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Runde mit Licht und Schatten


Autor: Peter Seidel

Bamberg, Donnerstag, 07. Februar 2019

Brose Bamberg hat sich als Gruppendritter souverän für das Achtelfinale qualifiziert. Allerdings riss das Team keine Bäume aus und hat fast ebenso viele Punkte kassiert, wie es erzielte.
Augustine Rubit, der hier an Jaromir Bohacik von CEZ Nymburk vorbeizieht, war der wirkungsvollste Bamberger Spieler in der Gruppenphase. 14,6 Punkte im Schnitt, 6,1 Rebounds, 1,7 Assists, 1,7 Ballverluste und 1,2 Ballgewinne ergeben bei einer Einsatzzeit von 27,1 Minuten einen Effektivitätswert von 18,6. Foto: Daniel Löb


Als "German Powerhouse" hieß die Basketball-Champions-League auf ihrer Homepage Brose Bamberg im vergangenen Sommer willkommen. Doch wer dachte, der neunmalige Euroleague-Teilnehmer würde im besseren der zwei Vereinswettbewerbe des europäischen Basketball-Verbandes Fiba Europe für Furore sorgen, wurde eines Besseren belehrt. Zwar qualifizierte sich der neunfache Meister als einziger der vier deutschen Vertreter souverän für das Achtelfinale, doch über Platz 3 in der Gruppe C kam er nicht hinaus. AEK Athen und Hapoel Jerusalem (je zwölf Siege und zwei Niederlagen) waren besser als das "German Powerhouse" (9/5).

Wie in der Bundesliga wechselten sich bei den Brose-Basketballern auch auf internationaler Ebene Licht und Schatten ab. "Wir haben die eine oder andere unglückliche Niederlage erlitten, daher war definitiv mehr möglich als Platz 3", meint Arne Dirks. Der Geschäftsführer von Brose Bamberg spielt auf die beiden knappen Heimniederlagen gegen Montakit Fuenlabrada (88:89) und Hapoel Jerusalem (85:88) in der Hinrunde an, in der die Bamberger die Erwartungen nicht erfüllten.

Mit vier Siegen in Serie - drei davon auswärts - sorgten sie aber Ende des vergangenen und zu Beginn dieses Jahres dafür, dass sich das Tor zum Achtelfinale schon ziemlich früh öffnete. Unterm Strich sind die Brose-Basketballer mit der Gruppenphase daher zufrieden. "Wir haben uns gut präsentiert. Die Champions League ist ein mehr als ernst zu nehmender Wettbewerb, in dem man nicht einfach so durchmarschiert", sagt Dirks.

Glücklich ist der Geschäftsführer darüber, dass das in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnte Bamberger Publikum das Team auch in der Champions League, in der die Bamberger erstmals an den Start gehen, unterstützt: "Die Zuschauer haben die Champions League gut angenommen, auch wenn die ganz großen Gegner wie zu Euroleague-Zeiten nicht mehr dabei sind. Teilweise waren wir ausverkauft, teilweise waren nur wenige Plätze frei, damit bin ich durchaus zufrieden."

Rice und Rubit starkes Duo

Die Fans in der Brose-Arena sahen jedoch keine Basketball-Feste. Der 73:64-Erfolg gegen JDA Dijon war der Sieg mit der höchsten Punktedifferenz, mit der Unterstützung der Freaks im Rücken gelang in der Frankenhölle auch der einzige Sieg gegen eines der besser platzierten Teams in der Gruppe C (73:70 gegen AEK Athen). Beim Triumph über die Griechen war Tyrese Rice bester Werfer für die Bamberger, ebenso in vier weiteren Partien. Augustine Rubit war viermal korbgefährlichster Spieler. Dieses Duo trug die Brose-Basketballer in der Gruppenphase auf ihren Schultern.

Rekordquote bei Freiwürfen

Mit einem Schnitt von 82,3 Punkten waren die Bamberger die achtbeste Offensivmannschaft im 32 Teams starken Teilnehmerfeld. Allerdings kassierten sie auch fast ebenso viele Zähler (81,1). Mit diesem Wert sind sie die schlechteste aller 16 Mannschaften, die sich für das Achtelfinale qualifiziert haben.

Doch auch einen Rekord stellte das Brose-Team auf. Mit einer Freiwurfquote von 83 Prozent ist es die erste Mannschaft in der noch jungen Geschichte der Basketball-Champions-League mit über 80 Prozent in dieser Kategorie.

Kommentar: Erst jetzt ein wertiger Wettbewerb

Als der Bamberger Gruppengegner Telenet Giants Antwerpen im vergangenen September zu seinem letzten Qualifikationsspiel für die Basketball-Champions-League in Larnaca auf Zypern antrat, waren mehr Spieler und Offizielle in der Halle als Zuschauer. Nicht ganz so drastisch, aber ebenfalls mau waren die Besucherzahlen vielerorts in der Gruppenphase. Auf den offiziellen Spielberichtsbögen der Champions League werden keine Zuschauerzahlen veröffentlicht. Ist der Dachverband Fiba Europe von seinem Konkurrenzprodukt zu den privat organisierten Wettbewerben Euroleague und Eurocup etwa selbst nicht restlos überzeugt?

Den 16 Teams der "Königsklasse " - und diesen Beinamen trägt die Euroleague zurecht - setzt die Fiba Europe Masse entgegen, um den Bedürfnissen der nationalen Verbände und deren Ligen Rechnung zu tragen. Das Teilnehmerfeld von 32 Mannschaften tut dem Niveau der Champions League aber nicht gut. Mannschaften wie Fribourg (Schweiz), Opava (Tschechien) oder Wlozlawek (Polen), um nur einige zu nennen, mögen in ihrer Heimat zwar um die Play-offs mitspielen, auf europäischer Ebene sind sie aber Leichtgewichte.

Es wurde Zeit, dass sich die Spreu vom Weizen endlich getrennt hat. Ein sportlich wertiger Wettbewerb wird die Champions League erst jetzt mit dem Beginn der K.o.-Runde. Das werden auch die Fans vor Ort honorieren, die Hallen werden sich füllen.