Brose Bamberg: Wiedersehen mit Kameron und Bryce Taylor in Hamburg
Autor: Maximilian Glas
Bamberg, Donnerstag, 05. November 2020
Zum Ligastart am Sonntagnachmittag gastiert das Team von Trainer Johan Roijakkers bei den ambitionierten Hamburg Towers. Bryce Taylor könnte ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub sein Comeback nach seiner Achillessehnenverletzung geben.
Der Name Taylor lässt die Hamburg Towers nicht los. Nachdem der Vertrag mit Aufstiegstrainer Mike Taylor nach einer enttäuschenden ersten Bundesliga-Saison nicht verlängert worden war, schnappten sich die Hamburger im Sommer zwei andere Taylor.
Beide, Bryce und Kameron, liefen zuletzt für Brose Bamberg auf. Und wie es der Zufall will, kommt es bereits am ersten Bundesliga-Spieltag am Sonntag um 15 Uhr (live bei Magentasport) in der leeren Hamburger edel-optics.de-Arena zum Wiedersehen mit ihrem alten Arbeitgeber.
Ob beide Taylor dabei auch im Towers-Kader stehen werden, ist noch ungewiss. Bryce Taylor hat erst kürzlich sein Aufbautraining nach seiner Achillessehnenoperation im Februar abgeschlossen. Am Dienstag absolvierte er nach einem Dreivierteljahr sein erstes komplettes Mannschaftstraining. Bestens angekommen in der Mannschaft ist bereits sein Namensvetter. Kameron Taylor punktete in allen Testspielen zweistellig, war viermal Hamburgs bester Werfer. "Coach Pedro Calles hat mich als Führungsspieler geholt. Und ich möchte auf und abseits des Feldes immer mit gutem Beispiel vorangehen. Das fängt im Training an und soll sich auch in den Spielen fortsetzen", sagt der 26-Jährige, dessen ursprünglich bis 2021 gültiger Vertrag in Bamberg im Juli per Ausstiegsoption aufgelöst wurde.
Die aus Bamberger Sicht enttäuschend verlaufene Spielzeit 2019/20 beurteilt Kameron Taylor mit etwas Abstand pragmatisch: "Wir haben alles versucht, den Umschwung zu schaffen. Wir haben einige enge Spiele verloren. So ist der Sport, manchmal gewinnt man, manchmal verliert man." Aus dem letztjährigen Brose-Team stehe Kameron Taylor vor allem mit seinen Landsleuten Paris Lee (jetzt Orleans Basket) und Tré McLean (Peristeri BC) noch im regelmäßigen Austausch.
Radikalumbruch auch bei Towers
Genauso radikal wie in Bamberg fiel der personelle Umbruch in Hamburg aus. Bis auf das Guard-Talent Justus Hollatz und Center Marvin Ogunsipe wurde der Towers-Kader runderneuert - inklusive des Trainers. Den von mehreren ambitionierten Klubs umworbenen Pedro Calles zog es nach zwei Jahren als Cheftrainer bei Rasta Vechta 180 Kilometer gen Nordosten. "Pedro will, dass wir zu jeder Zeit mit voller Energie dabei sind und jederzeit alles geben. Fehler können passieren, aber solange wir mit 100 Prozent bei der Sache sind, ist alles gut", sagt Kameron Taylor.
Eine Beschreibung, die auch auf den Bamberger Coach Johan Roijakkers zutreffen würde. Auch in der Spielphilosophie gibt es Parallelen zwischen dem Spanier und dem Niederländer. Vechta und Göttingen gehörten nicht nur vergangene Saison zu den wurffreudigsten Teams von der Dreierlinie (je 29 Versuche pro Spiel). Mit dem Flügelspieler Terry Allen (41 Prozent Dreierquote) hat sich Calles sogar einen letztjährigen Schützling von Roijakkers geangelt.
Neben diesem und den beiden Taylors weisen auch noch "Verteidigungsminister" Max DiLeo, den Calles aus Vechta mitbrachte, und Hans Brase (aus Ludwigsburg) Bundesliga-Erfahrung auf. Die Hauptoption im Angriff neben Kameron Taylor ist der 29-jährige Flügelspieler und Dreierspezialist Jordan Swing, der bereits sieben Stationen in Europa hinter sich hat, zuletzt zwei Jahre in Israel. Für Talent Hendrik Drescher ist die Saison wegen eines Kreuzbandrisses bereits gelaufen.
Roijakkers traut Hamburg viel zu
Das Credo von Coach Calles, "attraktiven und schnellen Basketball zu spielen", setzte sein Team mit sieben Testspielsiegen in Folge (unter anderem 100:63 gegen Würzburg und 100:90 gegen Oldenburg) beeindruckend um. "Hamburg ist eine Mannschaft, die in diesem Jahr um die Top-Vier-Plätze spielen kann", glaubt Roijakkers.
Dass die Generalprobe vor dem Pflichtspielstart mit 74:94 gegen Oldenburg danebenging, dürfte den Verantwortlichen in puncto Erwartungshaltung gar nicht Unrecht sein. Towers-Sportchef Marvin Willoughby hatte im Vorfeld der vergangenen Saison das Wort Play-offs in den Mund genommen, davon waren die Hamburger mit drei Siegen aus 20 Spielen aber weit entfernt. Dass die Hanseaten die abgebrochene Hauptrunde als Tabellenletzter abschlossen, hatte zur Folge, dass sie nicht für die Pokal-Vorrunde qualifiziert waren. "Hamburg hat dadurch ewig Zeit gehabt, sich auf uns vorzubereiten. Die sind sehr heiß und werden mit voller Energie rauskommen und das müssen wir matchen", sagt Bambergs Aufbauspieler Bennet Hundt. "Es darf uns nicht wie gegen Ludwigsburg passieren, dass wir aufs Feld kommen und nicht bereit sind."
Dass es das neu formierte Brose-Team deutlich besser als bei der 72:99-Niederlage gegen die Schwaben kann, zeigte es bereits zwei Tage später beim 100:63-Erfolg in der Champions League bei Fortitudo Bologna. Nach dem Mammutprogramm mit drei Pflichtspielen innerhalb von 72 Stunden stand für Bamberg in den vergangenen zehn Tagen nur Schwitzen in der Trainingshalle an - seit Dienstag auch mit Neuzugang Devon Hall. Dieser soll bereits in Hamburg - vorausgesetzt die Spielgenehmigung trudelt pünktlich ein - sein Debüt geben. Bei den Gastgebern steht ein Fragezeichen hinter den Einsätzen von Bryce Taylor und Hans Brase (Knieprobleme). Center Maik Kotsar (Schulterprobleme) und der kleinste Spieler der Liga, TJ Shorts (1,75 Meter, Knöchelverletzung), wurden im letzten Testspiel geschont, sollten aber beim Ligastart dabei sein.