Turnier.



Tolle Stimmung in der Arena

Die deutschen hielten mit ihrer tollen Vorstellung die Stimmung in der mit 13 050 Zuschauern prächtig gefüllten Arena am Ostbahnhof am Kochen. Nach der Gala-Vorstellung der Serben am Vortag beim 80:70-Triumph über Spanien, schwante vielen Fans von Nowitzki & Co. schon Böses. Doch angeführt von Schröder, der seine Schnelligkeit immer wieder nutzte, um per Korbleger abzuschließen oder seine Center Pleiß oder später Johannes Voigtmann anzuspielen, ging das deutsche Team erstmals beim 6:4 in Führung. Bogdan Bogdanovic sorgte nach einem zwischenzeitlichen Fünf-Punkte-Rückstand der Serben für das 19:18 zugunsten seines Teams nach dem ersten Viertel.
Unter der Anfeuerung der Fans drehte nun Nowitzki auf. Zwei Dreier vom Würzburger, und Deutschland führte mit sieben Zählern (36:29). Die Serben trafen zwar schlecht (13 Prozent Dreierquote), sicherten sich aber immer wieder zweite Chancen. Bis zur Pause durften sich die Schützlinge von Trainer Aleksandar Djordjevic zwölfmal den Ball vom deutschen Brett greifen. "Da haben unsere kleinen Spieler nicht gut mitgearbeitet", bemängelte Bundestrainer Fleming. Die deutschen Bankspieler setzten zwar wichtige Impulse, doch in den fünf Minuten bis zur Pause kamen lediglich zwei Punkte dazu, sodass Serbien wieder in Front zog (39:38). "Die Offensiv-Rebounds der Serben haben uns am Ende das Spiel gekostet", sagte Schaffartzik.


Serben holen immer wieder auf

Das gleiche Bild in den Vierteln 3 und 4: Deutschland hatte - nun dank verbesserter Reboundarbeit - die Nase stets knapp vorn, doch am Ende der dritten zehn Minuten (50:48) lag Serbien wieder vorn und auch bei der Schlusssirene. Hier hatten die Serben nach Schaffartziks Dreier zum 66:66 den letzten Angriff. "Wir wollten in die Verlängerung. Die Serben hatten sehr schwache Wurfquoten, und wir waren überzeugt, dass wir sie stoppen", sagte Fleming hinterher. Nach einigen taktischen Fouls waren noch 3,7 Sekunden auf der Uhr, als Bjelica gegen Alex King zum Korb zog und einen schwierigen Wurf zum 68:66 traf. Der 26-jährige Power Forward, der in der kommenden Saison in der NBA bei Minnesota spielt, ließ den Deutschen lediglich neun Zehntelsekunden für den letzten Wurf. Schaffartzik schaffte es nicht mehr - sein Dreier aus der Ecke verfehlte die Anlage.
Bjelica hatte ein solch hartes Spiel erwartet: "Das war das wichtigste Spiel für uns. Wir hatten gegen Spanien einige Kraft gelassen und spielten gegen ein starkes deutsches Team mit einem Nowitzki, der der beste Spieler in der europäischen Geschichte ist. Es ist eine große Ehre für mich, gegen ihn zu spielen. Ich habe gegen ihn nicht besonders gut verteidigt, er hatte aber zum Glück keinen guten Tag. Am Ende habe ich zum Glück meinen Wurf getroffen", sagte der serbische Matchwinner.
Nowitzki traf nur fünf seiner 15 Versuche. Viel besser war dagegen Center Tibor Pleiß, der nur einen Fehlwurf zu verzeichnen hatte, fehlerlos von der Freiwurflinie blieb und wichtige Offensivrebounds in der Schlussphase holte.
Der deutsche Anführer, Dennis Schröder, sagte mit seinem ihm eigenen Selbstbewusstsein: "Was wir für eine Leistung gebracht haben, ist unglaublich. Wir können auf jeden Fall noch mehrere Siege holen." DBB-Präsident Ingo Weiß war stolz auf die Leistung des Teams: "Wir haben gezeigt, dass wir gegen den Vize-Weltmeister mithalten können. Das sollte der Mannschaft Mut machen. Jetzt kommen die Spiele, mit denen wir uns für die nächste Runde qualifizieren müssen."


Fleming stolz aufs Team

Trainer Fleming war trotzdem stolz auf sein Team: "Wir sind mit der Aufgabe gewachsen. Wir waren selbstbewusst vor diesem Spiel und werden selbstbewusst vor dem Spiel gegen die Türkei sein, auch wenn das ganz anders wird als gegen Serbien."


Weitere Punkte für Deutschland

Voigtmann (5), Gavel (4), Giffey (3), Zipser (2)