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Leon Radosevic: Die ganze Situation war ein großes Problem


Autor: Klaus Groh

Bamberg, Sonntag, 03. Juni 2018

Der Center von Brose Bamberg blickt zurück und will seinen Vertrag erfüllen, obwohl offensichtlich die Bayern Interesse an ihm haben.
In der Viertelfinalserie gegen Bonn glänzte Leon Radosevic mit neun Punkten im Schnitt und starker Verteidigung. Foto: Daniel Löb


Center Leon Radosevic war in dieser Saison zwar auch nicht immer die Zuverlässigkeit in Person, hatte - wie das gesamte Brose-Team - Höhen und Tiefen, doch er war der Spieler, der in der Bundesliga nur ein Spiel verpasste: Mit 40 Einsätzen in insgesamt 41-BBL-Partien führte der gebürtige Kroate, der im August letzten Jahres einen deutschen Pass erhalten hatte und deshalb keinen Ausländerplatz mehr belegte, das Brose-Team an. In 33 Partien stand der 2,09-Meter-Mann in der Startformation und kam in gut 19 Minuten Spielzeit im Schnitt auf sieben Punkte und 3,4 Rebounds. Im Interview lässt er die Saison noch einmal Revue passieren.

Ihr Name wird immer wieder mit Bayern München in Verbindung gebracht. Werden Sie Bamberg verlassen, obwohl Sie noch ein Jahr Vertrag haben?
Leon Radosevic: Das ist ein Gerücht. Mein Plan ist, hier zu bleiben. Was in den nächsten Tagen in den Gesprächen, in denen die Saison noch einmal analysiert wird, passiert, das weiß ich nicht. Es steht aber fest, dass ich hier Vertrag habe.

Das Team hat sich nach dem Trainerwechsel von Rang 10 auf Platz 4 vorgekämpft und ist erst im Halbfinale gescheitert. Sind Sie mit dieser Bilanz zufrieden?
Wenn Sie mich das im Dezember oder Januar gefragt hätten, wäre ich damit zufrieden gewesen. Aber jetzt, nachdem wir uns vorgearbeitet und das Halbfinale erreicht haben, bin ich nicht zufrieden. Unser Ziel war, die Meisterschaft, die wir in den letzten drei Jahren gewonnen hatten, zu verteidigen. Das war ganz klar die Vorgabe, nachdem wir die Liga einige Jahre dominiert hatten.

Sie waren nach dem Trainerwechsel skeptisch, nachdem Sie Luca Banchi 2013 nach seiner Amtsübernahme in Mailand sofort aus dem Kader geworfen hatte.
Das war eine Momentaufnahme. Gleich nachdem er hierher kam, hat er mir erklärt, dass er damals die komplette Mannschaft auswechseln musste. Ich war ein Teil dieser Maßnahme, letztlich sind damals nur zwei Italiener geblieben. Aber diese Aktion damals kam mehr vom Management und dem Eigentümer des Klubs als vom Trainer. Hier in Bamberg haben wir sehr gut kooperiert.

Wie war die Stimmung im Team unter Andrea Trinchieri und danach?
Die Chemie unter uns war okay. Das Verhältnis zwischen dem Coach und den Spielern war nicht so gut. Mit dem Trainerwechsel hat sich das verbessert. Aber das Verhältnis unter uns Spielern hat das kaum beeinflusst. Natürlich ist der Zusammenhalt durch die Tatsache, dass wir mehr Siege feiern konnten, noch besser geworden. Aber das ist eine normale Reaktion, wenn du erfolgreich bist.

Warum hat das nach zwei tollen Jahren mit Trinchieri in dieser Saison nicht mehr funktioniert?
Das ist schwer zu sagen. Die letzten Jahre dominierten wir die Liga, alles ist blendend gelaufen. Mein persönlicher Eindruck war, dass er ein bisschen anders als in den zwei Jahren davor war. Die Tatsache, dass wir nicht mehr so erfolgreich waren, wie wir das selbst und das Umfeld erwartet hatten, gab in vielen Details den Ausschlag. Aber ich betone, er war nicht allein das Problem, die ganze Situation war ein großes Problem, mit dem wir nicht fertig geworden sind. Am Ende war es auch nicht die Gesundheit der Spieler, es war das gesamte Gefüge, das nicht mehr passte, bevor er uns verließ.

Die Fragen stellte Klaus Groh.