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Brose Bamberg steht vor riesiger Herausforderung


Autor: Klaus Groh

Bamberg, Mittwoch, 21. Sept. 2016

Der deutsche Meister bestreitet schon bis Weihnachten 30 Pflichtspiele.
Trainer Andrea Trinchieri hat zwar immer was zu meckern, dennoch blickt er der Mammutsaison zuversichtlich entgegen. Foto: Daniel Löb


64 Spiele stehen für die Basketballer von Brose Bamberg vom 23. September bis zum 1. Mai auf dem Programm - "das sind 2,2 Partien pro Woche", hatte Geschäftsführer Rolf Beyer vor der offiziellen Saisoneröffnung im neuen Brose-Hauptquartier in Bamberg errechnet. "So etwas habe ich noch nicht gesehen. Es ist wie eine NBA-Saison, nur nicht mit den Annehmlichkeiten eines NBA-Teams wie zum Beispiel einem privaten Flugzeug und all den anderen Dingen, die man dort hat", betont Andrea Trinchieri. Dennoch ist dem Erfolgstrainer nicht bange: "Wir haben eine tolle Mannschaft. Ich bin zufrieden und kann ruhig schlafen. Wir verfügen über zwei Teams in einem." Jetzt muss der Italiener nur noch die richtige Mischung finden und seine drei deutschen Nationalspieler Theis, Heckmann und Lo, die erst am Dienstag ins Mannschaftstraining eingestiegen sind, schnell in sein erfolgreiches Ensemble, das alle sechs Testspiele erfolgreich absolviert hat, integrieren. Denn am Freitag um 19 Uhr steht vor heimischem Publikum gegen die Skyliners aus Frankfurt das erste Pflichtspiel auf dem Programm.
Mit Ausnahme von Brad Wanamaker, der nicht zu halten war und bei seinem neuen Klub Darussafaka Istanbul über zwei Millionen Euro pro Jahr verdienen soll, blieb das erfolgreiche Brose-Ensemble zusammen - und wurde zudem noch hochkarätig ergänzt. Mit dem erfahrenen Fabien Causeur verpflichteten die Bamberger einen variablen Spielmacher, der höchsten Ansprüchen genügt. Der 29-jährige Franzose unterstrich in der Vorbereitung bereits eindrucksvoll, dass er in der Lage ist, die Mannschaft zu führen, aber auch in der Verteidigung und im Angriff Akzente zu setzen. Im Gegensatz zum Kraftpaket Wanamaker glänzt Causeur mit spielerischer Finesse und seiner Abgeklärtheit.


Teamgedanken verinnerlicht

"Was ist ihnen lieber - ein Ferrari oder ein Porsche?", antwortet Trinchieri auf die Frage, ob die beiden Spielertypen zu vergleichen sind. Der Erfolgstrainer freut sich aber auch über die Verpflichtung von Center Vladimir Veremeenko, zumal Leon Radosevic aufgrund seiner Fußoperation wohl noch einige Wochen pausieren muss. Der Weißrusse sorgt nicht nur in der Umkleidekabine für gute Stimmung, sondern auch auf dem Spielfeld. "Meine Rolle sehe ich darin, Rebounds zu holen, gute Blocks zu setzen und alles für das Team zu tun", hat der bewegliche 2,11-Meter-Mann den Mannschaftsgeist, der die Bamberger so stark macht, schnell verinnerlicht.
"Wir müssen in der Bundesliga nichts mehr beweisen. Wir haben die vergangene Saison mit 40 Siegen und drei Niederlagen abgeschlossen, mit drei Sweeps in den Play-offs. Und wir müssen auch keinem Rekord nachjagen", erwartet Trinchieri in dieser Saison im deutschen Oberhaus aufgrund der Doppelbelastung, die größere Spielerrotationen zur Folge haben wird, mehr Niederlagen. "Wir haben einige junge Spieler, die wir in die wilde See werfen werden. Denn man kann nicht erwarten, dass ein Spieler in sieben Monaten konstant 64 Spiele bestreitet", betont der Italiener. In der Vorbereitung bekamen vor allem Aufbauspieler Aleksej Nikolic und Center Leon Kratzer viel Spielzeit und zeigten dabei, dass sie bestehen können.
"Wir sind mit unserem Budget sicher nicht schlecht unterwegs in Deutschland, aber wir sind dennoch noch lange nicht auf dem Niveau, dass wir uns mit ZSKA Moskau, Real Madrid oder Fenerbahce Istanbul messen können", betont Geschäftsführer Beyer und ergänzt: "Deshalb müssen wir andere Faktoren einbauen. Es ist im Kader mit das Wichtigste, dass die Menschen zusammenpassen. Einer, der egoistisch ist, vergiftet den Brunnen. Und das können wir uns nicht erlauben."
Als Ziel gibt Beyer die Verteidigung des Titels aus, da "nach jetzigen Erkenntnissen die Qualifikation für die Euroleague nur über die Meisterschaft führt. Insofern definieren sich bestimmte Dinge von alleine. Es wäre aber vermessen, schon über ein Top 8 in der Königsklasse zu reden. Wir stehen vor einem ganz anderen Format als in der letzten Saison. 16 Mannschaften, 30 Spiele, 34 Bundesliga-Partien in der Zeit von Ende September bis Anfang April. Da kann ich überhaupt noch nicht abschätzen, was da passiert. Ich hoffe, dass wir unseren Heimvorteil in Bamberg und zweimal auch in Nürnberg verteidigen können. Ich bin davon überzeugt, dass uns das ganz gut gelingen kann. Und dann schauen wir mal weiter, was auswärts möglich ist."
Vor der Kür steht aber die Pflicht: In den fünf Bundesliga-Partien vor dem Start in die Euroleague gilt es, das Fundament für eine erfolgreiche Saison zu legen.


Kommentar
Bamberger sind gerüstet

Ganze drei Niederlagen kassierten die Brose-Basketballer in der letzten Bundesliga-Saison, marschierten in den Play-offs mit makelloser Bilanz zum achten deutschen Meistertitel. Und auch in der Euroleague sorgte die Trinchieri-Truppe für Furore, verpasste nur hauchdünn die Viertelfinal-Play-offs.
Kein Wunder, dass ganz Europa die Bamberger Stars jagte - umso bemerkenswerter ist es deshalb, dass die wohl beste Vereins-Mannschaft, die jemals die deutschen Farben vertreten hat, bis auf ihren Kapitän Brad Wanamaker zusammengeblieben ist. Topspieler wie Darius Miller und Janis Strelnieks entschieden sich sogar, Brose Bamberg längerfristig die Treue zu halten. Neben der fürstlichen Entlohnung waren dafür auch die Perspektiven und die immer wieder betonte Team-Chemie im deutschen Vorzeigeklub verantwortlich.
Dass die Bamberger mit einem eingespielten Team in das Abenteuer mit insgesamt 64 Bundesliga- und Euroleague-Partien allein in der regulären Saison starten, ist ein Vorteil. Doch niemand kann vorhersagen, wie sich diese Belastung auswirkt. Sonntag, Dienstag, Donnerstag, Sonntag - einmal pro Monat stehen für den deutschen Meister gleich vier Begegnungen und immense Reisestrapazen innerhalb von acht Tagen auf dem Programm. Es wird sicher die eine oder andere Niederlage mehr geben, doch am Ende wird wieder in Freak City gefeiert - da lege ich mich fest.

Bei den Bayreuthern sind alle Ausländerstellen neu besetzt

In den letzten Jahren stets mit großen Ambitionen in die Saison gestartet, endeten die meisten Spielzeiten für Medi Bayreuth ernüchternd. Die Saison 2015/16 bildete da die Ausnahme. Als Tabellenzwölfter mussten die Bayreuther einmal nicht bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern. Dennoch war für Michael Koch als Trainer Schluss. "In der letzten Saison haben wir uns stabilisiert. Jetzt wollen wir uns im Mittelfeld der Liga etablieren", sagt Medi-Geschäftsführer Phi-lipp Galefski. Ein klarer Auftrag für Kochs Nachfolger Raoul Korner, der bei seinem bisherigen Verein Löwen Braunschweig keine sportliche Perspektive mehr sah. Diese glaubt der Österreicher in Bayreuth gefunden zu haben. "Ich glaube, dass in der Organisation noch unheimlich viel Potenzial schlummert, und ich freue mich riesig darauf mitzuarbeiten, eben genau dieses Potenzial hervorzubringen", sagte Korner bei seinem Amtsantritt.
Während der neue Coach die Ausländerpositionen mit den Guards Kyan Anderson (Aalstar), Joseph Trey Lewis (University of Louisville), den Forwards De'Mon Brooks (Tortona) und Nate Linhart (Saragossa) sowie Center Assem Marei (Siauliai) komplett neu besetzt hat, gesellen sich zum deutschen Stamm um Nationalspieler Bastian Doreth, Andreas Seifert und Steve Wachalski die jungen Neuzugänge Robin Amaize (Braunschweig), Moritz Trieb (Nördlingen) und Nils Dejworek (Gotha), die das Bayreuther Konzept "Heroes of Tomorrow" mit Leben füllen sollen.
Der Medi-Kader scheint stark genug zu sein, nicht in den Kampf gegen den Abstieg hineingezogen zu werden, zumal die Bayreuther die sechste Ausländerstelle noch nicht besetzt haben und sie entsprechend reagieren können, wenn Handlungsbedarf besteht. Dementsprechend selbstbewusst formulierte Korner das Saisonziel: "Wir wollen möglichst schnell vom unteren Strich der Tabelle wegkommen und den oberen Strich nicht aus den Augen verlieren. Wir wollen ,overperformen', heißt: Wir wollen das ein oder andere Team, das bessere Möglichkeiten hat als wir, in der Tabelle hinter uns lassen. Und wir wollen kein Team an uns vorbeiziehen lassen, bei dem wir denken, dass wir eigentlich davor sein sollten." Für Galefski heißt "overperformen" im Hinblick aufs Oberfrankenderby auch: "Diesmal ist Bamberg in unserer Halle fällig."

Die Würzburger setzen sich das Ziel Play-off-Teilnahme

Den Würzburgern, die in der letzten Saison als Aufsteiger mit dem Erreichen der Play-offs für eine Überraschung sorgten, ist es gelungen, den Kern der Mannschaft zu halten. Einen gravierenden Wechsel gab es auf der Spielmacher-Position: Der Ex-Bayreuther Jake Odum übernimmt die Schlüsselposition von Dru Joyce.
Geschäftsführer Steffen Liebler umreißt die Ziele für die nähere Zukunft: "Wir wollen uns langfristig im oberen Drittel der Tabelle etablieren, dafür ist eine neue Halle unabdingbar. Wann die aber kommt, kann ich noch nicht sagen." In der zweiten Serie nach dem Wiederaufstieg will das Team auch im Mai noch dabei sein, wenn es in die entscheidende Saisonphase geht. "Unser klares Ziel ist es, wieder die Play-offs zu erreichen. Dabei wäre es natürlich besser, auf Platz 7 als auf Rang 8 einzulaufen, wenn ich an die letzte Saison denke. Da sind wir von den Bambergern ganz schön verprügelt worden. Diese Play-off-Runde hätte ich mir lieber erspart. "
Trainer Doug Spradley freut sich vor allem über die Verpflichtung eines Routiniers, der inzwischen sogar einen deutschen Pass besitzt: "Kresimir Loncar gibt uns sowohl etwas mehr Stabilität unter dem Korb als auch mehr Erfahrung an sich. Dass der Kern zusammengeblieben ist, kann dazu beitragen, dass wir uns als Team weiterentwickeln."
Sechs Tage vor dem Saisonstart gegen die MHP Riesen Ludwigsburg haben die Würzburger den 26 Jahre alten US-Amerikaner James Southerland für die kommenden zwei Monate verpflichtet. Der 2,03 Meter große Power Forward ersetzt den an der linken Hand operierten Marshawn Powell. "Wir sind sehr froh, mit James Southerland so kurz vor dem Saisonauftakt noch einen Spieler mit Europa- und Bundesliga-Erfahrung gefunden zu haben. Marshawn Powell hat in der Vorbereitung eine tragende Rolle gespielt. Das Risiko, längere Zeit ohne Ersatz für ihn auskommen zu müssen, war uns angesichts unseres schwierigen Auftakt-Programms zu hoch", erläutert Geschäftsführer Liebler.
Verzichten müssen die Würzburger längere Zeit auf Basti Betz. Der Ex-Bamberger zog sich eine schwere Knöchelverletzung zu. Für ihn rückt der ehemalige Breitengüßbacher Felix Hofmann aus der ProB-Mannschaft der Würzburger in den Profikader.