Finanzen von Brose Bamberg nehmen bei Fantalk großen Raum ein
Autor: Udo Schilling
Bamberg, Dienstag, 26. Mai 2020
Einen Video-Fantalk im Internet gab es beim Basketball-Bundesligisten Brose Bamberg am Montagabend.
Arne Dirks, Geschäftsführer der Bamberger Basketball GmbH, und Mediendirektor Thorsten Vogt beantworteten Fragen der Fans.
Dirks nahm gleich zu Beginn zur Gesellschaftersituation Stellung, nachdem der Alleingesellschafter, die Brose-Gruppe um Michael Stoschek, zunächst einen Rückzug zum 1. Juli angekündigt hatte und am vergangenen Sonntag eine Kehrtwende vollführte (wir berichteten). "Es gab viel Wirbel darum. Ich kann dazu nicht allzu viel beitragen, da ich kein Gesellschafter bin, nur angestellter Geschäftsführer, und an diesem Prozess nur am Rande beteiligt war, indem wir von der kaufmännischen Geschäftsführung Zahlen für potenzielle Gesellschafter zur Verfügung stellten", so Dirks.
Am Ende dieses Prozesses hat Stoschek entschieden, mit der Brose-Gruppe doch als Mehrheitsgesellschafter der Bamberger Basketball GmbH, die bisher eine 100-prozentige Tochter des Coburger Unternehmens ist, an Bord zu bleiben. Dirks führte aus, dass in diesen neun Tagen Wilfried Kämper, Vorstand des Bamberger Wirtschaftsclubs und mit seiner Firma Magnat als Sponsor dem Bundesligisten gewogen, nun den Aufsichtsrat mit seiner Expertise unterstützte und mehr Regionalität reinbringe.
Klargestellt wurde dabei, dass die Bamberger Basketball GmbH eine 100-prozentige Tochter der Brose-Gruppe ist, das heißt nicht, Michael Stoschek ist als Einzelperson Alleingesellschafter, sondern die Brose-Gruppe, in der Stoschek wiederum Vorsitzender der Gesellschafter-Versammlung ist. Bei den Basketballern ist Stoschek Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Kooperation mit Baunach
Dirks äußerte sich auch zur Aufgabe des Farmteams, den Baunach Young Pikes in der 3. Liga ProB. "Schweren Herzens haben wir die gute Zusammenarbeit aufgegeben, in deren Zuge wir viele Talente integriert haben." Die Gründe lägen im Konsolidierungskurs und der Rekonstrukturierung der Basketball GmbH. "Als ich am 1. Januar 2019 anfing, war die Finanzlage alles andere als rosig. Das hat dazu geführt, dass wir die Saison 2019/20 mit einem 30 Prozent kleineren Budget spielten. Wichtig ist, dass die Brose-Gruppe Hauptgesellschafter sowie Haupt- und Namenssponsor mit einem Betrag bleibt, der in der Bundesliga als sehr stark zu bewerten ist. Das gibt uns Planungssicherheit. Der Sponsorbetrag wird aber kleiner ausfallen, was der Corona-Krise geschuldet ist. Im Moment müssen wir davon ausgehen, dass wir für die kommende Saison erneut 35 bis 40 Prozent unseres Etats verlieren. Das trifft uns ins Mark. Dennoch müssen wir uns keine Sorgen um Brose Bamberg machen, wir müssen aber schauen, was wir uns noch leisten können. Das Jugendthema ist extrem wichtig, Baunach wäre es auch gewesen, doch die Young Pikes haben uns in der Saison 2018/19 insgesamt über eine Million gekostet und in dieser Saison einen hohen sechsstelligen Betrag. Das können wir uns derzeit nicht leisten. Es war also keine Entscheidung gegen Baunach, vielmehr kämpfen wir dafür, dass wir unseren Jugendbereich so gut es geht erhalten. Auch unser Internat im Aufseesianum steht auf der Kippe. Wir wollen es erhalten, weil es in der Bundesliga fast seinesgleichen sucht. Das gilt auch für unserer Schulprojekte."
Kooperation mit Coburg Option
Dirks gestand, dass der Sprung aus der Nachwuchs-Bundesliga (NBBL) in die BBL zu groß sei. "Eine Kooperation zur Stadt, aus der Brose stammt, ist eine Option. Ein Farmteam mit allem, was da dran hängt, wird es aber nicht mehr geben." Damit meint Dirks eine Zusammenarbeit mit dem BBC Coburg, der wie Baunach in der 3. Liga ProB antritt. Schließlich habe man mit einigen Spielern, wie dem Top-Aufbautalent Elias Baggette (bis 2023), langfristige Verträge geschlossen. "Verleihen kann ein Thema sein, vielleicht auch ins Ausland. Natürlich wollen wir sie möglichst integrieren, wie es mit Mateo Seric gelungen ist. Ihn sehe ich als festen Bestandteil für nächste Saison. Wir müssen aber auch abwarten, wie es die Spieler und deren Agenten sehen", äußerte sich Dirks zu den Jugendspielern weiter.
Schuldenstand
Zum derzeitigen Schuldenstand gab es von Dirks diese Auskunft: "Die Brose-Gruppe hat mit riesigem Engagement dafür gesorgt, dass wir uns entschulden. Wir haben in der vergangenen Saison mit der ersten Restrukturierungsphase mit dazu beigetragen. Ich gehe davon aus, dass durch die Hilfe von Fans und Sponsoren ein positives Eigenkapital stehen bleibt. Ob es 250 000 Euro sein werden, kann ich noch nicht beantworten." Dirks erwartet, dass die BBL die verpflichtende Höhe von 250 000 Euro Eigenkapital nicht aufrechterhalten könne, da sonst einige Vereine in die Knie gehen würden. Zum Brose-Etat sagte der Geschäftsführer: "Ich gehe davon aus, dass die Zeiten eines zweistelligen Millionenetats vorüber sind."