Sandra Haderlein siegt mit neuem Streckenrekord
Autor: Michael Schwital
Bamberg, Sonntag, 03. Mai 2015
Die Kemmernerin gewinnt in Rekordzeit den Halbmarathon. Mario Wernsdörfer wird hinter dem Favoriten Marcel Bräutigam Zweiter. Über die 10,9 km landen Susi Lutz und Felix Hentschel diesmal auf den Rängen 2 und 3.
Keine Sonne und kein Seriensieger Darren Deed aus der Partnerstadt Bedford am Sonntag bei der siebten Auflage des Bamberger Weltkulturerbelaufs: Mit niedrigeren Temperaturen als bislang und mitunter leichtem Regen sind die Ausdauer-Begeisterten aus nah und fern größtenteils gut ausgekommen. Gewohnt war der Ausnahmezustand, hervorgerufen durch Zehntausende von Zuschauern - wenn auch etwas weniger als sonst, durch stimmungsvolles Programm an den Strecken und weit über 11 000 Aktive jeden Alters in der Innenstadt, die den motorisierten Verkehrsteilnehmern wegen des Mega-Events für Stunden versperrt blieb.
An der Spitze der Siegerliste des Halbmarathons über 21,1 km löste der Favorit Marcel Bräutigam (Gutsmuths-Rennsteiglaufverein) in 1:11:58 Std. den britischen Streckenrekordhalter Deed (1:10:25) ab.
Der Halbmarathon-Zweite Mario Wernsdörfer von der LG Bamberg (1:13:02 Std.) absolvierte nach eigener Aussage einen "Lauf auf des Messers Schneide". Es galt, im Dreikampf mit dem Sieger Bräutigam und dem Dritten Addisu Tulu Wodajo (Team Finishline, 1:13:37) zu bestehen - und mit sich selbst. Wernsdörfer: "Bei Kilometer 14 hat sich Bräutigam abgesetzt, da bekam ich Probleme mit der Wade, dann kamen Magenkrämpfe dazu. Auch Tulu Wodajo zog weg. Da bin ich kurz gegangen, und die Sache löste sich auf. Ich merkte, dass ich noch Reserven habe. Und mit dem Publikum an meiner Seite habe ich Tulu Wodajo auf Höhe Gefängnis wieder überholen können."
Sandra Haderlein freute sich im Ziel: "Das war jetzt mein dritter Start beim Weltkulturerbelauf, 2011 und 2013 lief ich jedoch nur die 10,9 km ohne große Zielvorgabe. Diesmal hoffte ich schon auf den Sieg und freue mich sehr, zumal ich im Januar und Februar noch verletzt gewesen und es für mich erst der zweite Halbmarathon in diesem Jahr war. Ich hatte mir vorgenommen, unter 1:25 Std. zu kommen. Die Altenburg war für mich persönlich die größte Herausforderung. Die Stimmung an der Strecke war wieder hervorragend, die Zuschauer helfen vor allem auf den letzten Metern, wenn man fast am Ende der Kräfte ist. Da trägt einen das Publikum förmlich ins Ziel." Mit Abstand folgten ihr in Bamberg Kerstin Steg (LAC Quelle Fürth, 1:28:11 Std.) und Tina Schwarzmann vom MTV Bamberg in 1:28:52.
Für Felix Hentschel, dessen Ziel nach wie vor ein Start bei Olympia ist, waren es "die besten Temperaturen bisher. Auf dem Kopfsteinpflaster war jedoch Vorsicht geboten." Vor fünf Wochen hatte er sich die Wade gezerrt, mehr als Rang 3 war über die 10,9 km hinter Tulu Seboka und dem Italiener Giulio Simonetti (37:03 Min.) nicht drin. "Bergab konnte ich nach der Zerrung nicht Gas geben, da habe ich viele Meter verloren." Der siegreiche Äthiopier war tags zuvor in Ohrdruf deutscher Meister über die zehn Kilometer in 29:08 geworden.
Auch Susanne Lutz, die mehr als die Freude am Laufen mit ihrem Vereinskollegen Felix Hentschel verbindet, hat "die Stimmung an der Strecke wieder genossen". Sie musste sich allerdings nach sechs Monaten Verletzungspause 2014 diesmal der erfolgsgewohnten Ulrike Schwalbe geschlagen geben. Dritte wurde die Italienerin Federica Modesto in 45:04 Min. "Für mich war das ein guter Start wieder in die Wettkämpfe", sagte Susi Lutz. Nicht nur bei den Familien Lutz und Hentschel: Nicht selten kommt es beim Weltkulturerbelauf vor, dass Geschwister und/oder Eltern am Start sind.
Die Temperaturen seien ideal gewesen für die Ausdauersportler, erklärte Jonas Merzbacher als Helfer auf dem Maxplatz, einst talentierter Mittelstreckler, der seine Läuferkarriere verletzungsbedingt früh beenden musste und jetzt Gundelsheimer Bürgermeister ist. "Es hätte nur etwas trockener sein dürfen", meinte er. Der letzte Nachrichtenstand gestern Abend: Es gab Stürze, aber keine gravierenden Verletzungen. Genauso wie es nach wie vor keine unnötigen Ausgaben gibt, um etwa Stars an den Start zu locken, die vom afrikanischen Hochland stammen. Es ist nicht nur ein Volkslauf, der durch das Weltkulturerbe führt, mit seinen regionalen Assen, sondern ein Heimatlauf. Und das soll wohl so bleiben.