Krawietz und Mies: Der Aufstieg des Gute-Laune-Duos
Autor: Maximilian Glas
Witzmannsberg, Mittwoch, 06. November 2019
Kevin Krawietz aus Coburg und Andreas Mies aus Köln sind die Tennis-Überraschung des Jahres. Im Juni gewann das Doppel, das vor zwei Jahren noch im Nirwana der Weltrangliste platziert war, die French Open. Jetzt greifen die beiden bei den ATP Finals in London nach dem WM-Titel.
Wo Andi und ich uns kennengelernt haben? Bei Tinder", witzelte Kevin Krawietz Anfang Juni am Eurosport-Mikrofon und spielte auf die bekannte Dating-App an. Das erste "Date" war jedenfalls ein voller Erfolg. Bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt im August 2017 gewannen Kevin Krawietz aus dem Ahorner Ortsteil Witzmannsberg (Landkreis Coburg) und der Kölner Andreas Mies prompt das Challenger-Turnier in Meerbusch.
Nach den ersten Glücksgefühlen folgte eine mehrmonatige Auszeit aufgrund einer Verletzung des Kölners. Der Harmonie tat das keinen Abbruch: Im Folgejahr gewann das fränkisch-rheinische Doppel fünf weitere Turniere auf der Challenger-Tour, dem Unterbau der ATP World Tour, und arbeitete sich Stück für Stück in die Weltspitze hoch. Das "Match" ihres Lebens hatten die beiden am 8. Juni in der Stadt der Liebe. Mit dem Zwei-Satz-Sieg im Finale der French Open in Paris gegen Jeremy Chardy und Fabrice Martin gewannen sie nicht nur die Herzen der deutschen Tennisfans. Nach ihren Erfolgen in den vergangenen Monaten gehören die beiden Deutschen zu den besten zehn Doppelspielern der Welt (Krawietz auf Rang 7, Mies auf 8) und haben in diesem Jahr noch Großes vor.
Ab Sonntag messen sich "Kramies", wie sie vor einigen Monaten getauft wurden, bei den ATP Finals in London mit den sieben besten Doppelpaarungen des Planeten und spielen um den inoffiziellen Weltmeistertitel. Eine Woche später geht es für den Franken und den Rheinländer weiter nach Madrid, wo sie zum ersten Mal für ihr Heimatland im Davis Cup antreten werden. Rosige Zeiten, von denen der 27-jährige Krawietz vor einigen Jahren nur träumen konnte - doch 2017 nahm seine Karriere Fahrt auf.
1. Der Startschuss
Im Jahr 2009 ging der Stern von Kevin Krawietz auf der internationalen Tennisbühne auf. Mit seinem damaligen Partner Pierre-Hugues Herbert aus Frankreich gewann er mit 17 Jahren das Junioren-Turnier bei Wimbledon. Krawietz beendete das Jahr 2009 auf Platz 9 der Junioren-Weltrangliste im Einzel - galt damals als größtes deutsches Tennisversprechen. Nach seinem Schulabschluss (Mittlere Reife) in Coburg zog er nach München und trainierte im Leistungszentrum "Tennis Base" in Oberhaching. Im Interview mit dieser Zeitung setzte er sich vor zehn Jahren hohe Ziele. "Eines Tages will ich zu den besten 15 Spielern der Welt gehören."
Sein Ausnahmetalent bewies Krawietz bereits in jüngsten Jahren. Mit viereinhalb begann er das Tennisspielen beim TC Weiß-Rot Coburg. "Sein Vater Rudi war ein sehr guter Squashspieler. Auch deshalb konnte er von Anfang an gut mit dem Schläger umgehen. Er hatte ein gutes Auge, hat sich gut bewegt und stark antizipiert", erzählt Zoran Obrovski, der Krawietz sechs Jahre bei Weiß-Rot trainierte. "Und vor allem hatte er eine unglaubliche Ausdauer, teilweise hat er 100 Bälle in Folge über das Netz gebracht. Es hat etwas gedauert, bis die Bälle schneller wurden. Aber mittlerweile muss man ja eine kugelsichere Weste tragen, wenn man ihm gegenübersteht."
2. Die Stagnation