Bei den Brose Baskets ist Ohrensausen programmiert
Autor: Peter Groscurth
Bamberg, Mittwoch, 10. Juni 2015
Mit einer Handy-App testeten wir, welcher Lärmpegel in der Frankenhölle erreicht wird. Klar, so ein Spiel setzt Adrenalin frei. Doch permanente, dröhnende Beschallung ist auch ein Stressauslöser - und kann das Gehör schädigen.
Der Orkan ist zurück oder kurz "Bam ist back", wie es auf so vielen Plakaten in der Stadt heißt. 6800 Fans verwandeln die Brose Arena wieder in die "Frankenhölle". Gegen den FC Bayern München steigt das erste Finalspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft und ohrenbetäubender Lärm stimmt alle ab 15 Uhr darauf ein, wie sehr den Anhängern dieses Gänsehaut-Feeling gefehlt hat. Die Kulisse in der vollbesetzten Halle raubt wirklich jedem den Atem.
Vor dem Start spielt das Bamberger Bläser-Ensemble "Blech g'habt" erst einmal in fast schon ruhiger Atmosphäre von 86 Dezibel die Nationalhymne. Der Auftakt zum eigentlichen Höllenspektakel: Geräuschpegel von 100 Dezibel und mehr prägen danach die Atmosphäre.
Wie in der Disco
Cornelia Schley steht mit ihren Freundinnen Sandra, Claudia und Patrizia ganz vorne unter den harten Fans.
Leider entwickelt sich das Spiel alles andere als positiv für die Oberfranken. Jochen Giel und Alexa vom Fan-Club Freak-City machen aber weiter einen Mordslärm mit ihren Trommeln, beide erreichen so 98 Dezibel - dies ist der Geräuschpegel eines Riesen-Trucks in nicht einmal zehn Metern Entfernung. Jochen hat seinen Sohn Julian dabei und sagt: "Ich lasse mir kein Spiel entgehen. Die Stimmung hier ist einmalig - da kann keine andere Arena mithalten."
Michael Messingschlager ist ebenfalls mit seinem Sohn da. Der fünfjährige Milan ist aber vorsichtig, hat Ohrenschützer auf, die den Lärm um ihn herum dämpfen. "Die Schützer zieht er sich vorher immer selbst an, da muss man ihn gar nicht extra dazu auffordern", sagt sein Vater. Stolz geht der Kleine neben ihm durch die Halle und wedelt dabei mit der Fahne der Bamberger Basketballer.
Fast schon himmlisch still
Jasmin steht derweil draußen, tippt in ihr Smartphone. Sie flüchtete vor der Hitze und dem tosenden Jubel. Kein Wunder: Die junge Frau ist schwanger, in zwei Monaten soll ihr Kind zur Welt kommen. "Ich brauche ein wenig frische Luft und Ruhe", meint sie lächelnd. Fast schon himmlisch stille 61 Dezibel herrschen bei ihr. Nur ein wenig lauter ist es, als Stefan Höppler und seine Freunde Jürgen Graser sowie Peter Hoffmann ihr Pausen-Bier an der frischen Luft genießen: "Das Final-Feeling ist immer wieder grandios und Nervenkitzel pur!"
Nicht gesundheitsfördernd
Mediziner schlagen übrigens angesichts solcher Spiele die Hände über dem Kopf zusammen. Freak-City und die Bamberger Fans entfachen Dezibel-Stürme, die nicht gerade gesundheitsfördernd sind. Bei Lärm um die 100 Dezibel für die Dauer von 80 Minuten sei die zulässige Belastung für eine Woche erreicht, warnen Gesundheits-Experten. Schätzungsweise 15 Millionen Deutsche leiden unter einer Hörschwäche. Solche Ängste sind den meisten Bamberger Fans wohl aber ziemlich wurscht - ihr Team hat trotz aller Anfeuerungen leider gegen die Bayern verloren. Doch die Münchner sollten sich warm anziehen, wenn es am kommenden Sonntag dann zum zweiten Heimspiel in Freak-City kommt.