Brose-Scharfschütze Wright: "Nicht in Panik geraten"
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Freitag, 25. Mai 2018
Dorell Wright ist der überragende Brose-Spieler in den Play-offs und will jetzt versuchen, "ein Spiel in München zu stehlen".
Dorell Wright hat sich in den Play-offs zum Schlüsselspieler für die Bamberger Brose-Basketballer gemausert. Der 32-jährige US-Amerikaner absolvierte in der NBA in elf Spielzeiten 549 Partien für die Miami Heat, die Golden State Warriors, die Portland Trailblazers und die Philadelphia 76ers - ist also viel herumgekommen und hat verinnerlicht, dass die Saison in der besten Basketball-Liga der Welt eigentlich erst in den Play-offs richtig beginnt.
Dementsprechend dreht er auch in seinem ersten Jahr in Europa in der heißen Saisonphase so richtig auf. In der Viertelfinalserie gegen Bonn kam Wright auf 20,7 Punkte im Schnitt - war mit diesem Wert der erfolgreichste Werfer der BBL. In den ersten beiden Halbfinal-Partien gegen die Bayern verbuchte er bei der Klatsche in München 17 Punkte und führte seine Mannschaft in Spiel 2 am Mittwoch nach einer deutlichen Steigerung in der zweiten Halbzeit mit 22 Zählern zum 78:65-Erfolg. Und wie läuft's am Samstag (18 Uhr) nach dem Ausgleich in der "best-of-five"-Serie für den Scharfschützen und seine Mitstreiter bei den Bayern?
"Jetzt müssen wir versuchen, ein Spiel in München zu stehlen", betont der schlaksige 2,06 m große Flügelspieler ganz gelassen. "Das Wichtigste in solchen Situationen ist, nicht in Panik zu geraten. So etwas habe ich in meiner Karriere in der NBA schon zigmal erlebt. Wir haben gut reagiert auf die Fehler in Spiel 1, das war entscheidend. In den Play-offs ist jedes Spiel wichtig, egal, ob du mit 25 Punkten verloren oder mit einem gewonnen hast", freute sich Wright über den Heimsieg vor "einer fantastischen Kulisse".
Und auch der Scharfschütze selbst ist nicht in Panik verfallen, nachdem in der ersten Halbzeit seine Würfe (kein Treffer bei sieben Versuchen) nicht gefallen sind. "Große Spieler tun das, was die Mannschaft braucht. In der ersten Halbzeit habe ich Rebounds geholt. In der Pause zog ich mein verschwitztes Trikot aus, habe in der zweiten Halbzeit mit neuem Selbstvertrauen meine freien Würfe getroffen und der Mannschaft geholfen, das Spiel zu gewinnen." So einfach ist das für einen NBA-Veteranen, der auch beim Rebound (8) beherzt zupackte und mit einem spektakulären Block gegen Nihad Djedovic die Freaks in Wallung versetzte.
"Dorell ist ein sehr erfahrener Spieler, der genau weiß, wann er sich steigern und übernehmen muss. In der ersten Halbzeit wackelte er aufgrund der Intensität des Gegners ein wenig, aber in der zweiten Halbzeit hat er seine Möglichkeiten und seinen Charakter unter Beweis gestellt, in der Offensive und in der Defensive Topleistungen gezeigt", lobte Trainer Luca Banchi den NBA-Veteranen.
Energieschub durch den Bruder
Wrights Explosion nach der Pause ist auch damit zu erklären, dass sein jünger Bruder Delon (26), der für die Toronto Raptors in der NBA spielt und in den Play-offs starke Leistungen gezeigt hat, in der ersten Reihe saß und viele Aktionen von Dorell mit dem Handy filmte."Mein Bruder ist ein großartiger Schütze, hat viele Dreier getroffen. Ich bin froh, dass ich ihm zeigen konnte, dass ich trotz der Fehlwürfe in der ersten Halbzeit noch über genügend Patronen verfüge, die ich dann nach der Pause abgefeuert habe. Ich bin stolz, dass er das mitverfolgen konnte. Es zeigt, dass man als Schütze nie aufgeben und immer an sich glauben sollte", erläuterte Dorell Wright, der seine Frau und die beiden Jungs, die ihm nicht nach Europa gefolgt sind, vermisst: "Es ist schon schwer, wenn du deine Familie zehn Monate nicht siehst. Wenn dann jemand aus der Familie hier ist, gibt dir das einen Energieschub. Es ist schön, Delon zeigen zu können, was ich hier tue. Aber er ist jung, will sein Leben genießen und zieht jetzt weiter."
Das wird den 32-Jährigen am Samstag in München aber nicht daran hindern, die Bayern wieder mit seinem bevorzugten Wurf, dem Dreier aus der Ecke des Spielfelds, zur Weißglut zu bringen. Denn Wrights Ziel ist die Meisterschaft: "Wenn du hierher kommst und die vielen Banner an der Decke hängen siehst, dann willst du ein Teil dieses Klubs, dieses Erfolgs werden. Aber das wird nicht einfach. München ist ein großes Team. Es war von Beginn an klar, dass sie auch große Ambitionen haben."