Druckartikel: Liisi Sokman verlässt die DJK Brose Bamberg in Richtung Oberbayern

Liisi Sokman verlässt die DJK Brose Bamberg in Richtung Oberbayern


Autor: Redaktion

Wildensorg, Dienstag, 06. Juni 2017

Die langjährige Leistungsträgerin scheidet aus privaten und beruflichen Gründen.
Liisi Sokman präsentiert zwei Medaillen, die sie im Trikot der DJK Brose gewonnen hat. Foto: privat


Nach 129 Einsätzen in der 1. und 2. Bundesliga, über 1000 erzielten Punkten und mehr als 170 Dreiern ist Schluss: Die Vorbild-Basketballerin Liisi Sokman verlässt nach fünfeinhalb Spielzeiten die DJK Brose Bamberg und damit zumindest vorläufig auch das Parkett zwischen den Körben. Die 29-jährige Estin zieht es privat und beruflich nach Oberbayern, wo sie sich vor allem auf ihren Job konzentrieren und als Physiotherapeutin vorankommen möchte. Die Fußstapfen, die die Kapitänin, Vollblut-Sportlerin und Sympathieträgerin hinterlässt, sind groß.
In den vergangenen drei Spielzeiten gehörte das 1,66 m große Energiebündel nicht nur zu den erfolgreichsten Punktesammlerinnen ihres Teams, sondern auch zu den gefährlichsten Distanzschützinnen der Liga. Mit dem Gedanken, sich zu verändern, hatte sich die estnische Nationalspielerin bereits im letzten Jahr getragen. Damals, sagt sie, war das Kapitel aber noch nicht zu Ende geschrieben. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Diese Saison hat mir noch einmal großen Spaß gemacht. Ich wusste natürlich nicht, ob wir mein persönliches Ziel, noch einmal ins Finale zu kommen und eine Medaille zu gewinnen, erreichen würden. Aber die frühzeitige und endgültige Entscheidung, nach der Saison einen Schlussstrich zu ziehen, ist mir nicht schwergefallen, weil sie sich gut und richtig angefühlt hat", schwingt bei den Worten der 29-Jährigen Zufriedenheit mit.
Wenngleich sie nach eigener Aussage noch nicht wirklich realisiert hat, dass sich ihre Zeit in Bamberg dem Ende neigt, wirkt sie bereit für Neues. "Im Moment fühlt es sich an, als würde ich mich einfach im Urlaubsmodus befinden." Nicht mehr der Basketball, sondern der Beruf wird künftig an erster Stelle stehen. "Mit den Trainings und Spielen am Wochenende blieb nicht viel Zeit. Jetzt werde ich mich vor allem darauf konzentrieren. Ich habe im Mai schon eine Fortbildung besucht, im September folgt eine weitere", sind die Prioritäten klar verteilt.
Ihr neues sportliches Betätigungsfeld nach zwei Erstliga- und dreieinhalb Zweitliga-Spielzeiten in Bamberg mit dem Gewinn der Vizemeisterschaften 2015 und 2017 wird das Voralpenland: "In den Bergen werde ich sicherlich viele Möglichkeiten finden, um mich auszutoben."
"Ich kenne Liisi seit fast sechs Jahren und habe wirklich selten ein solches Muster an Beständigkeit und Zuverlässigkeit erlebt. Davor, wie sie für sich den perfekten Zeitpunkt gefunden hat, ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen, habe ich allerhöchsten Respekt und freue mich persönlich sehr für sie. Im Namen des gesamten Vereins können wir nur Danke sagen für alles, was sie uns über die Jahre sportlich und menschlich gegeben hat. Für ihre private und berufliche Zukunft wünschen wir ihr natürlich nur das Allerbeste", so der für das Management der Zweitliga-Mannschaft zuständige Sebastian Gut. Offiziell verabschiedet wird die scheidende Kapitänin bei einem der ersten Heimspiele der neuen Saison.
Ebenfalls nicht mehr das DJK-Trikot tragen wird Anna Furman. Für die 18-jährige Nürnbergerin, die im vergangenen Jahr aus Schwabach nach Bamberg gewechselt war, ist das nahezu tägliche Pendeln neben ihrem Studium in Erlangen und einem Job mit einem zu hohen Aufwand verbunden. Ihr erstes und vorerst einziges Jahr in der zweithöchsten Spielklasse wird sie aber nicht nur wegen des Gewinns der Silbermedaille in guter Erinnerung behalten: "Ich habe mich sehr gefreut, in Bamberg zu spielen und es hat auch viel Spaß gemacht. Es war eine tolle Saison und ich konnte viele gute Erfahrungen sammeln. Natürlich wünsche ich dem Team auch für die kommende Spielzeit alles Gute und viel Erfolg."


Liisi Sokman im Gespräch

Wenn Liisi Sokman über ihren Abschied aus Bamberg und vom Bundesliga-Basketball spricht, ist ihr mit jeder Silbe anzumerken, dass sie den Zeitpunkt dafür bewusst und aus Überzeugung gewählt hat. Nach fünfeinhalb Spielzeiten im Trikot von DJK Don Bosco bzw. DJK Brose Bamberg beginnt für die 29-Jährige ein neuer Lebensabschnitt. Wie die Zukunftspläne der Estin, die sich privat und beruflich in Richtung Oberbayern verändert, aussehen, welcher der schönste Moment war und was sie unter keinen Umständen vermissen wird, verriet sie uns im Abschiedsinterview.

Hast Du schon realisiert, dass Deine Zeit in Bamberg zu Ende geht?

Liisi Sokman: "Nein, noch nicht. Ich bin mir sicher, dass sich die ersten Wochen oder Monate wie Urlaub anfühlen werden. Wenn die Mannschaft in die Vorbereitung einsteigt oder die Saison dann beginnt und ich nicht mehr dabei bin, dann werde ich wohl erst realisieren, dass es wirklich vorbei ist. Das wird wahrscheinlich hart. Im Moment fühlt es sich an, als würde ich mich einfach im Urlaubsmodus befinden."

Hast Du in den letzten Wochen Deine Zeit in Bamberg schon einmal Revue passieren lassen?

"Ja, habe ich, aber nicht nur in den letzten Wochen, sondern eigentlich schon die gesamte Saison über oder spätestens, seit mir bewusst war, dass es mein letztes Jahr in Bamberg sein würde. Da habe ich schon das eine oder andere Mal darüber nachgedacht, was ich hier gelernt und erreicht habe. Über die Menschen, die ich kennengelernt und die Freunde, die ich gefunden habe. Wenn ich jetzt so meine Sachen sortiere und zusammenpacke, kommen immer wieder neue, schöne Erinnerungen dazu."

Welche sind das?

"Das zweite Halbfinale gegen Würzburg in dieser Saison zum Beispiel. Das war für mich persönlich das emotional vielleicht schwierigste, aber am Ende auch das schönste Spiel. Zum Glück wurde ich kurz vor Schluss ausgewechselt, denn ich habe auf dem Feld vor Freude mit den Tränen gekämpft. Das war ein Höhepunkt für mich. Aber auch das zweite Finalspiel 2015 in Keltern zu gewinnen, als dort schon alles für die Meisterfeier bereitet war und wir die Party gesprengt haben, war ein schönes Gefühl. In meiner ersten Saison haben wir als Zweitligist damals den Erstligisten Halle aus dem Pokalwettbewerb geworfen. Das war auch ein besonderes Erlebnis, obwohl ich krankheitsbedingt nicht aktiv dabei sein konnte."

Gibt es einen schönsten Moment?

"Vielleicht, weil es noch so frisch ist, aber ich würde sagen, für mich persönlich der Finaleinzug heuer. Ich wusste, dass es für mich die letzten Spiele in Bamberg sein würden und wollte unbedingt noch einmal ins Endspiel und eine Medaille gewinnen. Deshalb habe ich mir selbst sehr viel Druck gemacht und war, glaube ich, noch nie so nervös wie vor den Halbfinalspielen gegen Würzburg. Als wir unser Ziel erreicht hatten, war das für mich eine unglaubliche Erleichterung und ein echter Glücksmoment."

Was wirst Du am meisten vermissen?

"Die Menschen hier, meine Freunde, meine Mitspielerinnen, diese basketballverrückte, wunderschöne Stadt. All das wird mir sehr fehlen, aber ich bin ja 'nur' 300 Kilometer weg."

Was wirst Du nicht vermissen?

"Schäuferla und Rauchbier (lacht)."

Was wirst Du mit Deiner neu gewonnenen Freizeit anfangen?

"Ich bin ja sportverrückt und werde in den Bergen sicherlich viele Möglichkeiten finden, um mich auszutoben. An erster Stelle steht jetzt aber mein Beruf. Ich werde die Zeit für Fort- und Weiterbildungen in der Physiotherapie nutzen. Bislang kam Basketball an Nr. 1. Mit den Trainings und Spielen am Wochenende blieb nicht viel Zeit. Jetzt werde ich mich vor allem darauf konzentrieren."

Was möchtest Du Bamberg und den Fans zum Abschied sagen?

"Ich bin sehr froh, dass ich zufällig nach Bamberg gekommen und nicht irgendwo in Berlin, München oder Köln gelandet bin. Es bedeutet mir viel, dass ich die Stadt und viele tolle Menschen kennenlernen durfte. Basketballerisch waren es sowieso die schönsten und erfolgreichsten Jahre für mich. Ich bin allen Verantwortlichen, Trainern, Betreuern, Mitspielerinnen, Fans und überhaupt allen, die mich so herzlich aufgenommen und immer unterstützt haben, sehr dankbar. Wir sehen uns wieder!"