"Die Arena kann auch Volleyball"
Autor: Daniel Ruppert
Bamberg, Sonntag, 10. Februar 2019
Wenn neben dem Sieger, den Zuschauern und den Organisatoren auch die Verlierer zufrieden nach Hause fahren, muss einiges richtig gelaufen sein.
Ausverkauft war die Bamberger Brose-Arena am Samstagabend bei Weitem nicht, doch das war auch gar nicht realistisch. Wo sonst die Bundesliga-Basketballer vor etwa 6000 Zuschauern Körbe werfen, sahen nun 2300 Volleyball-Fans die Zweitliga-Partie zwischen den Heitec Volleys Eltmann und dem TV/DJK Hammelburg (3:1). Das Urteil von Hallensprecher Robert Hatzold, der sonst im Schnitt 500 Gäste in der Georg-Schäfer-Halle in Eltmann informiert und bei Laune hält, lautete hinterher: "Die Zuschauer haben bewiesen: Die Arena kann auch Volleyball."
Theater-Dramaturg am Werk?
;Selbst der eher zurückhaltende Manager der Heitec Volleys, Rolf Werner, schwärmte: "Unser Mut, für einen Testlauf in die drittgrößte Multifunktions-Arena Bayerns umzuziehen, wurde auf ganzer Linie belohnt. Ein Theater-Dramaturg hätte die Begegnung nicht besser inszenieren können. Die zwei Stunden waren eine tolle Werbung für unsere Sportart. Unsere Generalprobe für den angepeilten Aufstieg ins Oberhaus hat geklappt. Das Top-Event war absolut erstligareif."
Für die gelungene Veranstaltung 25 Kilometer von der Heimspielstätte entfernt sorgten in erster Linie die Sportler auf der 18 mal neun Meter großen Schaumstoffmatte mit einem hochklassigen und spannenden Unterfranken-Derby. Das Drumherum war für Hatzold trotz der ungewohnten Kulisse in ungewohnter Umgebung Routine. "Mit den Schiedsrichtern das Netz prüfen. Vorstellung beider Mannschaften. Pausenprogramm nach dem zweiten Satz. Das Spieltagsprotokoll ist vorgegeben und immer gleich", erklärt der Moderator von Radio Bamberg.
Anders als sonst verläuft dagegen der Abend für Sabine, Daniela und Stephan. Das Trio trommelt das Eltmanner Sextett zum Sieg - allerdings sitzen die Mitglieder des Fanklubs "Red Baron" diesmal nicht seitlich des Spielfelds, sondern dahinter. "Wir dürfen nicht direkt hinter den Auswechselbänken sitzen", erklärt Sabine die Auflagen in der Arena. "Man kann sich daran gewöhnen, aber wir lieben unsere Halle, weil wir da näher bei den Spielern und Fans sind."
Anhänger und Akteure zugleich waren die Männer von Gut Holz Zeil. Der Spielplan der Zweitliga-Kegler wollte es, dass der Aufsteiger am Nachmittag bei der Reserve von Victoria Bamberg antrat. Die Gelegenheit nutzte das Sextett, um die Volleyballer aus der Nachbargemeinde zu unterstützen. "Wir sind die beiden höchstklassigen Teams aus dem Landkreis Haßberge, daher müssen wir zusammenhalten", berichtet der Zeiler Patrick Löhr.
Die Regeln der Ballsportart kennen er und seine Gut-Holz-Kollegen. "Ob es umgekehrt genauso ist, weiß ich nicht", sagt Löhr schmunzelnd. Die eigene Niederlage bei der Victoria ist - ähnlich wie später bei Hammelburg - schnell vergessen, denn in Sachen Klassenerhalt sieht es gut aus. In die andere Richtung soll es für die Heitec Volleys gehen. "Die Ambitionen auf die Bundesliga sind sichtbar", findet der 30-Jährige.
"Kulisse gewöhnungsbedürftig"
;Das sieht der Hammelburger Peter Uebel ähnlich: "Man sieht, dass Eltmann nicht zu Unrecht in die 1. Liga will." Der 49-Jährige, der nach eigener Aussage bei einem Gastspiel in Mainz 100 gegnerische Fans in den Dezibel-Schatten gestellt hat, dringt mit seinen Anfeuerungen kaum zu den Spielern durch. "Die Geräuschkulisse ist gewöhnungsbedürftig." Entmutigen lassen sich er und die circa 200 Gästefans nicht. "Wir können druckfrei aufspielen, denn der Abstieg ist so gut wie vermieden." Auch wenn der Lärmpegel nicht mit einer Begegnung der Brose-Basketballer mithalten kann - eines ist am Samstagabend ähnlich. "Im Volleyball gibt es keine Feindseligkeiten. Man unterstützt das eigene Team und pfeift den Gegner nicht aus", berichtet Uebel.