Druckartikel: Basketballerinnen der DJK Brose ohne Druck gegen den Liga-Krösus

Basketballerinnen der DJK Brose ohne Druck gegen den Liga-Krösus


Autor: Michael Schwital

Bamberg, Dienstag, 18. November 2014

Die Basketballerinnen der DJK Brose Bamberg starten in der 2. Bundesliga erfolgreich durch. Der Grüne Stern Keltern, am Samstag zu Gast in der Stauffenberghalle, ist voll auf Aufstieg programmiert. Das macht dem Sportlichen Leiter Sebastian Hader keine Angst.
Drei gut gelaunte Herren in verantwortlichen Funktionen an der Seite der erfolgreichen Bamberger DJK-Basketballerinnen in der 2. Bundesliga, v. l.: Co-Trainer Walter Tadda, Sportlicher Leiter Sebastian Hader, Cheftrainer Ulf Schabacker. Foto: sportpress


Nach dem Abstieg aus der Bundesliga sind die Lichter in Sachen Bamberger Damen-Basketball nicht ausgegangen. Acht Spiele sind absolviert in der 2. Bundesliga Süd, die DJK Brose Bamberg ist unbesiegt. Am Samstag (15 Uhr) steht das Gipfeltreffen der ungeschlagenen Teams an. Zu Gast bei der Mannschaft von Trainer Ulf Schabacker in der Stauffenberghalle ist der Grüne Stern Keltern. Wir unterhielten uns zuvor mit Sebastian Hader, dem Sportlichen Leiter der DJK Brose Bamberg.

Abstieg aus der Bundesliga - gewohnt unvermeidlicher Umbruch in Verein und Team. Und nun acht Siege in acht Spielen der 2. Bundesliga Süd bisher. War das zu erwarten?
Sebastian Hader: Als Erstliga-Absteiger wird einem ja ein Stück weit automatisch die Favoritenrolle in der 2. Liga zugeschrieben. Darin haben wir uns selbst nie gesehen.

Immerhin hat eine komplette erste Fünf der Vorsaison den Verein verlassen, und Spielerinnen aus der zweiten Reihe sind in verantwortliche Rollen geschlüpft, was auch eine Etage tiefer eine nicht zu unterschätzende Herausforderung ist. Dazu fünf junge, für die dieses Niveau Neuland war, und eine Katharina Gröger, die verletzungsbedingt zwei Jahre überhaupt nicht spielen konnte. Von daher wäre es vermessen gewesen, das bisherige Abschneiden in dieser Form zu erwarten. Ich beobachte Trainer und Mannschaft oft im Training und bin sehr stolz auf die Entwicklung, die wir seit unserem Auftakt-Trainingslager Ende August auf und neben dem Feld genommen haben. Umso mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung verdienen unsere Damen. Wir ernten derzeit viel Lob, was uns bestätigt und zugleich anspornt, weiterhin mit viel Engagement und Herzblut um die Gunst von Zuschauern und Sponsoren zu werben. Ich bin überzeugt davon, dass Bamberg das Potenzial dazu hat, auch im Damen-Basketball einer der besten Standorte in Deutschland zu sein.

Ist die DJK Brose Bamberg gerüstet für das Spitzenspiel gegen Keltern, was wird die Partie entscheiden?
Wenn uns vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir am neunten Spieltag im Duell der beiden ungeschlagenen Teams um die Tabellenführung kämpfen, hätten wir uns wahrscheinlich alle angeschaut und mit dem Kopf geschüttelt. Nichtsdestotrotz ist dieser Erfolg kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer langen Vorbereitung, intensiver Trainingsarbeit und leidenschaftlicher Vorstellungen. Eine solche werden wir auch am Samstag sehen, da bin ich mir sicher. Keltern ist individuell sicherlich stark besetzt, die bessere Mannschaft sehe ich aber bei uns.

Keltern steht im Ruf, mit aller Macht und den dazu nötigen finanziellen Mitteln in die Bundesliga zu wollen. Gleichzeitig hat es Dirk Steidl, der Grüner-Stern-Manager, geschafft, während der laufenden Saison eine Änderung des Spielrechts der Damen-Bundesligen zu erreichen. Hat sich Herr Steidl mit diesem Vorgehen Freunde gemacht?
Keltern war ohne große Rücksicht auf Verluste bereit, die Damen-Basketball-Bundesliga mitten im laufenden Wettbewerb zu verklagen, um seine Interessen hinsichtlich der Quotenregelung durchzusetzen. Was das für den Sport und die Vereine bedeutet hätte, war unkalkulierbar, weshalb alle übrigen Zweitligisten zur Vermeidung größeren - auch betriebswirtschaftlichen - Schadens einem faulen Kompromiss zugestimmt haben. Demzufolge muss Keltern jetzt nicht mehr wie jeder andere Verein drei deutsche Spielerinnen einsetzen, sondern kann eine durch Marina Steidl ersetzen. Sie ist Serbin, die Frau des Managers und die einzige, die von dieser umständlich gefassten, bis Saisonende gültigen Neuauslegung des Paragraphen 10 der Spielordnung der Damen-Bundesliga profitiert. In unseren Augen ging es hier nicht um Bedenken bezüglich des EU-Rechts und schon gar nicht um den deutschen Damen-Basketball, sondern einzig und allein um den eigenen Wettbewerbsvorteil. Denn die alte Quotenregelung war seit 2009 allgemein bekannt und bot für alle die gleichen Voraussetzungen. Man hatte also lange genug Zeit, seine Hausaufgaben zu machen oder das Thema außerhalb des Spielbetriebs im Austausch mit allen Beteiligten zu klären. Clubintern waren wir uns daher einig, dass wir unter moralischen Gesichtspunkten gegen den Vergleich hätten stimmen müssen. Aufgrund der nicht vorhersehbaren Folgen einer Klage haben wir aber unserer Verantwortung für die Liga und den Sport Rechnung getragen. So erging es vielen Mitstreitern, die wie wir Zeitpunkt sowie Art und Weise des Kelterner Vorgehens als extrem unsportlich empfanden.

Hat Bamberg angesichts der aktuellen Erfolge bereits wieder das Rüstzeug für die 1. Liga im Damen-Basketball, oder ist der Sprung nach oben für Sie Zukunftsmusik?
Wie groß der Sprung von der 2. in die 1. Liga ist, sieht man aktuell an Bad Aibling, das als Aufsteiger mit einer Bilanz von bislang einem Sieg bei acht Niederlagen ähnlich zu kämpfen hat wie wir in den beiden Erstliga-Spielzeiten. Wir wehren uns nicht gegen den Erfolg, denken aber auch schon weiter. Die Weihnachtspause wird Gelegenheit zu einem Zwischenfazit und Gedankenspielen über die Zukunft bieten. Unser Ziel war es von Anfang an, ein Team mit einer gesunden Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen aus der Region aufzubauen, und mit unserer Leidenschaft Fans, Partner und Sponsoren anzustecken. Daran hat sich nichts geändert, insofern verspüren wir da keinen Druck und konzentrieren uns weiter auf unsere Aufgabe. Zwischen der 2. und der 1. Liga liegen Welten. Ohne die sportliche Basis und ein breites finanzielles Fundament würde die Rückkehr zu einem Ritt auf der Rasierklinge.


Eigens für Keltern

Jeder Deutsche ist Europäer. Jeden Europäer macht das EU-Recht zum Deutschen, wenn es um die Berufsausübung geht. Auf diesen Grundsatz hat sich der Manager der ambitionierten Kelterner Zweitliga-Basketballerinnen, Dirk Steidl, berufen, um die "Deutschenregelung" in der 2. Damen-Liga auszuhebeln - mitten in der Saison. Bisher galt, dass immer drei deutsche Spielerinnen auf dem Feld stehen müssen. Dagegen argumentierte Steidl mit dem EU-Recht, dass alle EU-Bürger im Beruf den deutschen Arbeitnehmern gleichgestellt seien. Steidl drohte der Liga-Geschäftsführung: die "Deutschenregelung" sei nicht EU-konform. Was hat der Kelterner Manager, der gar ein Ultimatum stellte, in seinem Streit mit den Liga-Verantwortlichen erreicht? Seine Ehefrau Marina, eine Serbin, gilt nun als Deutsche, wenn sie im Trikot des Grünen Sterns Keltern in der 2. Liga aufläuft. Die Liga-Geschäftsführung erfüllte somit die Forderung Steidls, die nun nur Keltern nutzt, aber nicht den anderen Zweitliga-Vereinen, weil es in der 2. Liga keine weitere EU-Spielerin gibt, die dem Vergleich Liga - Steidl gerecht wird. Zur Saison 2015/16 soll laut Liga-Spitze die Quotenregelung dann im Einklang mit EU-Recht stehen.

Der geänderte Paragraph

Paragraph 10 der Spielordnung in der aktuellen Fassung vom 29. Oktober, "Deutschenregelung" für die 2. Liga: Jede Bundesligamannschaft ist verpflichtet, in jedem Bundesligaspiel von Spielanfang bis Spielende jederzeit drei Spielerinnen, die Staatsangehörige eines EU-Mitgliedsstaates oder eines EU-assoziierten Staates sind, auf dem Spielfeld zu haben... Es werden (bei fehlender deutscher Staatsbürgerschaft) nur Spielerinnen angerechnet, die sich seit mindestens 01.01.2013 ununterbrochen legal in Deutschland aufhalten und als Berufsspielerinnen spätestens seit dem 01.09.2014 bis mindestens zum Saisonende 2014/15 bei einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsentgelt von über 450 EUR/Monat legal vertraglich an ihren Verein gebunden sind."