Druckartikel: Doping beim Ironman: Fränkischem Weltmeister wird Titel aberkannt

Doping beim Ironman: Fränkischem Weltmeister wird Titel aberkannt


Autor: Peter Seidel, Tobias Utz

Bamberg, Dienstag, 04. Februar 2020

Der Bamberger Berufsschullehrer erfüllte sich 2019 den Traum vom Podestplatz beim Ironman auf Hawaii. Monate später folgt nun die Ernüchterung. Ihm wurde der Titel wegen Dopings aberkannt.
Dem fränkischen Triathleten Christopher Dels wurde sein WM-Titel aberkannt. Foto: privat


Update am 04.03.2020:  Ironman aus Bamberg wird WM-Titel aberkannt 

Wie der Triathlet Christopher Dels bekanntgab, wurde ihm der WM-Titel aberkannt. Auf seiner Facebook-Seite wandte sich der Franke an die Öffentlichkeit und verkündete, dass die Ironman-Organisation zu dieser Entscheidung gekommen sei.

Demnach habe er gegen die Richtlinien der Weltdoping-Agentur "WADA" verstoßen. Grund für die Strafe ist ein Vorfall zahlreiche Monate vor dem Triathlon auf Hawaii. Damals qualifizierte sich Del sin Texas für den Ironman. Zunächst vielen bei den dortigen nordamerikanischen Meisterschaften mehrere Dopingproben negativ aus. 

Allerdings wurde ihm eine Kochsalzlösung zum Verhängnis. Diese nahm er ein, da er zehn Tage vor dem Wettkampf an einem Magen-Darm-Virus litt. Die Verabreichung der Kochsalzlösung hätte damals mit einem offiziellen Rennarzt in einem Krankenhaus abgesprochen werden müssen - so die Richtlinie. Dels' Trainer klärte das Einnehmen der Lösung zwar mit dem Arzt des Triathleten aus Deutschland ab - das reichte allerdings nicht. 

Besonders tragisch daran: Eine Videobotschaft die Dels via Facebook aufnahm, diente schließlich als Schuldbeweis. Darin erzählte Dels von der Kochsalzlösung. 

"Mein Fehler war es, dass ich den Wada Code nicht gelesen hatte obwohl ich dies durch einen Klick bei der Anmeldung bestätigt hatte", teilt der Extremsportler via Facebook mit. 

"Als ambitionierter Athlet hätte mir das nicht passieren dürfen" - Christopher Dels

Dels führt weiter aus, dass er die Entscheidung jedoch akzeptiere. Jedoch sagt er: "Natürlich ärgert mich meine eigene Nachlässigkeit sehr, die nicht gerade weltmeisterlich war."

Erstmeldung am 16.11.2019: Bamberger Triathlet nachträglich zum Ironman-Weltmeister ernannt 

Chris Dels ist nicht länger nur "Vize", sondern darf sich ab sofort Ironman-Weltmeister nennen. Der Bamberger Triathlet, der den legendären Wettbewerb auf Hawaii vor gut drei Wochen als Zweiter seiner Altersklasse (M35) beendet hatte, ist zum Sieger erklärt worden. Denn der eigentliche Gewinner, Sergio Marques aus Portugal, wurde nachträglich disqualifiziert.

Dies erfuhr der für Böhnlein Sports Bamberg startende Dels in einem Telefonanruf von Ironman-Chef Andrew Messick aus den USA. "Als mein Handy klingelte, wollte ich erst gar nicht ran gehen. Ich fürchtete, ich hätte wohl irgendwelche Dopingkontrollen verpasst und würde disqualifiziert werden", erzählt Dels lachend.

Der 35-Jährige kann den nachträglichen Triumph kaum fassen: "Das ist unvorstellbar, ich bin sprachlos. Ich habe nicht im Traum daran gedacht, in Hawaii auf dem Podium zu stehen, und jetzt bin ich sogar Weltmeister." Genau genommen sogar Doppelweltmeister: Denn vor einem Jahr hatte der 35 Jahre alte Deutsch- und Englischlehrer in Südafrika bereits den WM-Titel über die Mitteldistanz in seiner Altersklasse gewonnen.

Marques streitet Vorwürfe ab

Bereits kurz nach dem Rennen auf Hawaii am 12. Oktober wurde der Sieg von Marques, der in der M35 in 8:35:12 Stunden vor Dels (8:44:12) gewonnen hatte, kontrovers diskutiert. Der 39 Jahre alte Portugiese, der in den Vorjahren als Triathlon-Profi unterwegs war, ging auf Hawaii als Amateur an den Start. Dies wäre auch erlaubt gewesen, wenn er in diesem Kalenderjahr keine Wettkämpfe als Profi bestritten hätte. Doch das war offenbar nicht der Fall.

"Das hatten mir bereits einige Trainer vor Ort gesagt, und ich habe Marques bei der Siegerehrung auch darauf angesprochen. Aber er hat es abgestritten", sagt Dels. Auf einen offiziellen Protest hatten sein Trainer Swen Sundberg und er aber verzichtet. "Meine Freude über den zweiten Platz und meine Leistung war einfach zu groß, um sie mir davon versauen zu lassen", erklärt Dels.

Die Ironman-Organisatoren sind entsprechenden Hinweisen aber nachgegangen. Sie fanden heraus, dass der Portugiese bei zwei Wettkämpfen in diesem Jahr als Profi an den Start gegangen war und erkannten ihm daher den WM-Titel ab. "Das rechne ich den Organisatoren hoch an, denn für sie ist das eine peinliche Angelegenheit. Sie hätten auch Gras über die Sache wachsen lassen können. Ich hatte damit nicht gerechnet und freue mich natürlich sehr darüber", meint Dels.

Siegertrophäe ist unterwegs

In den nächsten Tagen erwartet der 35-Jährige Post aus den USA. Die Siegertrophäe, die einer traditionellen hawaiianischen Holzschüssel nachempfunden ist, ist auf dem Weg nach Bamberg.

Nach Anne Haug und Jan Frodeno bei den Profis stellen die deutschen Triathleten nun mit Dels als schnellstem Amateursportler den dritten Weltmeister beim Hawaii-Triathlon 2019. Als Titelträger hat sich der Bamberger für die Auflage im nächsten Jahr qualifiziert. Allerdings hat sich Dels für 2020 ein anderes Ziel gesetzt. Er will beim Ironman in Roth um den Altersklassensieg kämpfen.