Michael Stoschek kritisiert die Schiedsrichter
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Freitag, 02. Dezember 2016
Nach Ansicht des Brose-Aufsichtsratsvorsitzenden sind die Unparteiischen an den knappen Niederlagen Schuld. Am Sonntag ist Neuling Jena zu Gast.
Für Bambergs Trainer Andrea Trinchieri waren es Details, die am Ende den Ausschlag gaben, für Routinier Nikos Zisis war ein Abwehrfehler beim letzten Wurf von ZSKA spielentscheidend und Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stoschek machte fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen für die einmal mehr bittere 88:90-Niederlage der Brose-Basketballer gegen den amtierenden Euroleague-Champion aus Moskau verantwortlich.
"Ich habe den Eindruck, dass in der Euroleague nicht die Spieler, sondern die Schiedsrichter das Spiel entscheiden", so Stoschek, der betonte: "Wir fühlen uns nun nach mehreren engen Spielen, die wir mit dem letzten Spielzug verloren haben, ungerechtfertigt auf dem letzten Platz der Tabelle. Wäre nur eine einzige zweifelhafte Entscheidung nicht zu unseren Ungunsten gefallen, hätten wir diese Spiele gewinnen können."
Und der Aufsichtsratsvorsitzende und Mäzen will diese Vorwürfe auch mit bewegten Bildern belegen: "Wir werden eine DVD mit den auffälligsten Schiedsrichterentscheidungen gegen unsere Mannschaft aus der bisherigen Saison zusammenstellen und veröffentlichen. Dies sind wir unseren Spielern, unserem Trainerteam und unseren Fans schuldig."
Teodosic einfach nur genial
Mehrere kleinliche Foulentscheidungen gegen Bamberger Akteure zugunsten von Moskaus Superstar Milos Teodosic in der Schlussphase sowie ein im Gegenzug nicht den Regeln entsprechend geahndetes taktisches Foul des genialen serbischen Spielmachers, der mit 31 Punkten (7 Dreier) und acht Vorlagen die Partie am Ende im Alleingang entschied, sorgten nicht nur bei Stoschek, sondern auch bei den über 6000 Bamberger Anhängern für Unmut. 16 Sekunden vor Schluss stoppte Teodosic Fabien Causeur kurz hinter der Mittellinie regelwidrig. Der Franzose im Brose-Trikot verwandelte die beiden Freiwürfe zum 86:86. Nachdem die Unparteiischen aber nicht auf unsportliches Foul entschieden hatten, bekamen statt den Gastgebern die Russen den Ball.Beim Stand von 88:88 hatte ZSKA 8,1 Sekunden für den letzten Angriff Zeit: Zunächst blockte der starke Daniel Theis den Korbleger von Teodosic im "zweiten Stock". Nach der Video-Kontrolle durch die Schiedsrichter wurde die Spieluhr auf 1,7 Sekunden korrigiert: Und in dieser kurzen Phase schafften es die Gäste nach mehreren Blocks, Vitaly Frizdon zu finden, der aus fünf Metern frei zum Wurf kam und den Ball zum Sieg versenkte.
"In den letzten Spielen, die wir so knapp verloren haben, machten wir den Fehler, in der Offensive zu statisch zu agieren. Diesmal war es die Defensive. Wenn ein Spieler 1,7 Sekunden vor Schluss so frei zum Wurf kommt, dann hast du dir einen gravierenden Fehler erlaubt. Die Botschaft ist, wir sind absolut konkurrenzfähig, aber wenn wir diese engen Spiele gewinnen wollen, dürfen wir uns keine Fehler erlauben", betonte Zisis.
"Das Spiel hat gezeigt, dass wir, obwohl wir ein schlechtes zweites Viertel gespielt haben, mit jeder Mannschaft mithalten können. Wir spielten eine starke zweite Hälfte, aber noch einmal: Wir leisten uns in den kritischen Phasen mentale Fehler, die uns den Sieg kosten", stellte der Grieche, der 2008 mit ZSKA Moskau den Euroleague-Titel gewonnen hatte, sachlich fest.
Großartige zweite Hälfte
"Wir haben die Zahl der Ballverluste von 14 in der ersten Halbzeit - das war wirklich schrecklich - auf zwei nach der Pause reduziert. Wir hatten die Chance, den Euroleague-Champion zu besiegen. Aber am Ende fehlte uns die Erfahrung. Wenn du auf so großartige Spieler, ein großes Team triffst, musst du über deine Grenzen gehen, in Bezug auf die Energie, die Intensität, die Konzentration und die Fähigkeit, die richtige Entscheidung im richtigen Moment zu treffen. Aber egal, das soll unsere großartige Leistung in der zweiten Halbzeit nicht schmälern", betonte Trinchieri.Seine Mannschaft war nach einem 32:51-Rückstand in den letzten 17 Minuten eindrucksvoll zurückgekommen, glich mehrmals aus und lag dank Nicolo Melli (25 Punkte/5 Rebounds) und Daniel Theis (19/9) sogar in Front, doch zum fünften Mal in dieser Saison feierte der Gegner dank eines Treffers mit der Schlusssirene.
Jetzt müssen die Bamberger zum wiederholten Mal den Spagat zwischen Euroleague und Bundesliga schaffen. Am Sonntag (18 Uhr) kommt mit Science City Jena (Platz 12) ein starker Aufsteiger in die Brose Arena, bei dem mit Liga-Topscorer Marcos Knight (20,7 Punkte im Schnitt), Julius Jenkins (18,2) und Daniel Schmidt (2,5/1,6 Assists) drei Ex-Bamberger bzw. -Baunacher Akzente setzen.