Der Kapitän steht am Pranger
Autor: Udo Schilling
Bamberg, Mittwoch, 08. April 2020
Brose Bamberg vereinbart mit seinen Profis und Trainern des Bundesliga-Teams eine Gehaltsreduzierung. Nur einer lehnt nach Vereinsangaben diesen Schritt ab, wird öffentlich kritisiert und schaltet umgehend seinen Anwalt ein.
Bei Brose Bamberg ist trotz der Aussetzung der Bundesliga-Saison Feuer unterm Dach. Anlass ist eine Mitteilung der Bamberger Basketball GmbH, dass die Spieler sowie der Trainerstab und die bei der GmbH als Profis angestellten Akteure vom Farmteam Young Pikes Baunach freiwillig auf 50 Prozent ihres Gehaltes verzichten - nur einer verweigerte nach Vereinsaussage die Zustimmung und wird dafür öffentlich kritisiert.
Mit dem Gehaltsverzicht wolle der Klub auf die durch die Corona-Pandemie drohenden massiven wirtschaftlichen Einschnitte reagieren, heißt es in der Mitteilung. Mit der Belegschaft aus der Verwaltung sowie den Jugendtrainern und der medizinischen Abteilung wurde bereits davor Kurzarbeit null vereinbart. Lediglich wenige Mitarbeiter sowie Mediendirektor Thorsten Vogt arbeiten zu 50 Prozent, teilte Vogt auf Nachfrage mit.
Treffen im Trainingszentrum
Der Vorschlag der 50-prozentigen Gehaltskürzung wurde dem Team von Geschäftsführer Arne Dirks und Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Stoschek Ende vergangener Woche in einem Treffen im Trainingszentrum Strullendorf präsentiert, schriftlich ausgehändigt und um Einwilligung in den folgenden Tagen gebeten. Auch die noch unter Vertrag stehenden und in den USA weilenden Amerikaner Paris Lee, Kameron Taylor und Tré McLean wurden um ihre Zustimmung ersucht. Die Verträge von Darion Atkins und Jordan Crawford wurden bereits aufgelöst.
Am Mittwoch teilte der Klub nun mit, dass alle Spieler, der Trainerstab um Headcoach Roel Moors und der Sportdirektor Leo de Rycke auf die Hälfte ihres Gehaltes verzichten. Arne Dirks, der als leitender Angestellter nicht in Kurzarbeit gehen kann, sieht sich als Teil der Geschäftsstelle und wolle sich solidarisch zeigen. Nur ein Spieler würde dies nicht tun - und den nennt Stoschek auch: "Ich bin allen dankbar, die unsere Basketballgesellschaft in der aktuellen Krise unterstützen und die unvermeidlichen Maßnahmen akzeptieren. Sehr enttäuscht bin ich darüber, dass unser Kapitän Elias Harris seiner Vorbildrolle nicht gerecht wird und als Einziger die Vereinbarung abgelehnt hat."
Harris äußert sich über Anwalt
Harris wollte sich auf Anfrage nur über seinen Medienanwalt Marcel Leeser von der Kölner Kanzlei Höcker äußern. Der sagte bei einem Telefonat nichts zur Sache, da es um arbeitsvertragliche Bestandteile gehe, über die im Allgemeinen Stillschweigen vereinbart sei. "Wie der Arbeitgeber damit umgeht, ist seine Sache", erklärte Leeßen und verwies auf eine schriftliche Mitteilung seiner Kanzlei.
Diese folgte wenig später. Darin ist zu lesen: "Das Statement über meinen Mandanten ist inhaltlich falsch. Mein Mandant ist gerne dazu bereit, auf Teile seines Gehalts zu verzichten. Es muss dabei aber fair ablaufen. Dass unser Mandant für ein rechtmäßiges Verhalten öffentlich an den Pranger gestellt wird, ist eine schwerwiegende Verletzung seines Persönlichkeitsrechts und des Arbeitsvertrags. Weitere Details zum Vertragsverhältnis und zum Verhalten von Brose Bamberg werden wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen."
Es scheint also, dass Harris gegen die Verletzung seines Persönlichkeitsrechts (Rufschädigung kommt wohl in Betracht) juristisch vorgehen könnte, was Leeßen vor Absendung seiner Mitteilung am Telefon jedoch nicht kommentieren wollte. Ebenso wenig, ob die Vereinbarung neben dem Gehaltsverzicht noch weitere Bestandteile aufwies, die Harris dazu bewogen haben könnten, nicht zuzustimmen.