Brose-Krimi mit Happy End
Autor: Udo Schilling
Bamberg, Mittwoch, 11. November 2020
Die Bamberger bleiben in der Champions League nach einer Achterbahnfahrt in Bilbao mit 77:71 in der Erfolgsspur.
Mit einem Dunking zum 71:77 setzte am Dienstagabend David Kravish in der Arena Bilbao den Schlusspunkt unter eine Champions-League-Partie, die für die Basketballer von Brose Bamberg wieder alle Stärken und Schwächen offenbarte.
Brose-Trainer Johan Roijakkers hatte nach der bitteren 75:78-Niederlage zwei Tage zuvor in Hamburg fast ein Déjà-vu-Erlebnis. Nur diesmal hatte sein Team das bessere Ende für sich: "In den letzten Minuten sind wir vor allem defensiv da gewesen, haben einige Stopps bekommen und wichtige Würfe getroffen. Ich muss meinem Team daher ein großes Kompliment machen. Es hat sich diesen zweiten Auswärtssieg sehr verdient."
Wie in der Hansestadt, als die Oberfranken im Schlussviertel eine Elf-Punkte-Führung abgegeben haben und unterlagen, vergeigten sie diesmal ein Zwölf-Zähler-Polster (63:51, 31. Minute). Binnen fünf Minuten hatten die von Jaylon Brown (17 Punkte) angetriebenen Basken zum 65:65 ausgeglichen.
In dieser Phase übernahm Chase Fieler (14 Punkte, 3 Rebounds, 3 geblockte Würfe) für Bamberg in der Offensive Verantwortung, und in der Abwehr sicherten sich die Gäste die entscheidenden Abpraller. Nach drei Freiwurfpunkten von Fieler und Dominic Lockhart ließ der Amerikaner zweieinhalb Minuten vor Schluss den einzigen Dreier in der zweiten Hälfte zum 65:71 durch die Reuse rauschen.
Licht und Schatten wechseln
Als Bilbaos Center Ondrej Balvin nach einem vergebenen Wurf moserte und sich ein technisches Foul einhandelte, vergrößerte Neuzugang Devon Hall den Vorsprung auf sieben Zähler. Die Achterbahnfahrt ging in der Crunch-Time weiter. Dem Dunking von Kravish zum 74:67 folgten Ballverluste von Hall und Bennet Hundt, der 19 Sekunden vor Schluss per Freiwurf zum 75:71 zumindest für etwas Erleichterung sorgte.
An den Schwachpunkten im Brose-Spiel kann Roijakkers nach einem trainingsfreien Donnerstag bis zum nächsten Spiel am 20. November in Crailsheim arbeiten. Die Bamberger Bundesliga-Heimpremiere am Samstag wurde ja (wie gemeldet) wegen Corona-Fällen im Chemnitzer Team vertagt.
Bilbao nutzt Schwächen nicht
Erneut waren - wie in Hamburg - die Anzahl der Ballverluste (18) und die dem Gegner gestatteten Offensivrebounds (19) zu hoch. Ein besserer Gegner hätte dies sicherlich konsequenter genutzt, doch auch die Basken gingen wenig sorgsam mit dem Spielgerät um (14 Ballverluste) und trafen ihre Würfe aus dem Feld lediglich mit einer 36-prozentigen Quote. Von der Dreierlinie fanden bei Bilbao gar nur vier von 24 Versuchen (17 Prozent) ihr Ziel, wozu der Ex-Bamberger Arnoldas Kulboka (1 von 9) wesentlich beitrug.
So konnte sich Roijakkers zumindest über die über weite Strecken stabile Abwehr freuen, die sieben Ballgewinne verzeichnete - und natürlich über den Sieg: "In Europa auswärts zu gewinnen, ist nie einfach. Bilbao hat uns 40 Minuten Probleme gemacht, auch wenn es zu Beginn nicht so ausgesehen hat." Damit meinte der Niederländer die guten ersten 15 Minuten, als sein Team mit 33:15 in Führung gegangen war, den Ball gut bewegte und von außen hochprozentig traf (7 von 15). Der Brose-Trainer weiß aber um die Reboundschwäche seines Teams: "So gewinnt man keine Spiele."
Dass es dennoch zum Sieg reichte, freut auch den Topscorer Kravish (18 Punkte): "Als Bilbao in der zweiten Hälfte in der Abwehr angezogen und uns zu schlechten Aktionen gezwungen hat, sah man deren Qualität. Ich bin aber stolz, dass wir uns da durchgekämpft und noch gewonnen haben." Wenn es am Freitag nächster Woche in Crailsheim für die Brose-Basketballer in der Bundesliga weitergeht, ist auch Kenneth Ogbe wieder dabei. Der bewegliche Flügelspieler fehlte Roijakkers in den letzten beiden Partien als weitere Option an beiden Seiten des Feldes. Der 25-Jährige weilte bei seiner Frau, die inzwischen eine Tochter zur Welt gebracht hat. Mutter und Kind sind wohlauf, hieß es gestern aus Bilbao aus dem Brose-Lager.
Nach dem 100:63-Erfolg vor zwei Wochen in Bologna hat das Brose-Team beste Voraussetzungen, bei noch einem Auswärts- und drei Heimspielen als Gruppenerster oder -zweiter die nächste Runde zu erreichen. Champions League Gruppe FPinar KarsiakaFortitudo Bolognaver.Bilbao BasketBrose Bamberg71:771Brose Bamberg217713442Pinar Karsiaka1817223Bilbao Basket214315824Fortitudo Bologna1631001Dienstag, 8. Dezember, 20 Uhr: Brose BambergPinar Karsiaka