Christian Sengfelder: Der Andersdenker
Autor: Maximilian Glas
Bamberg, Donnerstag, 29. August 2019
Bis zum Saisonstart stellen wir ausgewählte Neuzugänge vor - den Anfang macht Christian Sengfelder. Der Horizont des 24-jährigen Power Forwards mit dem weichen Handgelenk geht weit über das Parkett hinaus.
Es gibt Tage, die man als Sportler sein Leben lang nicht vergisst. Für Christian Sengfelder war der 4. November 2018 ein solcher. Der Tag, an dem der gebürtige Leverkusener den ersten Bundesliga-Sieg seiner Karriere feierte. "Ich weiß noch genau, wie wir alle nach dem Spiel in der Kabine saßen und uns ungläubig anschauten", erzählt Sengfelder. "Wir dachten uns alle nur: Wow, was ist hier gerade passiert? Haben wir wirklich Bamberg mit über 25 Punkten aus der Halle geschossen?"
Vor allem die Deutlichkeit des 92:66-Heimerfolges der Basketball Löwen Braunschweig gegen Brose Bamberg überraschte, schließlich waren die Niedersachsen mit fünf Niederlagen in die Saison gestartet, während die Oberfranken ungeschlagen angereist waren. "Der Sieg war damals eine Art Startschuss für uns", erinnert sich Sengfelder.
Die Basketball Löwen gewannen im Anschluss acht der nächsten neun Partien und setzten sich in den Play-off-Rängen fest. Dass sich die Braunschweiger auch nach Abschluss der Hauptrunde noch auf Platz 8 wiederfanden, ist auch ein Verdienst des Liganeulings Sengfelder gewesen. Der Power Forward stand in seiner ersten Profisaison in allen 37 Partien in der Startformation und legte mit 11,3 Punkten und 5,9 Rebounds respektable Zahlen auf.
War Sengfelder während der regulären Saison trotz seiner ersten Nominierung für die A-Nationalmannschaft im Februar immer noch etwas unter dem Radar gelaufen, änderte sich das spätestens nach der Play-off-Serie gegen den FC Bayern. Sengfelder musste nach der Verletzung von Scott Eatherton vermehrt auf der Centerposition ran und explodierte mit knapp 19 Punkten pro Spiel. "Wenn man gegen einen international etablierten Klub wie München spielt, steht man natürlich mehr im Rampenlicht", sagt Sengfelder. "Die höhere Aufmerksamkeit habe ich nach der Serie schon gemerkt. Es kamen Teams auf mich zu, die im Sommer zuvor noch nicht wirklich an mir interessiert waren."
Verfechter des Individualtrainings
Letztlich reizte den Nationalspieler das Angebot des neunfachen deutschen Meisters am meisten. " Ich denke, es ist angesichts des Umbruchs mit neuem Geschäftsführer, Sportdirektor und Coach gerade ein guter Zeitpunkt, um hier einzusteigen", sagt Sengfelder, der sich schon vor der ersten persönlichen Kontaktaufnahme mit der Philosophie von Trainer Roel Moors auseinandersetzte. Die "sehr guten und ehrlichen" Gespräche mit dem Belgier hätten seinen positiven Eindruck bestärkt.
Positives kann der 2,06-Meter-Mann bisher über seine neue Wahlheimat berichten. "Bamberg ist noch einmal ein bisschen kleiner als Braunschweig, aber mit den zwei Flüssen und den vielen kleinen Cafés sehr schön, da wird man mich an einigen trainingsfreien Tagen schon sehen", sagt Sengfelder, der in seiner Freizeit gerne Klavier spielt.
Individualbeschäftigung einer anderen Sorte erwartet den 24-Jährigen in der Strullendorfer Trainingshalle. "Ich bin ein Verfechter von individuellem Training, mit Sandro Bencardino und Stefan Weissenböck hat Bamberg zwei Athletik- bzw. Individualtrainer, die sehr gut arbeiten." Mit Weissenböck arbeitet Sengfelder bereits fleißig an der Verbesserung seines Wurfes. "Ich habe einen guten Distanzwurf und kann dadurch Räume für meine Mitspieler kreieren. Ich denke, das hebt mich auch von vielen anderen Power Forwards oder Centern ab. Aber ich muss weiter viel arbeiten, um noch konstanter zu treffen", sagt Sengfelder.