"Es darf sich nicht wiederholen"
Autor: Tobias Schneider
Bamberg, Sonntag, 22. März 2020
Ein kleiner Verstoß gegen die komplexen Regularien hatte Chris Dels den WM-Titel in der Altersklasse 35 auf Hawaii gekostet. Anderen Athleten möchte er ähnliche Fehltritte ersparen.
Anderen soll es nicht genauso gehen: Nachdem Chris Dels der Ironman-Weltmeistertitel auf Hawaii in der Altersklasse 35 nach einem formellen Verstoß gegen die Richtlinien der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) aberkannt worden ist, setzt sich der 35-jährige Bamberger für mehr Aufklärung im Athletenkreis ein - und nennt seinen eigenen Fall als abschreckendes wie lehrhaftes Beispiel.
Zum Verhängnis wurde ihm eine Kochsalz-Infusion im April 2019, die er auf Anraten eines Arztes benötigte, aber vor dem Ironman in Texas ordnungsgemäß hätte anmelden müssen. So fordert es die Wada. Weil es aber kein offizielles Krankenhaus war, hätte er die Ironman-Organisation in Kenntnis setzen und eine Art Ausnahmegenehmigung beantragen müssen. In den USA boomen sogenannte Infusionskliniken, ein großes Business mit breitem Angebot von Immunabwehr bis Abnehm-Infusion. Ihm schwante nichts Böses, als er Tage später in den sozialen Medien ein Video teilte - und dort auf einem Bild seine Infusions-Tasche präsentierte.
Die Aufnahme landete über Umwege erst ein halbes Jahr später und damit nach Dels' Titelgewinn auf Hawaii bei der Ironman-Organisation. Die Folgen waren aber gravierend: Sieg aberkannt, dazu eine Wettkampfsperre von 14 Monaten. "Ein Anruf bei der Wada oder der Nationalen-Anti-Doping-Agentur Nada, die für solche Fälle extra eine Nummer eingerichtet haben, hätte viele Probleme vermeiden können", sagt der für Böhnlein Sports Bamberg startende Dels. "Vielen ist nicht klar, wie komplex das Regelwerk ist und wo die Tücken lauern. Ich möchte aufklären und dazu beitragen, dass andere in der Zukunft meinen Fehler nicht wiederholen."
Herr Dels, bereuen Sie es, die Infusionsklinik aufgesucht zu haben?
Ist die Entscheidung der Ironman-Organisation nun endgültig oder kämpfen Sie noch gegen die Aberkennung des WM-Titels?
Chris Dels: Ich hatte die Wahl: Einspruch einlegen und versuchen, meinen Namen reinzuwaschen - oder bald wieder bei Wettkämpfen starten. Einige Fachleute hätten einem Einspruch sogar gute Chancen eingeräumt, da ein formeller Fehler vorlag. In Deutschland wäre alles in Ordnung gewesen, weil hier das Attest vom amerikanischen Arzt gereicht hätte. Bei internationalen Wettkämpfen greifen aber weitere Vorgaben. Ich wollte das Thema so schnell wie möglich abschließen. Die Untersuchungen würden alles in die Länge ziehen, auch meine 14-monatige Sperre hätte sich für diese Zeit fortgesetzt, wenn der Einspruch gescheitert wäre.Einige sagen, Sie hätten von der Regelung wissen können. Bei der Anmeldung hatten Sie ja den Richtlinien zugestimmt...