Schiris im mobilen Hotel-Office
Autor: Udo Schilling
Bamberg, Freitag, 19. Juni 2020
Die Unparteiischen sind beim Bundesliga-Finalturnier drei Wochen mit den Spielern und Trainern im Hotel kaserniert. Über das Leben in der größten Basketball-WG der Welt unterhielten wir uns mit Christof Madinger.
Seit 6. Juni spielen zehn Mannschaften im Münchner Audi-Dome um die deutsche Basketball-Meisterschaft. Alle zehn Teams sind mit ihren Trainern und Betreuern während der Corona-Pandemie in einem Hotel untergebracht - darunter auch die Schiedsrichter. Elf Referees sind für das dreiwöchige Turnier nominiert worden. Der aus Kronach stammende Christof Madinger ist einer der Auserwählten. Wir unterhielten uns mit dem 38-Jährigen, den es beruflich seit acht Jahren ins Schwabenland verschlagen hat, wo der promovierte Chemiker bei einem mittelständischen Textilforschungsinstitut als Chief Organisation Officer (COO) arbeitet.
Sie sind einer von elf nominierten Schiedsrichtern bei diesem Turnier. Ein exklusiver Kreis. Wie kam es dazu?
Im April wurde den Schiedsrichtern erstmals das Modell des Finalturniers vorgestellt und unser Führungskreis hat Anfang Mai abgefragt, wer sich das vorstellen kann, drei Wochen dabei zu sein, da Einzeleinsätze aufgrund des Hygienekonzepts nicht möglich waren. Wir mussten uns dann Gedanken machen, ob das privat und beruflich machbar ist. Letztlich wollte die Liga zwölf Schiedsrichter nominieren, damit man nach jedem Spiel einen Tag Pause hat. Es haben sich wohl gut 15 beworben, die genaue Zahl kenne ich auch nicht, die dann nach Leistungsstand ausgewählt wurden. Da sich Robert Lottermoser erst kurz vor dem Turnier verletzt hat, wurde keiner mehr kurzfristig nachnominiert, so dass nun elf hier sind und die Spiele leiten.Nach drei Monaten Pause ging es in der Bundesliga ohne Testspiele von Null auf Hundert wieder los. Das ist nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Schiedsrichter sicher schwierig. Wie haben Sie Ihre ersten Spiele beim Finalturnier in München körperlich und mental überstanden?
Unterliefen Ihnen und Ihren Kollegen mehr Fehler als sonst - die werden ja sicher analysiert?
Der Videobeweis wird bei diesem Turnier weniger verwendet - oder täuscht das? Woran liegt das?
Ich glaube das täuscht, es wird aber keine Statistik darüber geführt.Die Kommunikation mit dem Kampfgericht, das hinter Plexiglasscheiben sitzt, erscheint schwierig...
Absolut, man hört fast nichts durch. Inzwischen hat man Walkie-Talkies hingelegt. Aber auch der Blickkontakt zu den Kampfrichtern oder dem Kommissar ist schwierig, wenn die Scheibe spiegelt.Sie sind bis auf den zurzeit verletzten Robert Lottermoser wie alle Bundesliga-Schiedsrichter kein Profi-Referee, sondern haben einen Job. Wie handhaben Sie das mit Ihrer Arbeit - haben Sie Urlaub, sind Sie freigestellt oder in Kurzarbeit?