Brose Baskets sind geschockt
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Montag, 13. April 2015
Die Enttäuschung über das verlorene Pokal-Finale in Oldenburg sitzt bei den Bambergern tief - jetzt gilt es, die Lehren daraus zu ziehen.
Die Bamberger Basketballer, die seit 2005 sechs Meisterschaften und drei Pokalsiege feiern durften, stehen auch für hervorragende Nachwuchsarbeit. Die Früchte dieser Arbeit ernteten beim Top-Four-Turnier um den deutschen Pokal aber andere: Mit Philipp Neumann und Maurice Stuckey sorgten ausgerechnet zwei Talente, die in Bamberg ausgebildet wurden, dafür, dass die Brose Baskets den ersten Tiefschlag in dieser Saison verdauen mussten. Stuckey versenkte die entscheidenden Dreier beim Oldenburger 72:70-Pokal-Triumph gegen seinen Ex-Klub, und Neumann setzte am Ende mit seiner Energie die letzten Nadelstiche.
Stuckey und Neumann feiern
"Dieses Wochenende war für uns eine Frage von purem Kampf und Willen. Wir sind hier zu Hause und mussten nur zwei Spiele gewinnen - und das haben wir getan. Wir wollten das Ding einfach, und jetzt haben wir es.
Mit 64:56 führten die Gäste sechs Minuten vor dem Ende und sahen bereits wie der sichere Sieger aus. "Wir haben Stuckey zwei Dreier ermöglicht, das war ein Grund für die Niederlage. In so einem Do-or-die-Spiel zählt jeder Ballbesitz. Wir haben in der Offensive schlechte Entscheidungen und unsere Würfe nicht getroffen. Unsere Dreierquote war schlecht - obwohl wir teilweise freie Würfe hatten. Das war der zweite Grund", analysierte Bambergs Trainer Andrea Trinchieri die Schlussphase, in der seine Mannschaft nicht als solche auftrat und ihr Heil nur noch in Einzelaktionen suchte.
Und wie geht's jetzt weiter? "Wir haben zwei Türen vor uns: Eine auf der rechten Seite, die bedeutet, wir heilen die Wunden als Team. Oder die andere, wir scheitern als Individualisten, weil wir die Lektion nicht gelernt haben. Im Leben eines Spielers muss es immer die Möglichkeit geben, eine Lösung zu finden. Wir sind hingefallen und müssen wieder aufstehen. Das Spiel hat eine Wunde hinterlassen, die blutet. In wenigen Tagen wird ein Narbe daraus. Das Ziel ist, nicht zu vergessen, warum wir diese Narbe haben. Wenn du viele Narben hast, bist du ein Routinier und weißt, wie man ein Spiel wie dieses am Ende kontrolliert", fordert Trinchieri einen schnellen Lernprozess. Denn schon am Freitag (20 Uhr) steht beim deutschen Meister Bayern München die nächste Bewährungsprobe auf dem Programm.
Wanamaker: erster Titel ist weg
"Wir waren einfach nicht so effizient wie am Abend zuvor gegen Berlin. Der Unterschied war, die Oldenburger haben am Ende die entscheidenden Würfe getroffen, wir nicht. Deshalb haben sie sich den Sieg verdient. Das war ein Spiel der Läufe - der letzte ist den Oldenburgern gelungen. Das ist eine sehr bittere Niederlage. Wir wollten diesen Sieg so sehr, haben hart dafür gearbeitet. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, einen Titel zu holen. Der erste ist weg, hoffentlich machen wir es in der Bundesliga besser", war Bambergs Kapitän Brad Wanamaker die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Sowohl beim 86:65-Halbfinal-Sieg gegen Alba Berlin (22 Punkte) als auch gegen Oldenburg (19) führte er sein Team an.
Mit der Schlusssirene besaß Dawan Robinson die Chance, das Blatt doch noch zu Gunsten der Bamberger zu wenden, doch sein Dreier war zu kurz, der Ball prallte vom Ring zurück ins Feld. "Am Ende ist das Momentum auf die Seite der Oldenburger umgeschlagen. Sie haben wichtige Würfe getroffen. Jetzt muss es uns gelingen, den Kopf wieder hoch zu kriegen", so der 33-jährige Spielmacher. Ein entscheidender Faktor war für ihn, das Janis Strelnieks in der entscheidenden Phase nicht mehr auf dem Feld stand: "Die Tatsache, dass Janis mit fünf Fouls runter musste, hat uns hart getroffen." Der Lette führte lange Zeit klug Regie und nutzte seine Chancen eiskalt (16 Punkte). In der Schlussphase verstrickten sich seine Mitstreiter nur noch in Einzelaktionen, anstatt den Ball zu bewegen - und bekamen dafür die Quittung. Die Silbermedaille wollte sich bei der anschließenden Ehrung keiner der Bamberger umhängen.
Für den neutralen Beobachter war dieser Final-Krimi als Einstimmung auf den Franken-Tatort beste Werbung für den Basketball-Sport. Bei frühlingshaften Temperaturen verfolgten aber dennoch nur 280 000 Fernsehzuschauer am Weißen Sonntag die Live-Übertragung im ZDF und die Siegesfeier mit den den Ex-Bambergern Neumann und Stuckey.