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Ein Derby ohne Feuer


Autor: Peter Seidel

Bamberg, Sonntag, 27. Dezember 2015

Den Brose Baskets reicht eine durchschnittliche Leistung zum ungefährdeten 86:77-Heimsieg über den oberfränkischen Rivalen Medi Bayreuth.
Patrick Heckmann erzielt ohne Gegenwehr zwei Punkte. Die Bayreuther (v. l.) Kenneth Horton, John Flowers und Jeffrey Xavier schauen dem Bamberger beim Korbleger zu. Fotos: sportpress


Erstmals seit der Rückkehr der Bayreuther Basketballer in die Bundesliga vor fünf Jahren haben die Brose Baskets das oberfränkische Derby in eigener Halle nicht mit einem zweistelligen Vorsprung gewonnen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag begnügte sich der deutsche Meister mit einem 86:77-Erfolg, obwohl sich bereits zur Pause (47:30) ein weiterer Kantersieg angedeutet hatte. Doch früh im letzten Viertel schalteten die Bamberger, die am Mittwoch mit dem schweren Auswärtsspiel bei Real Madrid in die Top-16-Runde der Euroleague starten, in den Energiesparmodus um. So entschieden die Bayreuther den letzten Abschnitt mit 26:16 für sich und hielten die Derby-Niederlage in Bamberg diesmal in Grenzen.

"Wenn man so viele Spiele absolvieren muss wie wir, dann ist es nicht einfach, immer in bester Form zu sein, körperlich wie mental", bat Brose-Trainer Andrea Trinchieri um Verständnis.

Der Italiener musste neben Elias Harris (Bauchmuskelverletzung) auch auf den grippekranken Kapitän Brad Wanamaker verzichten. Zudem nahm Lucca Staiger nur eine Minute nach seiner Einwechslung wieder mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Bank Platz. Der Flügelspieler hatte sich beim Sieg in Ludwigsburg eine Rippenprellung zugezogen.

Aufgrund dieser Ausfälle erhielten mit Patrick Heckmann (32 Minuten) und Aleksej Nikolic (18) vom Kooperationspartner Baunach viel Einsatzzeit. Beide trugen ihren Teil dazu bei, dass die Bamberger in diesem Nachbarduell ihrer Favoritenrolle gerecht wurden. Somit konnten sie ihre Ausfälle weitaus besser kompensieren als der Gegner, der mit Andrew Naymick nur einen Center aufbieten konnte, der zudem bereits nach 18 Minuten mit vier Fouls belastet war. Dies nutzten die Brose Baskets aus. Sie suchten oft den Weg unter dem Korb, wovon Daniel Theis (12 Punkte/7 Rebounds) und Nicolo Melli (14/7/8 Assists) profitierten. 52 ihrer 86 Punkte erzielten sie in der Zone und kamen auf 21 Zähler nach Offensivrebounds (insgesamt 13). Das ließ die Bamberger auch ihre außergewöhnlich niedrige Dreierquote verschmerzen.


Bayreuther geben nie auf

Nur einmal (5:4, 2. Min.) lagen die Gäste in Führung, doch dann nahm das Oberfrankenderby den erwarteten Verlauf. Die Hausherren setzten sich immer weiter ab und hatten nach 24 Minuten ihren größten Vorsprung herausgeworfen (59:35). 19 Punkte betrug die Bamberger Führung (70:51) zu Beginn des letzten Abschnitts, doch die nie aufgebenden Bayreuther kämpften sich bis zur Schluss-Sirene wieder auf neun Punkte heran. Medi-Trainer Michael Koch meinte: "Ich bin stolz auf mein Team, denn das Derby hätte auch anders ausgehen können. Wir müssen die positiven Dinge mitnehmen in die nächsten Partien gegen Göttingen und Bremerhaven. Das sind Spiele, die für uns von besonderer Wichtigkeit sind."

Auch Trinicheri richtete nach dem Derby den Blick nach vorne. Zum straffen Programm von vier weiteren Spielen binnen zehn Tagen sagte er: "Wir haben einen verrückten Zeitplan, spielen jeden dritten Tag und reisen viel. Ich muss hauptsächlich darauf achten, dass mein Team nicht müde wird. Von jetzt an wird es für uns von Spiel zu Spiel schwerer zu gewinnen."


Die Statistik

Brose Baskets Bamberg -
Medi Bayreuth 86:77

(20:12, 27:18, 23:21, 16:26)
Bamberg Melli (14 Punkte), Strelnieks (13/1 Dreier), Theis (12), Heckmann (11), Miller (11/1), Zisis (11), Idbihi (7), Radosevic (4), Nikolic (3/1), Staiger
Bayreuth Horton (21/1), Odum (16/2), Flowers (12/2), Naymick (8), Doreth (5/1), Wachalski (5/1), Xavier (5/1), Mullings (5/1), Ziegenhagen
SR M. Reiter, Simonow, Kindervater
Zuschauer 6800 (ausverk.)
Gesamtwurfquote Bamberg 56 Prozent (33 Treffer/59 Versuche), Bayreuth 46 (28/61)
Dreierquote Bamberg 23 Prozent (3/13), Bayreuth 50 (9/18)
Freiwurfquote Bamberg 77 Prozent (17/22), Bayreuth 100 (12/12)
Rebounds Bamberg 36 (23 defensiv/ 13 offensiv), Bayreuth 24 (16/8)
Ballgewinne/-verluste Bamberg 5/14, Bayreuth 6/12
Assists Bamberg 18 / Bayreuth 18
Fouls Bamberg 20 / Bayreuth 20