Die Gründe für die Brose-Pleite: Ballverluste und lasche Abwehr
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Donnerstag, 25. Oktober 2018
Brose Bamberg fehlt bei der 86:93-Niederlage in Athen die ordnende Hand von Nikos Zisis.
Der am Knie verletzte Nikos Zisis wurde in seiner griechischen Heimat in zweifacher Hinsicht schmerzlich vermisst: Zunächst von seinem Heimatklub AEK Athen. "Die Königin" , wie der Verein von den Fans genannt wird, hatte eine Ehrung vorgesehen für den Routinier, der in Europa zahllose Titel gesammelt hat. Der Ausfall des 35-Jährigen schmerzte aber vor allem die Bamberger Brose-Basketballer, denen bei der 86:93-Auswärtspleite in der Champions League beim Titelverteidiger AEK Athen der Denker und Lenker auf dem Spielfeld fehlte.
Bambergs Ex-Trainer Luca Banchi reagierte auf das Fehlen von Zisis und gab seinen Jungs mit auf den Weg, Tyrese Rice, den einzigen verbliebenen erfahrenen Brose-Spielmacher, von Beginn an unter Druck zu setzen. Und diese Taktik ging auf: Rice war nicht in der Lage, das Bamberger Spiel zu ordnen. Acht der 18 Brose-Ballverluste gingen auf das Konto des Scharfschützen, der nach einem Schlag aufs Auge zu allem Überfluss am Ende auf der Bank Platz nehmen musste.
Bambergs Trainer Ainars Bagatskis wollte die aggressive Verteidigung gegen Rice aber nicht als Entschuldigung gelten lassen, "denn wir haben das erwartet". Was dem Letten aber ganz und gar nicht schmeckte, war die fehlende Aggressivität seiner Mannschaft: "Es ist nicht zu akzeptieren, dass es Akteure gibt, die knapp 30 Minuten spielen und kein einziges Foul haben. Im Basketball muss man legal aggressiv sein. Man darf und muss Fouls geben, um im Spiel zu bleiben. Das ist Teil des Sports. Einige haben eher an die NBA gedacht, daran wie gut sie aussehen, aber nicht an ein aggressives Basketballspiel."
Aufholjagd nur ein Strohfeuer
Nach einem einmal mehr verschlafenen ersten Viertel (15:21), in dem nur Augustine Rubit und Louis Olinde Gegenwehr zeigten, nutzten die Griechen die Bamberger Unzulänglichkeiten und zogen durch einfache Punkte bis auf 38:23 davon. Doch die Oberfranken kämpften sich in die Partie zurück und waren Mitte des dritten Durchgangs dank einiger Dreier von Arnoldas Kulboka bis auf 45:49 dran. Anstatt das Blatt aber endgültig zu wenden, folgten etliche Unkonzentriertheiten in der Verteidigung, die AEK dankend annahm (81:70) und einem ungefährdeten Sieg entgegensteuerte.
"Das größte Problem war, dass wir uns jede Menge Ballverluste erlaubt haben. Deshalb kam Athen zu vielen einfachen Punkten. Wir sind nicht physisch genug rausgekommen, deshalb hat es auch nicht zum Sieg gereicht, obwohl wir viele Punkte erzielten", analysierte Augustine Rubit (mit 21 Punkten Topwerfer) den Auftritt.
Letztlich entschied die Banchi-Truppe mit einem geschlossenen Auftritt und Team-Basketball die Partie für sich. Das Brose-Team muss sich trotz der Verletzungsmisere - neben Zisis fehlen auch weiterhin Patrick Heckmann und Bryce Taylor - schnell steigern, um mit einem Heimsieg am kommenden Mittwoch gegen BC Lietkabelis (Litauen), das in Runde 3 einen 97:86-Erfolg gegen Nymburk feierte, Kontakt zur Spitzengruppe zu halten. Zuvor steht aber noch am Samstag (18 Uhr) die Pflichtaufgabe in der Bundesliga gegen das noch sieglose Schlusslicht, den Mitteldeutschen BC, in der Brose-Arena auf dem Programm.