Brose Baskets gegen Alba - zwei unzufriedene Trainer prallen aufeinander
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Freitag, 11. Dezember 2015
Bambergs Trainer Andrea Trinchieri nimmt die Pleite in Tel Aviv auf seine Kappe und muss seine Jungs vor dem Bundesliga-Gipfel in Berlin wieder aufrichten. Aber auch Alba-Coach Sasa Obradovic war zuletzt mit seiner Mannschaft unzufrieden.
Mit den eigenen Waffen geschlagen - auf diesen einfachen Nenner lässt sich die 65:85-Niederlage der Brose Baskets am späten Donnerstagabend in Tel Aviv bringen. Aggressive Verteidigung und eine hochprozentige Dreier-Treffer-Quote sind normalerweise die Markenzeichen des deutschen Basketball-Meisters - doch diese Tugenden ließen die Bamberger beim Euroleague-Auftritt in der israelischen Hafenstadt komplett vermissen. Im Bundesliga-Schlagerspiel am Sonntag (17 Uhr) in Berlin müssen sich die Brose Baskets wieder auf ihre Stärken besinnen, wenn sie in der Mercedes-Benz-Arena gegen die punktgleichen Albatrosse die Tabellenführung verteidigen wollen.
Den Maccabi-Assen war von der ersten Sekunde an anzumerken, dass sie ihre zuletzt oft enttäuschten Fans versöhnen und die kleine Chance, zum 17. Mal in Folge die Top-16-Runde der Königsklasse zu erreichen, unbedingt am Leben erhalten wollten. "Es regnete Dreier", wie es Bambergs Trainer Andrea Trinchieri immer gewohnt blumig auszudrücken pflegt. 16 Mal trafen Sylven Landesberg (5 von 7) und seine Mitstreiter bei 25 Versuchen (Trefferquote 64 Prozent) von jenseits der 6,75-Meter-Linie. Am letzten Sonntag bei der 100:87-Gala-Vorstellung gegen Bayern München präsentierten sich die Brose Baskets diesbezüglich mit 15 von 22 sogar noch vier Prozentpunkte besser als Maccabi - doch von dieser Form waren die Bamberger in Tel Aviv meilenweit entfernt.
"Glückwunsch an Maccabi zu einem mehr als verdienten Sieg. Sie spielten mit Energie und trafen viel von Außen. Wir waren nicht bereit dagegenzuhalten. Ich habe einen schlechten Job gemacht, denn ich habe es nicht geschafft, meine Spieler auf eine Partie in dieser Arena einzustellen", nahm Trinchieri die Niederlage nachher auf seine Kappe. In einer Auszeit während des Spiels hatte er seine Jungs aber sogar daran erinnert, dass sie Geld dafür bekommen, solche Begegnungen zu bestreiten. "Wir hatten einen sehr schwachen Abend. Maccabi hat uns aber auch dazu gezwungen. Wir kamen mit den Eindrücken nicht zurecht, spielten richtig schlecht in der Defensive und langsam im Angriff. Ich hoffe für Maccabi, dass sie sich noch ein paar Dreier für das letzte Spiel aufgehoben haben, denn da werden sie sie brauchen", betonte Trinchieri hinsichtlich der entscheidenden Partie von Tel Aviv bei Darussafaka Istanbul in der nächsten Woche. Dann benötigt das Team des neuen Trainers Zan Tabak einen Sieg mit zwölf Punkten Differenz, um die Türken noch von Platz 4, der das Weiterkommen garantiert, zu verdrängen.
Die Brose Baskets, die schon seit zwei Wochen für die Zwischenrunde qualifiziert sind, beenden die erste Gruppenphase - unabhängig vom Ausgang des letzten Spiels am Donnerstag (20 Uhr) gegen Dinamo Sassari - auf Platz 3, nachdem Malaga mit 7:2 Siegen von den Bambergern (5:4) nicht mehr vom zweiten Platz zu verdrängen ist.
Am Freitag um 4.30 Uhr in der Früh hob bereits der Bamberger Flieger von Tel Aviv in Richtung Berlin ab. In der Hauptstadt gilt es von Brose-Seite bis zum Sonntag die Schläfrigkeit in der Verteidigung abzulegen, denn Alba glänzte am letzten Sonntag in Frankfurt mit einer 50-prozentigen Dreierquote (11 von 22) und beendete mit dem 95:82-Erfolg eine Niederlagenserie von fünf Partien. Im Eurocup musste sich die Mannschaft von Trainer Sasa Obradovic allerdings am Mittwoch auf Gran Canaria knapp mit 78:83 geschlagen geben und benötigt nun am Mittwoch gegen Brindisi einen Heimsieg, um in der Gruppe A Platz 4 zu verteidigen und in diesem zweithöchsten europäischen Wettbewerb zu überwintern.
"Am Sonntag geht es um den ersten Platz in der BBL. Auch Alba hat eine sehr gute Mannschaft, die hervorragend in die Saison gestartet ist. Sie haben mit Taylor und Cherry ein richtig gutes Aufbau-Duo. Doch wir sind bereit, wollen gut verteidigen und mit all unserer Kraft dagegenhalten", weiß Bambergs Kapitän Brad Wanamaker, dass in Berlin keine vorzeitigen Weihnachtsgeschenke verteilt werden. Sein Duell gegen Will Cherry, der in den Kategorien Punkte, Rebounds, Assists, Ballgewinne und Effektivität Albas Bester ist, verspricht spannend zu werden.
Interessant wird sicher auch das Duell der Trainer: Sasa Obradovic, der in Frankfurt mit zwei technischen Fouls aus der Halle flog, agiert an der Seitenlinie ähnlich emotional wie Bambergs Vulkan Andrea Trinchieri, der auch schnell einmal ausbricht, wenn seine Jungs nicht so funktionieren, wie er sich das vorstellt.