Schwächen von Brose Bamberg werden hart bestraft

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Enttäuscht klatscht Nikos Zisis, mit 16 Punkten bester Bamberger Werfer gegen Maccabi, einen Fan ab; rechts Bryce Taylor. Foto: Daniel Löb
Enttäuscht klatscht Nikos Zisis, mit 16 Punkten bester Bamberger Werfer gegen Maccabi, einen Fan ab; rechts Bryce Taylor. Foto: Daniel Löb

Die Bamberger zeigen zwar Fortschritte, brechen gegen Maccabi Tel Aviv aber im letzten Viertel ein.

Schon vor der Partie hatte Andrea Trinchieri eindringlich vor den Stärken von Maccabi Tel Avivs Basketballern gewarnt: "Ihre Schützen können ein Albtraum sein!" Die Befürchtungen des Trainers bestätigten sich, und der Albtraum für Brose Bamberg im ersten Spiel der neuen Euroleague-Saison hatte einen Namen: Pierre Jackson. 27 Punkte, neun Assists und sieben Rebounds hatte der Aufbauspieler beim klaren 88:71-Sieg in der Brose Arena am Ende zu Buche stehen. Der nur 1,80 Meter große US-Amerikaner wuchs über sich hinaus, als es darauf ankam. Zum spielentscheidenden 19:0-Lauf Maccabis von der 33. bis zur 38. Min. steuerte Jackson drei Dreier und zwei Korbvorlagen bei.
Dreieinhalb Viertel war der deutsche Meister mit dem ebenfalls runderneuerten israelischen Rekordchampion auf Augenhöhe, doch dann brachen alle Dämme. "Wir haben in der Verteidigung nachgelassen und in der Offensive schlechte Entscheidungen getroffen", nannte Brose-Neuzugang Ricky Hickman die Gründe für den Leistungseinbruch seines Teams, das im letzten Viertel 33 Punkte des Gegners zuließ. Vier Tage zuvor in Tübingen waren es 27 Zähler, die die Bamberger im Schlussabschnitt kassiert hatten. Gegen die Schwaben blieb das ohne Folgen, aber auf Euroleague-Niveau werden solche Schwächen gnadenlos bestraft.


"Nicht mehr besorgt als vorher"

Dennoch wollte Trinchieri sein Team nicht "verteufeln. Wir haben 33 Minuten lang einen sehr guten Job gemacht. Ich bin nach diesem Spiel nicht mehr besorgt als vorher." In der Tat hatte sein Team im Auftaktspiel der Königsklasse über weite Strecken die bislang beste Saisonleistung gezeigt. Die Bamberger zeigten ein variables Angriffsspiel und erarbeiteten sich viele freie Würfe, die Zahl der Ballverluste (10) war akzeptabel, und dank guter Verteidigung gestatteten sie den Israelis bis zum dritten Viertel lediglich 55 Punkte. "Ich habe viele positive Dinge gesehen. Die Mannschaft macht Fortschritte in allen Bereichen", meinte Rolf Beyer. Der Geschäftsführer räumte aber auch ein: "Natürlich sind wir noch nicht so weit, wie wir sein müssten."
Bezeichnend war, dass bei der am Ende zu hoch ausgefallenen Niederlage mit Nikos Zisis (16 Punkte) und Leon Radosevic (10) zwei Spieler die besten Werfer ihres Teams waren, die schon länger das Brose-Trikot tragen. Die Euroleague-erfahrenen Neuzugänge Ricky Hickman (10) und Luka Mitrovic (9) spielten zwar ebenso solide wie Königsklassen-Neuling Augustine Rubit (10), haben aber allesamt noch Luft nach oben. Daniel Hackett (2) konnte trotz vier Assists nicht überzeugen.
Mit Quincy Miller ließ Trinchieri seine Angriffsoption Nr. 1 abermals außen vor. Der Neuzugang trainiert zwar mit der Mannschaft, ist bei Spielen aber derzeit nur Zuschauer. Beyer nannte keine Gründe für die "interne Entscheidung des Coachings-Stabs".
Auf Miller verzichten die Bamberger freiwillig, auf Elias Harris dagegen notgedrungen. Der Kapitän hat sich beim Bundesliga-Spiel in Erfurt erneut am Knie verletzt und droht länger auszufallen. Weitere Untersuchungen werden zeigen, ob der Nationalspieler abermals operiert werden muss.
Nicht auszuschließen ist daher, dass Brose noch einmal auf dem Transfermarkt tätig wird, da für die großen Positionen derzeit mit Radosevic, Rubit und Mitrovic nur drei Spieler zur Verfügung stehen. "Wir kennen das Problem und müssen zusehen, dass wir dafür eine Lösung finden", meinte Trinchieri, dessen Team am Wochenende in der Bundesliga spielfrei ist und am nächsten Donnerstag bei Panathinaikos Athen das erste Auswärtsspiel in der Euroleague bestreitet.