Bambergs Motto: Frust verdrängen und kämpfen
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Mittwoch, 16. November 2016
Nur 48 Stunden nach der bitteren Niederlage gegen Roter Stern Belgrad ist Brose Bamberg im Baskenland bei Vitoria Gasteiz gefordert.
Die Szene unmittelbar vor der Schlusssirene trieb Bambergs Trainer Andrea Trinchieri beinahe in den Wahnsinn. 24 Sekunden vor Schluss hatten die Bamberger beim Spielstand von 78:79 mit dem letzten Angriff die Möglichkeit, die Partie für sich zu entscheiden. In einer Auszeit machte der Italiener seinen Jungs klar, dass er bei diesem entscheidenden Spielzug auf Darius Miller setzt. Der Scharfschütze im Brose-Team, der zuletzt das Bundesliga-Spiel in Gießen (79:77) mit seinem Last-Minute-Treffer zugunsten des deutschen Meisters entschieden hatte, dribbelte an der Dreierlinie herum, zog dann entschlossen zum Korb, verfehlte aber gegen die hart verteidigenden Serben das Ziel. Zum fünften Mal verloren die Bamberger in der Euroleague eine Partie mit vier oder weniger Punkten.
"Hätten anderes Ende verdient"
"Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Was müssen meine Spieler noch machen, dass sie einen Foulpfiff bekommen", zeigte sich Trinchieri nach der erneut knappen Niederlage frustriert und betonte: "Ich stehe hinter meinen Jungs, liebe sie dafür, wie sie gekämpft haben. Sicher haben wir uns drei, vier Fehler erlaubt, die Roter Stern genutzt hat, aber wir hätten ein anderes Ende verdient."Foul oder nicht beim letzten Wurf - die Bamberger schafften es wieder nicht, rechtzeitig den Sack zuzumachen. Als sie im dritten Viertel mit tollem Passspiel und den drei Dreiern in kurzer Folge von Nicolo Melli den Zehn-Punkte-Rückstand aus der ersten Halbzeit wettgemacht und sich erstmals eine Führung mit fünf Zählern erarbeitet hatten, gestatteten sie postwendend dem Ex-Berliner Marko Simonovic zwei Dreier. Damit hauchten sie den Serben wieder Leben ein. Und 24 Sekunden vor dem Ende waren die Brose-Jungs unkonzentriert und ermöglichten Charles Jenkins die letztlich entscheidenden Punkte aus dem Schnellangriff heraus.
Jetzt gilt es, diese Pleite schnell abzuhaken, denn am Donnerstag (20.30 Uhr) wartet in Vitoria bereits das nächste Euroleague-Abenteuer auf das Brose-Team, das sich gestern von Nürnberg aus mit einem eigens gechartertem Flugzeug auf den Weg ins Baskenland gemacht hatte. Nach der Partie geht's sofort zurück, um vor dem Bundesliga-Schlager am Sonntag (15.30 Uhr) in Berlin wenigstens ein bisschen zuhause regenerieren zu können.
Voigtmann trumpft in Vitoria auf
Die Basken kassierten am Dienstag in Mailand eine 76:88-Niederlage, weisen aber mit 4:3 Siegen immer noch eine positive Bilanz auf. Der Final-Four-Teilnehmer der letzten Saison baute seine Mannschaft gehörig um. Fabien Causeur wechselte nach Bamberg. Im Gegenzug setzt der neue Trainer Sito Alonso auf einen jungen Deutschen: Der Ex-Frankfurter Johannes Voigtmann hat sich in Vitoria bestens eingelebt und unterstreicht mit über elf Punkten und sieben Rebounds im Schnitt, dass er auch in der Euroleague eine gute Rolle spielen kann. Topwerfer ist der Italiener Andrea Bargnani mit 17 Zählern. "Natürlich sind wir gefrustet, aber wir kämpfen weiter. Es sind noch 23 Spiele in der Euroleague bis zu den Play-offs, da ist gar nichts entschieden. Dass es bisher nicht wunschgemäß lief, damit müssen wir leben und jetzt das Feld von hinten aufrollen", fordert Lucca Staiger, der mit seinen Qualitäten beim Distanzwurf für die Bamberger immer wichtiger wird.