Druckartikel: Niederlage gegen München - Bamberger Heimvorteil ist dahin

Niederlage gegen München - Bamberger Heimvorteil ist dahin


Autor: Klaus Groh

Bamberg, Sonntag, 07. Juni 2015

Die Brose Baskets unterlagen nach zuvor 22 Heimerfolgen in der Bundesliga gegen eine starke Bayern-Mannschaft im ersten Finalspiel mit 73:84 und stehen mit dem Rücken zur Wand.
Nur selten gingen die Bamberger gegen Münchens Topwerfer Vladimir Stimac (Mitte) so kompromisslos zu Werke wie hier Trevor Mbakwe und Darius Miller. Fotos: sportpress


Wenn's einer schafft, in Bamberg zu gewinnen, dann die Bayern. Der deutsche Meister aus München setzte sich in Spiel 1 der Finalserie nach dem Modus best-of-five völlig verdient bei den Brose Baskets mit 84:73 (44:38) durch, brachte der Mannschaft von Andrea Trinchiere nach zuvor 22 Erfolgen die erste Heimniederlage bei und hat am Mittwoch (20 Uhr) vor heimischer Kulisse die Möglichkeit, sich den ersten Matchball auf dem Weg zur Titelverteidigung zu sichern.

Bayern im Rebound überlegen
Nach einem Offensiv-Feuerwerk im ersten Viertel (28:27) konnten sich die Bamberger gegen die aggressive Verteidigung der Bayern nicht mehr durchsetzen und trafen auch ihre freien Würfe nicht. Während die ersten vier Dreier allesamt im Münchner Korb einschlugen, gab's danach nur vier weitere Treffer bei 21 Versuchen. Allerdings waren auch die Münchner in dieser Beziehung (9 von 27) nur unmerklich besser.

Ein deutlicher Unterschied trat im Rebound in Erscheinung: Die Bamberger sicherten sich 33 Abpraller, bei den Münchnern waren es stattliche 41. Neben den Centern John Bryant und Vladimir Stimac (je 6) zeichneten sich hier vor allem die Flügelspieler Bryce Taylor (7) und Nihad Djedovic (6) aus.
 


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"Wir haben heute aufgrund klarer Fehler verloren. Wir waren nicht gut beim Rebound und haben den Münchnern am Brett viele Chancen für einfache Körbe und zweite Chancen gegeben. Die Reboundschwäche verhinderte auch unser schnelles Spiel im Angriff und kostete viel Energie", analysierte Coach Trinchieri. Dieser Nachteil sei vor allem dadurch entstanden, dass die Bamberger kleinen Leute gegen Taylor und Djedovic schlecht ausgeboxt hätten. So angelten sich die Bayern insgesamt 14 Offensiv-Rebounds - und nutzten diese zweiten Chancen eiskalt.

Mit den Fans im Rücken kämpften sich die Bamberger zwar nach der Pause (38:44) immer wieder heran (43:46, 52:54, 59:63), doch Savanovic, Taylor oder Schaffartzik hatten immer eine Antwort auf die Bamberger Aufholjagden. "Wir haben am Ende den Fehler gemacht, Schaffartzik seinen Drei-Punkte-Wurf zu ermöglichen", erläuterte Trinchieri. Nach dem Distanztreffer des Nationalspielers lagen die Bayern mit 68:60 vorn und schaukelten den Sieg mit ihrer ganzen Erfahrung sicher nach Hause.

Am Ende wirkten die Münchner in der aufgeheizten Halle sogar ein ganzes Stück frischer als die ausgeruhten Bamberger. "Aber es ist nur Spiel 1, und Bayern hatte noch ein psychologisches Hoch aus der Berlin-Serie. Jetzt müssen wir uns zusammenraufen und es am Mittwoch besser machen. Heute war München das bessere Team", so Trinchieri.

Die Stimmen zum Spiel
Svetislav Pesic (Bayern-Trainer): "Gratulation an meine Mannschaft zu diesem exzellenten Spiel. Es war nicht einfach heute, wir haben in sieben Tagen drei Spiele gegen intensiv spielende Berliner gehabt. Aber wir haben genug Kraft, das durchzustehen. Das größte Problem für mich ist die Zufriedenheit, das ist der größte Gegner im Spitzensport. Ich habe meinen Spielern gesagt, dass sie nicht mit dem Finaleinzug zufrieden sein dürfen. Wir hatten ein paar Probleme im ersten Viertel - 28 Gegenpunkte aus der Bamberger Transition heraus sind eindeutig zu viel. Anschließend haben wir unseren Rhythmus gefunden und eine gute Balance zwischen Perimeter- und Inside-Spiel gefunden. Damit haben wir Bamberg den Zahn gezogen und angefangen, unseren Basketball zu spielen."

Daniel Theis (Nationalspieler der Brose Baskets): "München hat bei den Rebounds einen besseren Job gemacht als wir. Für ein Finalspiel haben sie viel zu viele bekommen. Außerdem konnten wir nicht so schnell spielen, wie wir uns das vorgestellt haben. Bei jedem Fast-Break-Versuch haben sie gleich gefoult und ihn so unterbunden. Wir haben heute nicht schlecht gespielt, viele offene Würfe kreiert, sie aber nicht getroffen. In München haben in dieser Saison schon einige Teams gewonnen, das ist also nicht unmöglich. Wenn wir den Titel haben wollen, müssen wir einmal in München gewinnen. Damit wollen wir am Mittwoch anfangen."

Janis Strelnieks (Bamberger Scharfschütze): "In München zu gewinnen, wird viel schwerer sein als heute. Sie spielen jetzt vor ihren Fans. Aber egal, das ist das Finale, wir müssen jetzt kämpfen und uns beim Rebound verbessern. Wir müssen auf jeden Fall besser verteidigen. 84 Punkte zu kassieren, ist zu viel, wenn du gewinnen willst."

Rolf Beyer (Geschäftsführer der Brose Baskets): "Wir müssen ins zweite Spiel gehen, als wäre es das erste. Wenn wir richtig fokussiert sind, ist immer noch alles möglich. So groß war der Abstand zum Erfolg heute nicht. Das war heute eine mentale Geschichte. Viele unserer Jungs stehen zum ersten Mal in einem Finale, sie spielen gegen einen großen Gegner, das spukt schon ein bisschen in den Köpfen herum. Nicht nur bei einigen Spielen, sondern flächendeckend waren die Wurfquoten bei uns heute nicht so berauschend. Es war ein Stück weit Nervosität zu spüren, und das müssen wir abstellen."

Marko Pesic (Geschäftsführer des FC Bayern München): "Man muss der Mannschaft großen Respekt zollen. Sie ist an die Grenze gegangen. Aber es steht nur 1:0. Wir haben hier vor zwei Jahren das erste Spiel im Halbfinale gewonnen und dann die Serie trotzdem verloren. Das heißt: Glückwunsch, Sieg abhaken und weiter geht's. Die kämpferische Einstellung unserer Spieler war heute super. Sie haben Charakter gezeigt. Wir sind sehr schwer reingekommen, aber ab der ersten Minute im zweiten Viertel haben wir die Kontrolle übernommen und sehr gut verteidigt."

Heiko Schaffartzik (Münchner Aufbauspieler): "Unsere großen Spieler haben unter dem Korb heute exzellent gespielt. Aber wir müssen aufpassen. So eine Serie kann sich ganz schnell drehen. Wenn wir das nächste Spiel zu Hause verlieren, kommen wir wieder hierher mit der gleichen Ausgangslage wie heute. Das heißt, wir wollen unbedingt dieses zweite Spiel am Mittwoch gewinnen."

Anton Gavel (Ex-Bamberger im Münchner Trikot): "Wir haben versucht, den Ball unter den Korb zu unseren großen Spielern zu bekommen. Aber eigentlich muss man jeden Spieler bei uns hervorheben. Jeder hat alles gegeben, obwohl wir nicht so viel Zeit hatten, uns zu regenerieren. Aber es ist nur ein Sieg, entschieden ist in dieser Serie noch gar nichts." ps


Die Statistik
Brose Baskets Bamberg - FC Bayern München 73:84
(28:27, 10:17, 16:17, 19:23)
Bamberg Wanamaker (15 Punkte/1 Dreier), Harris (10), Strelnieks (10/2), Miller (10/2), Theis (10/1), Thompson (7/1), Robinson (5/1), Mbakwe (4), Tadda (2)
München Stimac (16), Taylor (14/2), Savanovic (14/2), Bryant (12), Schaffartzik (10/2), Benzing (6/1), Djedovic (5/1), Gavel (5/1), Zipser (2), Jagla
SR Schmidt, M. Reiter, Kovacevic
Zuschauer 6800 ausverkauft
Gesamtwurfquote Bamberg 40 Prozent (24 Treffer/60 Versuche), München 42 (28/66)
Dreierquote Bamberg 32 Prozent (8/25), München 33 (9/27)
Freiwurfquote Bamberg 85 Prozent (17/20), München 83 (19/23)
Rebounds Bamberg 33 (24 defensiv/9 offensiv), München 41 (27/14)
Ballgewinne/-verluste Bamberg 3/10, München 4/9
Assists Bamberg 15 / München 15
Fouls Bamberg 24 / München 21