Tischtennisspieler Dietmar Kober fühlt mit Olympioniken
Autor: Udo Schilling
Bamberg, Mittwoch, 01. April 2020
Der viermalige Paralympics-Teilnehmer Dietmar Kober aus Bischberg hält die Absage der Spiele in Tokio aufgrund des Coronavirus aber für richtig. Der 50-jährige Rollstuhlfahrer ist topfit und spielt weiter auch bei den Fußgängern erfolgreich mit.
Die Absage der Olympischen Spiele und der paralympischen Spiele in Tokio aufgrund der Corona-Pandemie ist für viele Sportler ein schwerer Schlag. Die lange Vorbereitung auf den Höhepunkt in einem Sportlerleben war - zumindest vorerst - vergebens. In die Lage eines potenziellen Olympia-Teilnehmers kann sich auch Dietmar Kober versetzen. Der 50-jährige Rollstuhl-Tischtennisspieler war bei den Paralympics 2000 in Sydney, bei den folgenden Spielen in Athen und Peking sowie zuletzt 2012 in London Teilnehmer an den Spielen für Sportler mit Behinderung.
Sportlerherz blutet
"Natürlich hängt das Herz eines jeden Sportlers daran, an den Spielen teilzunehmen. Das ist für viele sicher bitter. Die Entscheidung, die Wettbewerbe um ein Jahr zu verschieben, ist aber vernünftig und hätte nicht anders ausfallen dürfen", sagt Kober, der im Bamberger Vorort Bischberg lebt. 2016 hätte er in Rio de Janeiro gerne ein fünftes Mal bei den Paralympischen Spielen teilnehmen wollen, doch "damals war ich nur erster Ersatzmann und wäre zum Einsatz gekommen, wenn sich einer verletzt hätte". Für Tokio hatte der pensionierte Postbeamte keine Ambitionen mehr. "Ich hätte mich über die Weltrangliste qualifizieren müssen, und das bedeutet, mindestens sieben, acht internationale Turniere zu spielen. In meinem Alter ist das nicht so einfach."
Vor fünf Wochen, beim letzten Bundesliga-Spieltag mit dem Rollstuhlsportverein Bayreuth hat er einige Tokio-Kandidaten getroffen. "Die haben ja nun alle das Problem, dass sämtliche Qualifikationsturniere abgesagt sind und es derzeit - bis auf Handbikefahren - keine Trainingsmöglichkeit gibt. Manche, die gerade verletzt sind, werden froh über die Olympia-Absage sein."
Kober kennt die Probleme, die nun auf die Sportler und deren Angehörige zukommen. Die bereits gebuchten Flüge und Hotels für Qualifikationsturniere müssen - möglichst ohne Kosten - storniert werden.
Er selbst spielt internationale Turniere nur noch, "wenn der Austragungsort schön ist und ich das mit Urlaub verbinden kann". So wie vor zwei Jahren bei den slowenischen Open in Lasko, als er mit seinem chilenischen Doppelpartner Cristian Gonzalez Astete die Bronzemedaille gewann.
Lebensgefährtin in der Schweiz
Mit seiner Lebensgefährtin, die in der Schweiz arbeitet, führt er derzeit nur eine Beziehung über Telefon und Skype. "Die Grenzen sind ja zu."
Mit ihr koordiniert er seine Tischtennistermine. Denn neben dem Rollstuhl-Team in Bayreuth, das zum Saisonabbruch der Bundesliga auf Platz 2 lag, bestreitet Kober auch bei den Fußgängern in Walsdorf die Saison. "Das habe ich vor meinem Unfall schon gemacht und habe es auch danach nie aufgehört", sagt der Bischberger, der seit seinem Sturz vom Apfelbaum im Jahr 1990 im Rollstuhl sitzt.