Dirk Nowitzki: Seiner Zeit weit voraus
Autor: Maximilian Glas
Bamberg, Mittwoch, 10. April 2019
Groß, beweglich und ein weiches Handgelenk - was für den modernen, heutigen NBA-Spieler Grundvoraussetzungen sind, war vor 20 Jahren revolutionär. Doch Dirk Nowitzki haben nicht nur seine Qualitäten auf dem Parkett großgemacht. Nun verlässt der Würzburger die große Bühne.
"Ich danke auch den Spielern der Phoenix Suns, die mir heute noch ein paar Körbe gestattet haben." Mit einer für ihn typischen Mischung aus Bescheidenheit und einer Prise Humor ist sich Dirk Nowitzki auch bei seiner Rücktrittsrede nach dem 120:109-Erfolg seiner Dallas Mavericks treu geblieben. Nach 21 Spielzeiten in der besten Liga der Welt ist für Nowitzki Schluss. "Der Schritt ist Dirk sicher schwergefallen, aber er hat eingesehen, dass die Zeit jetzt gekommen ist", sagt Steffen Hamann, NBA-Experte beim Streamingdienst DAZN und Jugendtrainer beim FC Bayern Basketball.
Hamann und Nowitzki waren nicht nur langjährige Nationalmannschaftskollegen, sie eint auch ein enger Bezug zur Marktgemeinde Rattelsdorf. Hamann wuchs im 4500 Einwohner großen Örtchen 20 Kilometer nördlich von Bamberg auf, Nowitzki legte ab 1994 mit seinem Mentor und Individualtrainer Holger Geschwindner in der Rattelsdorfer Schulturnhalle die Grundlagen für seine Weltkarriere. Hamann begegnete Nowitzki zu dieser Zeit bei einem Junioren-Lehrgang in Würzburg zum ersten Mal. "Seine besondere sportliche Begabung hat man damals sofort erkannt. Er hatte schon ein krasses Spielverständnis und den Ball mit einer unglaublichen Leichtigkeit geworfen", schildert Hamann.
Erste Erfolge mit Bayernauswahl
Eindrücke, die Unternehmer Wolfgang Heyder, unter anderem 15 Jahre Manager bei den Bamberger Basketballern, teilen kann. Der 62-Jährige betreute Anfang der 90er-Jahre als Trainer die Bayernauswahl des starken Jahrgangs 1978, unter anderem mit Nowitzki und dem Bamberger Sven Schultze.
Beide agierten offensiv atypisch für ihre Größe und körperlichen Voraussetzungen vornehmlich von außen. "Ein 2,05 Meter großer junger, deutscher Spieler, der Dreier geworfen hat, das gab es noch nicht. Zur damaligen Zeit war das revolutionär", sagt Heyder, der mit der bayerischen Juniorenauswahl um Nowitzki zweimal den deutschen Titel holte. Einige Jahre später kreuzten sich die Wege von Heyder, damals Trainer beim TSV Breitengüßbach, und dem mittlerweile auf 2,13 Meter gewachsenen Nowitzki als Spieler der DJK s. Oliver Würzburg wieder. "Das waren große Kämpfe in einer immer vollen Halle", erinnert sich Heyder.
Das Würzburger Team definierte sich damals aber nicht allein über Nowitzki, sondern über eine "goldene Generation" mit den späteren Nationalspielern Demond Greene, Robert Garrett und Marvin Willoughby. "Ich bin froh, Dirk in jungen Jahren kennengelernt zu haben. So konnte ich seine Entwicklung mitbekommen und jedes Mal sehen, wie hart er gearbeitet hat", sagt Greene, der die zweite Mannschaft des FC Bayern trainiert. "Dirk hat es geschafft, jeden Spieler im Training oder im Spiel besser zu machen."
Kein Wunder also, dass die Würzburger 1998 den Sprung in die Bundesliga schafften. Nur wenige Wochen später wurde Nowitzki im NBA-Draft an Position 9 von den Milwaukee Bucks gezogen und später an die Mavericks weitergegeben. Unverhofft konnte der damals 20-Jährige aber noch ein halbes Jahr in Würzburg verweilen, da ein Tarifstreit zwischen der NBA und der Spielergewerkschaft den regulären Saisonstart verhinderte. So kam Nowitzki noch zu seiner Premiere im deutschen Oberhaus und avancierte mit knapp 23 Punkten im Schnitt in 16 Spielen prompt zum Topscorer der Liga.