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Brose Bamberg feiert historischen Sieg


Autor: Klaus Groh

Bamberg, Donnerstag, 16. November 2017

Das Brose-Team bezwingt in einer magischen Nacht in Nürnberg den FC Barcelona. Am Freitag steht in Mailand schon die nächste Herausforderung bevor.
Ausgelassen feiern Nikos Zisis (oben), Ricky Hickman (unten links), Dorell Wright (unten rechts) sowie Ali Nikolic und Bryce Taylor den Erfolg. Fotos: Daniel Löb


Im Herbst 1985 verwandelten die Bamberger FC-Basketballer die Stauffenberghalle in ein Tollhaus, als sie in den letzten 20 Sekunden einen 73:79-Rückstand wettmachten und einen nicht mehr für möglich gehaltenen 82:79-Erfolg gegen den SSV Hagen feierten. Ken Sweet und Armin Andres machten dieses sensationelle Comeback möglich, und mit diesem Sieg sicherte sich das Bamberger Team erstmals in der Geschichte den ersten Platz in der Bundesliga.
32 Jahre später waren über 8000 Zuschauer in Nürnberg Zeitzeugen einer weiteren Sternstunde des Bamberger Basketballs: Nach einem unterirdischen ersten Viertel (12:38) und einem 26-Punkte-Rückstand lag der deutsche Meister am Boden - es sprach alles dafür, dass der FC Barcelona das Brose-Team demütigen würde. Doch die verunsicherten Bamberger glaubten an sich, verkürzten bis zur Pause auf 37:49 und setzten im dritten Viertel ihre Aufholjagd fort (62:66). Angetrieben von den fantastischen Fans schwammen die Hausherren plötzlich auf der Erfolgswelle und siegten mit 84:81.
Zunächst hatten Adrien Moerman und Adam Hanga im Schlussviertel noch die richtigen Antworten auf die beiden Dreier von Dorell Wright, der mit 16 Punkten Bambergs Topwerfer war. Doch Ricky Hickman, Augustine Rubit und erneut Wright machten aus dem 68:74-Rückstand bis vier Minuten vor dem Ende eine 75:74-Führung - die kühle Eishalle hatte sich in einen Hexenkessel verwandelt. In der Schlussphase spielte Kapitän Nikos Zisis seine ganze Erfahrung aus, sorgte mit sechs Punkten und seiner Führungsqualität zusammen mit Bryce Taylor, Rubit, Hickman und Leon Radosevic dafür, dass die Katalanen mit dem 81:84 das Parkett als Verlierer verließen.
"Ich glaube nicht an Wunder. Die passen nicht zum Sport, die sind für wichtigere Dinge da. Ich glaube aber, wenn du hart arbeitest und an dich glaubst, kannst du Möglichkeiten schaffen. Und das haben wir heute getan, wir haben Möglichkeiten geschaffen, dieses Spiel zu gewinnen", fühlte sich Brose-Trainer Andrea Trinchieri, der zwei Tage krank im Bett gelegen war, ab 22 Uhr wieder deutlich besser.
Mailand trifft in Valencia 17 Dreier und gewinnt nach zwei Verlängerungen 103:98
Zum Atzen-Song "Hey, hey - das geht ab. Wir feiern die ganze Nacht" herrschte Partystimmung in der Arena, die das Brose-Team aber nicht lange genießen konnte, denn am Donnerstagmittag hob der Flieger bereits in Richtung Mailand ab, wo am Freitag (20.45 Uhr) die nächste Herausforderung wartet.
Auch die Nord-Italiener, die das Tabellenende zieren, sorgten am Mittwoch mit dem 103:98-Sieg nach zweimaliger Verlängerung in Valencia für eine Überraschung. Neuzugang Curtis Jerrells (30 Punkte), der Ex-Frankfurter Jordan Theodore (20) und Andrew Goudelock (17) trugen dabei die Hauptlast in der Offensive und steuerten elf der insgesamt 17 Dreier zum Sieg bei.
Bryce Taylor: Die Fans waren einfach unglaublich
Bryce Taylor (Brose-Flügelspieler): "Dieses Spiel hat gezeigt, über welchen Charakter diese Mannschaft verfügt. Das war ein unglaublicher Erfolg des gesamten Teams. Das hat einfach riesigen Spaß gemacht. Natürlich dürfen wir so nicht in ein Spiel starten, aber wir haben einen Weg gefunden, uns den Sieg zu sichern. Die Fans waren einfach unglaublich und haben uns geholfen, das Momentum auf unsere Seite zu ziehen."
Ricky Hickman (Brose-Aufbauspieler): "Wir hatten letztes Jahr, als ich in Mailand spielte, eine Partie gegen Darussafaka Istanbul, in der wir einen Rückstand von 21 Punkten aufgeholt haben. Aber so etwas wie heute habe ich noch nicht erlebt. Ich bin einfach auf jeden Einzelnen stolz. Wir haben hervorragend verteidigt. Hoffentlich ziehen wir die Lehren aus diesem Spiel, denn unser erstes Viertel war einfach nur schrecklich."
Rolf Beyer (Brose-Geschäftsführer): "Im Fernsehen habe ich das Halbfinale Oldenburg gegen Ulm gesehen, da betrug die Differenz 23 Punkte, aber selbst erlebt habe ich so etwas noch nicht. Ich empfinde unglaublich viel Stolz für Andrea Trinchieri, seinen Stab und die Mannschaft, weil sie alle das gezeigt haben, was man braucht - nämlich Charakter."
Luka Mitrovic (Brose-Power-Forward): "Das war das verrückteste Spiel, das ich jemals gespielt habe. Wir sind schlecht gestartet, aber dann aufgewacht. Danke an die Fans für die fantastische Atmosphäre. Sie haben uns bei der Aufholjagd sehr geholfen."
Dorell Wright (Bambergs Topwerfer): "Dafür lebst du als Sportler, als Basketballspieler. Die Atmosphäre war verrückt. Die Fans waren definitiv der sechste Mann. Das ist meine erste Erfahrung in der Euroleague, und sie ist großartig."