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Moritz Sanders: "Eine krasse Erfahrung"


Autor: Udo Schilling

Bamberg, Dienstag, 05. April 2016

Moritz Sanders hat mit dem Sieg der deutschen U18-Nationalmannschaft beim Albert-Schweitzer-Turnier Geschichte mitgeschrieben.
Moritz Sanders setzt zu einem Dreier im Halbfinale gegen Frankreich an.  Foto: Udo Schilling


Das Albert-Schweitzer-Turnier (AST) in Mannheim und Viernheim gilt als die inoffizielle U18-Weltmeisterschaft. Zum Turnier des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) finden sich alle zwei Jahre in der Osterwoche die Stars von morgen ein, um ihre Besten zu ermitteln. In diesem Jahr fand das AST zum 28. Mal statt, und erstmals hat Deutschland gewonnen. Damit haben die deutschen Nachwuchsbasketballer Albert-Schweitzer-Turnier-Geschichte geschrieben.
Beim AST spielten unter anderem schon Magic Johnson, Detlef Schrempf, Drazen Petrovic, Tony Parker, Arvydas Sabonis, Dirk Nowitzki oder Bambergs griechischer Profi Nikos Zisis.
In diesem Jahr dabei war Moritz Sanders aus dem Bamberger Nachwuchsprogramm. Der 2,08 m große Power Forward ist wie die meisten seiner Teamkollegen aus dem Jahrgang 1998 und spielt für den TSV Breitengüßbach in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga, in der 2. Regionalliga Herren für die Regnitzal Baskets und kam zu Kurzeinsätzen bei den Baunach Young Pikes in der 2. Liga ProA.
Wir sprachen am Finaltag mit dem im niederbayerischen Rotthalmünster geborenen und basketballerisch bei der BG Dorsten groß gewordenen 17-Jährigen, der mit 15 Punkten beim 71:50-Halbfinalsieg über Frankreich Topscorer des deutschen Teams war.

Das AST gilt als inoffizielle U18-WM und Deutschland hat das Turnier gewonnen. Ist das ein Fingerzeig für die Europameisterschaft, die das Team im August in der Türkei bestreitet?
Moritz Sanders: Wir haben eine sehr starke Mannschaft. Der Sieg hier bedeutet aber nicht automatisch, dass wir Europameister werden. Aber wir sind ein geiles Team und es macht Spaß mit so vielen guten Jungs zusammen zu spielen.

Wie ist Ihre Rolle im Team?
Ich komme meist von der Bank, wie auch Kostja Mushidi. Aber bei uns ist in jedem Spiel ein anderer der Topscorer, sodass es nicht darauf ankommt, wer startet oder wer von der Bank kommt. Jeder kann alles, wir harmonieren sehr gut auf dem Feld. Wir sind einfach sehr schwierig auszurechnen, das macht unser Team so gefährlich.

Mit Isaiah Hartenstein von Zalgiris Kaunas fehlt ja noch ein sehr starker Spieler.
Es kommt nicht auf einzelne Spieler an. Das Team macht es aus. Verletzt fehlte uns noch Isaac Bonga. Aber wie gesagt, Basketball ist ein Mannschaftssport.

Was nehmen Sie persönlich mit von diesem Turnier?
Es ist einfach eine krasse Erfahrung, gegen gleichaltrige, saustarke Spieler anzutreten. Auf so hohem Niveau sich zu messen, um jeden Zentimeter auf dem Feld zu kämpfen, macht einfach einen riesen Spaß.

Als nächstes stehen für Sie das Abitur und die NBBL-Meisterschaft auf dem Programm. Wo liegen die Prioritäten?
Schwierig zu sagen. Ich muss einen guten Mix finden, da wir in der NBBL mit Breitengüßbach viel erreichen wollen. Das Abi-tur ist aber sehr wichtig für mich als zweites Standbein neben dem Basketball. Da muss ich mich reinhängen. Es verlangt viel Disziplin von mir, dass ich einen guten Mix aus Training und Lernen hinbekomme. Auf den Hintern setzen, lautet die Devise. Da bleibt nicht viel Zeit für andere Sachen.

Und wie geht's nächste Saison weiter?
Darüber habe ich mir noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Ich bin offen für alles. Ich will mein Abitur machen und möglichst die deutsche Meisterschaft mit der NBBL gewinnen, und dann sehe ich weiter.

Ihr Teamkollege Richard Freudenberg vom FC Bayern München wechselt in die USA ans St. John's College. Ist das auch eine Option für Sie?
Rein theoretisch schon. Ich habe auch ein paar Angebote, vielleicht schau ich mir das mal an.

Hier beim AST ist eine eigene Tribüne für Scouts, die sich nach den Talenten für ihre Profiteams umsehen, eingerichtet. Haben Sie schon einen?
Wenn man als College gehen will, darf man keinen Agenten haben. Ich habe in meinem Umfeld ein paar Leute, mit denen ich mich über das Thema unterhalte. Wer was zu erzählen hat, den höre ich mir an, aber ich habe niemanden, der meine Interessen vertritt.

Aber angesprochen wurden Sie schon - oder?
Ja sicher. Aber erstmal muss ich meine Schule machen, da hilft mir keiner, das muss ich selber machen. Dann sehe ich, was die Zeit bringt.
Das Gespräch führte unser
Redaktionsmitglied Udo Schilling