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Der Anspruch der Victoria bleibt hoch


Autor: Michael Schwital

, Freitag, 23. Dezember 2011

Die Bamberger Mannschaften sind weiter eine feste Größe im Kegelsport. Manager Knut Wagner beschreibt die aktuelle Situation des Traditionsvereins.
Einst über Regensburg nach Bamberg gekommen, ist Daniela Kicker seit mehr als 15 Jahren die Keglerin des SKC Victoria schlechthin. Viele Bamberger Erfolge sind mit ihrem Namen verbunden.  Fotos: sportpress


Geht es um Titel und Erfolge, stehen die Kegler des SKC Victoria einsam an der Spitze in der Sportstadt Bamberg. Egal, ob Europa- oder Weltpokal, Champions League oder Bundesliga - immer wieder sind die Damen und Herren der Victoria ganz vorne zu finden. Fast zementiert scheint die Vormachtstellung der Keglerinnen um Daniela Kicker auf nationalem und internationalem Parkett zu sein. Für beständige Motivation sorgt bei den Herren die Jagd auf den Meister SKV RW Zerbst. Die Sorgen, die Victoria-Manager Knut Wagner umtreiben, sind nicht neu: der steinige deutsche Weg auf dem Weg hin zum 120-Kugel-Modus und der Traum von einer sicheren und festen Bleibe für die Kegler mit Zukunft. Wagner beantwortete die Fragen unserer Zeitung.

Frage: War das 0:8 der Herren beim Meister in Zerbst der einzige Makel einer bislang herausragenden Erfolgsbilanz in dieser Saison?
Antwort: Das 0:8 beim Weltpokalsieger in Zerbst war sicher eine in dieser Höhe nicht eingeplante Niederlage. Wir waren in dieser Zeit in guter Verfassung, haben aber nach gutem Beginn das Spiel und ein besseres Abschneiden aus der Hand gegeben. Trotzdem werden wir versuchen, möglichst lange am Titelverteidiger dran zu bleiben, um unsere minimale Chance zu nutzen, sollte sie sich uns noch bieten. International konnte zwar das Halbfinale beim Europapokal erreicht werden, aber als fünfmaliger Gewinner des Pokals wollten wir doch besser abschneiden als mit dem vierten Rang.
Unsere Damen ziehen weiter unbeirrt ihre Kreise, liegen mit 20:0 Punkten nach zehn Spieltagen schon wieder mit sechs Punkten Vorsprung in Front und konnten auch international glänzen. Überzeugend und mit herausragenden Leistungen wurde zum vierten Mal der Weltpokal, die bedeutendste Trophäe für Landesmeister , gewonnen. Der ewige Rivale aus dem slowenischen Celje konnte deutlich in die Schranken verwiesen werden, wird sich aber, sollten wir die Finalspiele um die Champions League erreichen, Ende März auf heimischer Anlage revanchieren wollen.
In den dritten Bundesligen sind beide zweite Mannschaften an der Spitze und werden alles tun, um ihre Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen.

Frage: Personell hat sich vor der Saison vor allem bei den Herren etwas getan. An der Seite von Bela Csanyi bringt Peter Würsching seine immense Erfahrung als Trainer ein. Haben sich die Neuen in den Reihen der Victoria bewährt?
Antwort: Unsere beiden Youngster Manuel Weiß und Lars Pansa waren vom Start weg voll da und auch der erfahrene Miroslav Jelinek hat sich gut eingelebt. Mit ihren bisherigen Leistungen können wir absolut zufrieden sein, hoffen aber auf weitere Steigerungen, denn phasenweise haben sie ihr großes Potenzial nicht abgerufen. Peter Würsching ist dabei der ideale Trainer, der noch einige Schwächen beseitigen kann, aber auch Bela Csanyi kann durch seine immense Erfahrung allen noch viel beibringen.
Die ,Neue‘ bei den Damen, Simone Bader, hat nach Anlaufschwierigkeiten zuletzt ihre Klasse unter Beweis gestellt und ist zu einer Verstärkung der Mannschaft geworden. Gerade beim Weltpokal in Augsburg hat sie das in überzeugender Manier bewiesen. Ihre internationale Erfahrung als langjährige Nationalspielerin hat uns, auch in der Liga, weiter nach vorne gebracht.

Frage: Peilt der SKC Victoria in allen Wettbewerben, in denen er vertreten ist, die Titel an oder haben die Herren insgeheim das Rennen um die deutsche Meisterschaft bereits aufgegeben?
Antwort: Unsere Ziele sind unverändert. Die Damen wollen in der Meisterschaft und im Pokal die Titel verteidigen und auch in der Champions League ein Wörtchen mitreden. Das Finale ist da das Ziel. Ob es dann gegen die Heimvorteil genießende Mannschaft in Celje reicht, bleibt anzuwarten. Die Möglichkeit, das Finale zu erreichen, besteht jedenfalls. Zunächst aber müssen beide Teams das Viertelfinale am 28. Januar und 18. Februar überstehen und dann im Halbfinale ihre Gegner bezwingen. Dabei könnte die Victoria wieder auf Subotica aus Serbien treffen, das uns zuletzt mit zwei Kegel in das Spiel um den dritten Platz schickte. Diese Scharte wollen wir auswetzen.
Die Herren wollen auch den Titel, doch die scheinbar national übermächtigen Zerbster dürften etwas dagegen haben. Auch im Pokal sind beide Mannschaften noch vertreten. Da sind wir Titelverteidiger, doch zunächst muss am 8. Januar erst einmal in Amberg gewonnen werden. Dann braucht man etwas Losglück, um nicht im Viertelfinale auf eines der stärksten Teams zu treffen. In der Champions League konnte vor wenigen Wochen Zadar, der ,Vize‘ beim Weltpokal, ausgeschaltet werden und nun wartet der Europapokalsieger Szeged auf die Mannschaft. Eine zwar lösbare Aufgabe, doch gegen die ungarische Spitzenmannschaft war es immer eng.

Frage: Immer wieder aktuelles Thema in der Weihnachtszeit: Ist der SKC Victoria Bamberg auf Herbergssuche oder versucht er, dauerhaft die FC-Bahnen im Volkspark als seine Heimspielstätte zu erhalten?
Antwort: Dieses leidige Thema findet einfach kein Ende. Wir bemühen uns seit dem Frühjahr um eine Lösung, doch in trockenen Tüchern ist noch lange nichts. Es gibt einen Verein, der seine Anlage erweitern möchte, die Finanzierung und problematische Umsetzung des Projekts aber dürfte noch einige Zeit beanspruchen. Von Seiten der Stadt steht nach wie vor die Zusage, in der Halle bleiben zu können, solange keine größeren Reparaturen und Investitionen anstehen. Wir wissen auch, dass das kein dauerhafter und tragbarer Zustand ist. Hier geht es am Ende aber um die Existenz unseres Vereins, denn das Aus der Halle könnte das Aus des SKC Victoria bedeuten, das wir vermeiden wollen. Ohne die Unterstützung der Stadt wird es letztlich nicht gehen, könnte auch bedeuten, den interessierten Investor in seinem Vorhaben, möglicherweise finanziell zu unterstützen.

Frage: Nach wie vor hat das 120-Kugel-Spiel nicht durchgängig in Kegler-Deutschland Einzug gehalten, so wie es international - mit deutscher Zustimmung - längst vereinbart war. Es gibt eine Bundesliga mit dem alten 200-Wurf-System und eine Bundesliga mit dem 120-Wurf-Modus. Schadet diese Zweiteilung Ihrem Sport nicht?
Antwort: Ja, diese Zweiteilung schadet dem Kegelsport. Der Deutsche Keglerbund Classic hat dem internationalen Verband zugesagt, bis zum Ende des Sportjahres 2012/13 seine Ligenstruktur zu verändern und anzupassen. Veränderungen werden diskutiert und einige Ansätze sind vorhanden. Man tut sich aber immer noch schwer, für alle Spielformen das richtige Konzept zu finden.