Brose-Kapitän Zisis: Die Fans verdienen ein Meisterteam
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Freitag, 01. Juni 2018
Brose-Kapitän Nikos Zisis blickt auf den schwierigsten Tag seiner Karriere in Bamberg zurück und will in der nächsten Saison auf jeden Fall wieder neu angreifen.
Nikos Zisis, die Basketball-Legende, die in Europa alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt - und deshalb respektvoll "Lord of the rings" genannt wird, ist nach dem Halbfinal-Aus gegen die Bayern traurig, enttäuscht. Aber der Kapitän der Bamberger Brose-Basketballer blickt nach einer schwierigen Saison auch in die Zukunft und hofft, dass für die großartigen Fans in Freak City bald wieder bessere Zeiten anbrechen. Im Interview blickt der 34-Jährige, der auch in schwierigen Situationen stets Rede und Antwort stand, auf die Saison ohne Titel zurück.
Wie beurteilen Sie das letzte Spiel gegen die Münchner?
Wir haben alles gegeben. Daraus resultierte, dass wir am Ende nicht mehr in der Lage waren, unsere klare Linie, die wir das ganze Spiel über verfolgten, am Ende nicht aufrechterhalten konnten. Wir leisteten uns im dritten und vierten Viertel Fehler in der Defensive. Dennoch besaßen wir genügend offene Würfe, das Spiel zu gewinnen. Wir brauchen uns aber nicht den Vorwurf machen, dass wir nicht alles versucht haben.
Wie fällt Ihre Saisonbilanz aus?
Im Allgemeinen waren das ein schweres Jahr für uns. Ich bin jetzt drei Jahre hier. Nach zwei tollen Jahren mit viel Kontinuität mussten wir viele neue Spieler integrieren und eine neue Chemie finden. Ich habe erwartet, dass es schwer wird. Dann wurde Andrea Trinchieri, der hier sehr erfolgreich gearbeitet hatte, gefeuert - Luca Banchi übernahm. Aus meiner Sicht hat er einen großartigen Job gemacht und versucht, die Situation zu drehen. Er hat die Mannschaft positiv beeinflusst. Trotz all der Probleme, der Verletzungen, des Erwartungsdrucks hier in Bamberg haben wir gekämpft und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Wir haben eine tolle Serie gegen Bonn gespielt. Der Sweep gegen diese starke Mannschaft beweist das. Aber in München sind wir zweimal ohne jeden Kampf deklassiert worden. Ich sah trotzdem vor dem vierten Spiel eine gute Möglichkeit, dass wir eine fünfte Partie in München erzwingen können, obwohl die Bayern natürlich der hohe Favorit waren. Wir haben alles gegeben, fanden die Spieler, die normalerweise am Ende ihre Würfe treffen. Aber im Basketball ist das so: Wenn du die Würfe triffst, gewinnst du, wenn nicht, gehst du als Verlierer vom Feld.
Kann man irgendjemandem einen Vorwurf machen?
In meiner Rolle als Kapitän möchte ich den Fans danken. Sie waren immer hier, obwohl wir ihnen in dieser Saison viele bittere Momente beschert haben. Es gab so viele Höhen und Tiefen, aber ich bin der Meinung, dass die Mannschaft alles gegeben hat, was aufgrund der Umstände möglich war. Nur die Spiele in München - speziell das dritte - waren grauenvoll. Ich habe hier mehr als 200 Partien absolviert, aber so etwas noch nie erlebt. Ich konnte danach die ganze Nacht nicht schlafen. Es war der schwierigste Tag in meiner Karriere hier in Bamberg.
Wie soll es weitergehen?
Wir werden uns jetzt noch einmal zusammensetzen und über vieles sprechen, den Coach, über Spieler, die Vertrag haben oder auch nicht. Für mich persönlich ist klar, Bamberg ist meine Stadt, ich will hier bleiben und meinen Vertrag erfüllen. Es gibt hier so viele Leute, die Vertrauen in mich setzen. Ich will ihnen nächste Saison zeigen, dass auch ich besser spielen kann. Meine Kinder fühlen sich hier in der Schule sehr wohl. Ich sage ehrlich, mein Herz schlägt für Brose, das habe ich auch meiner Frau gesagt. Aber du weißt nie, was passiert. Ich glaube, dass es in diesem Sommer viele Veränderungen geben wird.
Was ist notwendig, damit Freak City wieder feiern kann?
Du kannst nicht jedes Jahr den Titel holen. Wenn du verlierst, lernst du erst zu schätzen, was du in der Vergangenheit gewonnen hast. Eines ist klar: Das Management, die Mannschaft und alle im Umfeld müssen zusammenhalten und das Beste geben, um Trophäen zu gewinnen. In diesem Jahr haben wir alle keinen guten Job gemacht - jeder in seinem Bereich. Jeder ist für den Erfolg und jeder ist für den Misserfolg verantwortlich. Alle müssen jetzt nach vorne blicken, denn diese großartigen Fans haben es verdient, in Zukunft wieder ein Meisterteam zu sehen.
Die Fragen stellte Klaus Groh.