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Nikos Zisis: Ich fühle noch das Feuer


Autor: Udo Schilling

Bamberg, Mittwoch, 20. Februar 2019

Der Grieche Nikos Zisis freut sich auf das WM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und Griechenland am Sonntag in "seiner Stadt" - in Bamberg.
Nikos Zisis  lebt seinen Sport. Der 35-jährige Grieche fühlt sich noch als Spieler und zeigt auf dem Feld auch Emotionen. Foto: Daniel Löb


Wenn am Sonntagabend (18 Uhr) in der Bamberger Brose-Arena die Qualifikationsrunde für die Basketball-Weltmeisterschaft für die deutsche Nationalmannschaft mit dem Spiel gegen Griechenland zu Ende geht, dann weilt auch eine griechische Basketball-Ikone unter den Zuschauern. In Bamberg wird Nikos Zisis spätestens nach seiner Leistung im Pokalendspiel vom vergangenen Sonntag als griechischer Basketball-Gott verehrt. Einen ähnlichen Status hat der 35-Jährige in Griechenland. Das Hellas-Trikot trug er 189-mal und gewann für seine Heimat Titel und Medaillen: Europameister 2005, Vizeweltmeister 2006 und EM-Bronze 2009. Vor der Partie Deutschland - Griechenland unterhielten wir uns mit dem Veteranen, der 2008 auch an den Olympischen Spielen teilnahm.

Griechenland spielt in Bamberg - ein besonderer Moment für Sie?

Nikos Zisis: Natürlich, ich werde da sein, spiele aber nicht. Ich habe aber darüber nachgedacht, mein altes Trikot anzuziehen (lacht). Nein, nein. Aber meine Kinder werden ein blaues Trikot tragen mit der Nummer 6.

Verfolgen Sie das griechische Nationalteam noch?

Natürlich, ich habe zwar in der WM-Qualifikation nicht alle Spiele gesehen, aber die Mannschaft hat einen sehr guten Job gemacht. Griechische Teams haben eine große Tradition, weil sie sehr erfolgreich waren. Wir haben in den vergangenen Jahren keine Medaille mehr gewonnen, aber in Griechenland erwartet man das. Das erzeugt einen hohen Druck im Team. Es macht es nicht leichter, wenn die Besten nicht dabei sind, weil sie in der Euroleague oder wie Giannis Antetokounmpo in der NBA spielen. Der Rest hat aber wichtige Siege geholt und sich früh für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Ich erwarte ein Spiel ohne großen Druck für beide Mannschaften, auch wenn jeder gewinnen will. Ich freue mich darauf. Schön, dass das Spiel in meiner Stadt stattfindet.

Haben Sie noch Kontakt zum griechischen Verband?

Ja klar. Der Coach, Thanasis Skourtopoulos, war, als ich 17 Jahre alt war, mein Assistenztrainer unter Dusan Ivkovic. Außerdem habe ich Kontakt zum Teammanager und vielen anderen. Schließlich war ich 18 Jahre für Griechenland aktiv, von der Jugend bis 2015.

Hat man Sie vom Verband schon gefragt, ob Sie nicht eine Funktion für Griechenland übernehmen wollen?

Im Moment nicht. Das ist vielleicht etwas für die Zukunft, aber noch nicht aktuell. Man hat mich nur gefragt, welches Hotel das Team buchen soll - mehr nicht.

2015 haben Sie nach der EM in Lille ihren Abschied aus dem Nationalteam verkündet. Haben Sie danach noch einmal über ein Comeback nachgedacht?

Nein. Ich habe damals die Entscheidung getroffen. Es war eine große Ehre, für Griechenland zu spielen, am Ende als Kapitän. Ich habe tolle Momente erlebt. Als Kind träumte ich davon, außer Basketball-Profi zu werden, mein Land im Nationalteam zu repräsentieren und Erfolg mit ihm zu haben. Das hat meine Karriere und mich geprägt. Für jeden ist sein Nationalteam speziell, aber in Griechenland ist es nach dem Europameisterschaftssieg 1987 und der Tradition noch etwas besonderes.

Ich frage das deshalb, weil Ioannnis Bourousis nur drei Monate jünger ist als Sie - und er spielt noch für Griechenland.

Ionannis dachte 2015 in Lille auch darüber nach, zurückzutreten. Aber er entschied, weiterzuspielen. Er ist ein großer Spieler, wir brauchen ihn im Team. Ich brauchte eine Pause, wollte dann aber nicht nach zwei Jahren in eine Mannschaft zurückkommen, in der sich eine Teamchemie entwickelt hat und in der andere Spieler wie Nick Calathes oder Kostas Sloukas nun die Anführer sind. Ich hatte einen tollen Lauf mit der Mannschaft und habe entschieden, das war's.

Im deutschen Team wurde Ihr Bamberger Kollege Patrick Heckmann nicht nominiert. Waren Sie überrascht?

Ehrlich - sehr sogar. Ich glaube, Patrick und auch Louis Olinde hätten die Chance verdient - speziell hier in Bamberg - zu spielen. Aber der Coach hat entschieden. Ich hätte erwartet, dass vor allem Patrick ins Team gerufen würde, und ich denke, er hatte es auch erwartet. Doch es geht weiter, und er wird daran arbeiten, beim nächsten Mal dabei zu sein.

Wer wird am Sonntag gewinnen?

Deutschland hat einen sehr guten Kader. Das wird für Griechenland schwierig. Die Deutschen sind leicht im Vorteil, weil sie zu Hause spielen, doch die Griechen aus der zweiten Reihe werden sich gut präsentieren wollen und sind hochmotiviert. Bourousis wird wohl nicht kommen, auch keine Euroleague-Spieler.

Ihr Vertrag endet in Bamberg nach dieser Saison. In einem Interview bei Magenta-Sport haben Sie gesagt, Sie fühlen sich immer noch als Spieler. Werden Sie noch ein weiteres Jahr dranhängen?

Im Moment bin ich für alles offen. Ehrlich - und das ist keine politische Antwort - das würde ich auch zu meiner Familie und meinen besten Freunden sagen: Ich weiß nicht, was passiert, aber ich fühle mich gut, ich bin in Form und freue mich, wenn ich meiner Mannschaft auf dem Feld helfen kann, zu gewinnen. Deshalb habe ich gesagt, ich fühle mich noch als Spieler. Ich fühle noch das Feuer in mir und möchte gerne mein Ziel, meinen Traum realisieren, 20 Jahre als Profi gespielt zu haben. Aber im Sommer kann sich viel ändern. Ich werde mir anhören, was mein Team von mir möchte. Warten wir's ab, was die Zukunft bringt.

Jeder sagt, Nikos Zisis wäre ein guter Coach oder Individual-Trainer.

Im Moment denke ich darüber noch nicht nach.

Aber Sie werden nicht nur über Ihre, sondern auch die Zukunft Ihrer Familie nachdenken.

Definitiv. Zwei meiner Söhne besuchen die internationale Schule in Erlangen, lernen dort Englisch, natürlich auch Deutsch. Der Jüngste ist in der Kita in der Nähe von unserem Zuhause. Deshalb ist in dieser Phase meiner Karriere ein großer Teil auch Familie, und wie sich die Dinge für sie entwickeln und nicht nur für mich. Deshalb bin ich derzeit offen für alles. Nach dem Pokalsieg wollen wir mit Brose die Saison stark beenden. Das Team hat das Potenzial, in der Champions League und in der Bundesliga weit zu kommen.

Wie ist Ihr Deutsch inzwischen?

Meine Jungs sprechen deutlich besser als ich. Das Problem ist, jeder hier spricht Englisch. Das macht einen faul. Das ist das eine. Das andere ist, in meinem Alter ist das Erlernen einer Sprache nicht mehr so einfach, wie wenn man noch in die Schule geht. Außerdem ist Deutsch nicht einfach zu lernen. Das Gespräch führte unser

Redaktionsmitglied Udo Schilling