Druckartikel: Leidgeprüfte Clubfreunde quälen sich gern

Leidgeprüfte Clubfreunde quälen sich gern


Autor: Johannes Höllein

Altendorf, Mittwoch, 20. Mai 2015

"Mögen die Wege noch so steinig sein...", heißt es in einem Fan-Song des 1. FC Nürnberg. Ein Motto, das sich Daniel Neller und seine Mitstreiter vom FCN-Fanclub "Attacke Altendorf" gleich zu eigen machten, als sie eine Idee in die Tat umsetzten, die aus einer Bierlaune heraus entstanden war.
Startklar: Mario und Sandra Nögel, Marco Postler, Thomas Dörfler, Christian Wisheier, Stafan Hofmann und Daniel Neller (von links). Fotos: privat


"Im Dezember, als der Club zu Hause gegen die Löwen aus München spielte, ist uns irgendwie in den Sinn gekommen, dass wir zu einem Auswärtsspiel ja mal mit dem Rad anreisen könnten", erzählt Fanclub-Vorsitzender Neller. Was oft als Spinnerei schnell wieder in der Versenkung verschwindet, nahm bei den Altendorfern aber immer konkretere Formen an. Letztlich schwangen sich sieben der 54 Fanclub-Mitglieder an Christi Himmelfahrt auf ihre Drahtesel und machten sich auf in die 250 Kilometer entfernte Landeshauptstadt, um Pinola, Stark und Co. mit 68 500 anderen Fans im Rückspiel bei 1860 München in der Allianz Arena zu erleben.
Kein leichtes Unterfangen, denn Neller ging ungeübt auf Tour. Genau wie Stefan Hofmann, Marco Postler, Christian Wiesheier, Thomas Dörfler und Sandra Nögel, die als einzige Frau im Feld ihren Mann Mario begleitete.

Um es letztendlich auch tatsächlich ins Stadion zu schaffen, entschloss sich das Septett, die Strecke auf drei Etappen aufzuteilen.

Doch auch die 80 bis 85 Kilometer, die täglich zu bewältigen waren, hatten es in sich. "Am ersten Tag sind wir von Altendorf bis Hilpoltstein gefahren, da ging es eigentlich", erinnert sich Neller. "Aber auf dem zweiten Abschnitt nach Manching wurde es heftig, vor allem, als es ab Greding bergig wurde. Zuerst merkt man den Hintern, dann brennen die Oberschenkel und man will, dass es vorbei ist."

Trotz Sonnenbrand bis zum Schluss durchgehalten

Ein platter Reifen bot kurz Gelegenheit zum Durchschnaufen, an Flickzeug und Ersatzschläuche hatten die Altendorfer aber gedacht, und so ging es schnell weiter. Auch der dritte Tag bot eine große Herausforderung - einen Berg mit 13 Prozent Steigung. "Nach der Hälfte konnte ich nicht mehr, ich musste absteigen und schieben", sagt Neller. Doch die Plackerei zahlte sich aus. "Das Wetter war super und die Landschaft einmalig. Das bekommt man sonst von der Autobahn aus ja gar nicht zu sehen. Wir sind durch viele schöne Orte gekommen und da haben die Leute geschaut, weil wir laut Musik gehört haben, um uns zusätzlich zu motivieren", berichtet Neller.
Das hatte offenbar Erfolg, denn abgesehen von einem Sonnenbrand - "durch den Fahrtwind merkt man es nicht" - kamen die Altendorfer am Samstag unbeschadet in der Landeshauptstadt an. "Es war hart, aber ich bin unglaublich stolz, dass wir alle durchgehalten haben", sagt der Fanclub-Chef. Und das wurde ausgiebig gefeiert, bis halb sechs Uhr morgens stürzten sich die Franken ins Münchner Nachtleben.

"Wir haben so viel gelacht, das war etwas Einmaliges in 24 Jahren Fanclub-Geschichte", betont Neller. Aber dabei bleiben soll es nicht, auf der Zugfahrt nach Hause, die Sonntagnacht endete, machten sich die Altendorfer schon Gedanken darüber, wo der nächste Radausflug hingehen soll - vielleicht wird es eine Chiemsee-Tour. Da hatten alle bereits vergessen, dass der Club mit 1:2 verloren hatte.