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Die Bamberger schlagen zurück


Autor: Peter Seidel

Bamberg, Sonntag, 08. März 2020

Die Brose-Basketballer zeigen nach dem Berlin-Debakel in Würzburg die erhoffte Reaktion.
Der Würzburger Cameron Wells (links) kommt zu spät und kann den Distanzwurf von Jordan Crawford nicht mehr verhindern. Mit 23 Punkten, davon fünf Dreiern, war der Bamberger Neuzugang auch im zweiten Spiel der beste Werfer seines neuen Teams. Foto: Daniel Löb


Unmittelbar vor dem Sprungball zum Frankenderby gaben die Würzburger Bundesliga-Basketballer am Hallenmikrofon unter dem Jubel ihrer Fans die Vertragsverlängerung mit Trainer Denis Wucherer um zwei weitere Jahre bekannt. Zu diesem Zeitpunkt schien das Schicksal seines Pendants auf Bamberger Seite am seidenen Faden zu hängen. Doch aufgrund des deutlichen 95:77-Erfolgs seiner Mannschaft zog Brose-Trainer Roel Moors seinen Kopf am Freitag fürs Erste wohl aus der Schlinge.

Nach dem 70:107-Debakel in Berlin in der Vorwoche waren die Verantwortlichen des neunfachen deutschen Meisters mit ihrer Geduld offenbar am Ende. "Der Trainer ist sicherlich auch eine Stellschraube. Mal sehen, wo die Reise hingeht. Wir müssen jetzt Siege holen", sagte Brose-Geschäftsführer Arne Dirks am Freitagabend in Würzburg im Halbzeitinterview bei Magentasport.de und verweigerte dem Belgier damit eine Jobgarantie. Entsprechend erleichtert war Moors nach dem deutlichen Erfolg beim unterfränkischen Rivalen: "Jeder weiß, was letzte Woche in Berlin passiert ist, deswegen brauchten wir heute unbedingt einen Sieg. Wir haben eine gute Reaktion gezeigt und können darauf aufbauen."

Dabei sah es drei Viertel lang nicht danach aus, als ob sich die Bamberger für die knappe Hinrundenniederlage revanchieren könnten. Meist lagen die Würzburger knapp vorne und gingen auch mit einem 69:63-Vorsprung ins letzte Viertel. Dieses gaben sie aber gegen einen nun wie entfesselt aufspielenden Gegner mit 10:32 ab. Die Unterfranken verloren dadurch nicht nur den im Play-off-Kampf wichtigen direkten Vergleich, sondern mussten die Bamberger (7.) in der Tabelle auch noch an sich vorbeiziehen lassen.

"Wir haben endlich einmal unseren Rhythmus gefunden. Jeder kam rein und hat das gemacht, was er kann. Und dann lief es einfach", freute sich Kameron Taylor. Bei seiner Rückkehr nach Würzburg, wo der Bamberger Flügelspieler vor zwei Jahren erstmals Bundesligaluft geschnuppert hatte, war er mit 21 Zählern hinter Neuzugang Jordan Crawford (23) zweitbester Korbschütze und einer von fünf Bambergern, die zweistellig punkteten. Auch Retin Obasohan (16), der nach der Pause deutlich verbesserte Assem Marei (13/8 Rebounds) und Elias Harris (11) spielten diesmal mit viel Selbstbewusstsein, was sich auf das gesamte Team übertrug. Tré McLean (8) steuerte zwei Dreier zu einem 13:0-Lauf bei, mit dem die Gäste die Partie zwischen der 34. und 37. Minute für sich entschieden.

"Wir haben im letzten Viertel offensiv zehn Ballverluste produziert und es dabei viermal nicht geschafft, innerhalb von 24 Sekunden den Ball auf den Korb zu werfen. Dieses Zögern ist mir ein Rätsel, nachdem wir vorher drei Viertel lang ein tolles Spiel gesehen haben und die Halle voll da war", meinte Wucherer enttäuscht.

Seinem Team war die Kontrolle entglitten, weil sich die Bamberger immer besser auf die Spielweise des Gegners einstellten. Vor der Pause war der Würzburger Luke Fischer ein ums andere Mal nach einem Pick-and-Roll erfolgreich und erzielte 14 Punkte. Nach der Pause verhinderten die Gäste die Anspiele auf den Center, so dass dieser nur noch auf sechs weitere Zähler kam. Die Bamberger spielten nun mit einer Aggressivität, die sie in den letzten Wochen oft vermissen ließen. Die starke defensive Vorstellung im letzten Viertel war ein Fingerzeig, wozu die Mannschaft zu leisten imstande ist, wenn sie es schafft, ihr Potenzial abzurufen.

Am Sonntag (18 Uhr) im Heimspiel gegen die Bonner wird sich zeigen, ob der überzeugende Derbyerfolg das Selbstvertrauen der Bamberger, die sich nur sechs Ballverluste leisteten, nachhaltig gestärkt hat. "Es war ein Sieg für die Fans", meinte Moors zwar - aber es war auch ein ganz wichtiger für ihn.