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FC Eintracht Bamberg kann die Zukunft planen


Autor: Klaus Groh

Bamberg, Mittwoch, 29. Juni 2016

Das Amtsgericht Bamberg hat die Insolvenz des hoch verschuldeten Vereins eröffnet. Damit steht fest, dass die Fußballer in der Landesliga spielen.
Die Fahnen wehen - die Eröffnung des Insolvenzverfahrens sorgt im Sportpark Eintracht für frischen Wind. Foto: sportpress


Nach der Bruchlandung folgte die Punktlandung: Der finanziell stark ins Schlingern geratene FC Eintracht Bamberg 2010, den Verbindlichkeiten von 440.000 Euro plagten, hat eine Zukunft. Wie geplant eröffnete das Amtsgericht Bamberg am Mittwoch - pünktlich um 8 Uhr - das Insolvenzverfahren über den Verein, der nach dem Rücktritt von Mathias Zeck unter der Regie von Interimsvorsitzendem Jörg Schmalfuß in den letzten Monaten hart um das Fortbestehen kämpfen musste.

"Das Verfahren ist eröffnet, als Insolvenzverwalter wurde Volker Böhm bestimmt." Das bestätigte der Pressesprecher des Amtsgerichts Bamberg, Peter Neller, gestern auf Nachfrage. Und er erläuterte auch das weitere Vorgehen: Die Gläubiger seien aufgerufen, bis 10. August ihre Forderungen anzumelden. "In einer Gläubigerversammlung am 21. September wird dann über das weitere Verfahren geredet", so Neller. Er stellte auch in Aussicht, dass es zu einer gütlichen Lösung kommen könnte. "Es wurden Zahlungen geleistet. Die zu erwartenden Kosten sind gedeckt, deshalb wurde das Insolvenzverfahren eröffnet", erläuterte der Richter am Amtsgericht.
Im Raum stand eine Summe von 80.000 Euro, die Schmalfuß und seine Mitstreiter aufbringen mussten, um den Spielbetrieb bis zum Saisonende sicherzustellen und so die Basis für den Fortbestand des Vereins zu schaffen. "Das ist nur die Konsequenz aus der Arbeit, die wir gemacht haben. Der Stein ist mir schon vom Herzen gefallen, als wir alle Grundlagen geschaffen hatten. Seitdem ist es eigentlich ein bürokratischer Akt gewesen, die Dinge zur Vollendung zu bringen", betonte der Interimsvorsitzende und ergänzte: "Wir sind natürlich froh, dass unsere Arbeit Früchte getragen hat - auch wenn sie jetzt erst richtig anfängt. Jetzt gilt es, den Verein wieder auf Vordermann zu bringen. Aber dass wir überhaupt die Chance dazu haben, ist schon ein guter Zwischenschritt."

Laut Schmalfuß, der einen Scherbenhaufen vorgefunden hatte, war es "eine große Anstrengung", die 80.000 Euro aufzubringen. Und der Wirtschaftsökonom betonte auch, "dass dieses Geld nur die Voraussetzung war, um das Insolvenzverfahren überhaupt in Angriff nehmen zu können. Es ist nichts, was dem Verein für die Zukunft hilft. Das Geld ist erst mal weg, aber es gibt uns überhaupt die Chance, wirtschaftlich in die Zukunft schauen zu können - auch sportlich."


Viel Überzeugungsarbeit nötig

Und wie geht es jetzt weiter? "Vorrangig gilt es, die Zukunft zu sichern. Die Etatplanung ist erstellt, aber sie gilt es nun, mit Hintergründen zu versehen. Wir wollen die Saison finanziell zu 100 Prozent absichern. Wir sprechen jetzt mit Sponsoren unter der Voraussetzung, dass wir absolute Sicherheit haben, was das Verfahren angeht", so Schmalfuß. Und der 30-Jährige ist froh, dass man wieder zum "Tagesgeschäft" zurückkehren könne: "Jetzt sind wir in der Lage, uns sportlich wieder aufzustellen. Die zwei Mannschaften im Herrenbereich erfolgreich durch die Saison zu führen, ist das Ziel. Der Jugendbereich blieb trotz der misslichen Situationen ja unberührt - das war immer unser größter Wunsch."

Die Tatsache, dass eine Insolvenzeröffnung nach dem 30. Juni zur Folge gehabt hätte, dass der in die Landesliga abgestiegene Verein als erster Absteiger der Saison 2016/17 geführt worden wäre, schwebte wie ein Damoklesschwert über dem Verein "Es war extrem schwer, eine Mannschaft und einen Trainer zu finden. Wir mussten den Spielern, die uns das Vertrauen geschenkt haben, in vielen Gesprächen davon überzeugen, dass sie an uns glauben. Das gilt auch für Trainer Schorsch Lunz. Es hat lange gedauert, bis er davon überzeugt war, dass Leute am Werk sind, die etwas anders machen, die auch den Gesamtverein im Blick haben und nicht nur die Fußballabteilung. Das ist ihm auch sehr wichtig, auch wenn er Trainer der ersten Mannschaft ist", schilderte Schmalfuß die langwierigen Verhandlungen mit dem neuen Übungsleiter.

"Er lebt diesen gesamtheitlichen Blick als Person unglaublich. Das ist sein Ding, er guckt viel weiter als nur auf seine erste Mannschaft. Er will ein Vereinsleben und alle Abteilungen daran beteiligen", charakterisiert der Interimsvorsitzende die Person Lunz und fügt an: "Der Vertrauensverlust durch diese wiederkehrende wirtschaftliche Niederlage war logischer Weise sehr groß."


Neues Team startet am Samstag

Lunz startet am Samstag mit einem Kader von 16 bis 18 Akteuren in die neue Saison. Im Jugend-Sportpark an der Armeestraße steht um 16 Uhr die Qualifikationspartie für den Verbandspokal gegen den Bayernligisten TSV Großbardorf auf dem Programm. Und dabei könnte die neu formierte Mannschaft des FCE mit einem Sieg erstmals wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen. Aber auch wenn er nicht gelingen sollte, ist bereits die Teilnahme am Spielbetrieb in der Saison 2016/17 ein Erfolg. Das hatten vor einigen Monaten nur die kühnsten Optimisten für möglich gehalten. Der FC Eintracht, ein Verein mit 800 Mitgliedern, hat nach der ersten Insolvenz im Mai 2010 zum zweiten Mal eine Zukunft.